Gestern erreichte die Auseinandersetzung um den Verbleib des Notquartiers Gudrunstraße in Wien-Favoriten einen neuen Höhepunkt. Mit solidarischer Unterstützung von über 200 Menschen traten die Beschäftigten in einen ersten Warnstreik.
Dem aktuellen Stand des Konflikts rund um das vom Arbeitersamariterbund – Wohnen und Soziale Dienstleistungen (ASB-WSD) betriebene Notquartier geht schon ein längerer Kampf der Beschäftigten um gute sowie sichere Arbeitsplätze und für eine bessere Unterbringung jener Menschen, die auf die Einrichtung angewiesen sind, voran. Durch das große Engagement der Beschäftigten konnte in den letzten Monaten auch eine erste Aufstockung des Personals erreicht werden.
Als „Dankeschön“ Applaus und ein Corona-Cluster
Gleichzeitig führte die schlichte Unmöglichkeit Mindeststandards im Schutz vor Covid-19 einzuhalten dazu, dass sich im Notquartier ein Corona-Cluster bildete. Eine der davon betroffenen KollegInnen schilderte gestern in einem eindringlichen Redebeitrag ihre Erfahrungen mit der Krankheit sowie ihren Ärger über die Zustände, die dazu geführt haben. Darüber hinaus erklärten sich in zahlreichen Redebeiträgen nicht nur der eigene Betriebsrat, sondern auch KollegInnen aus unterschiedlichen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, BetriebsrätInnen aus der Caritas, Initiativen wie Sozial aber nicht blöd und die Initiative Sommerpaket sowie nicht zuletzt KOMintern mit einer Solidaritätsbotschaft von Selma Schacht als AK-Rätin und Betriebsratsvorsitzen mit dem Kampf um die „Gudi“ solidarisch und forderten gemeinsam grundlegende Verbesserungen für die Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich. Denn die mittlerweile verklungene Applaus vom letzten Jahr nutzt den tatsächlichen „HeldInnen des Alltags“ leider wenig.
Scheinheilige Worte, leere Versprechen und offene Verarsche
Scharfe Kritik von verschiedenen Seiten wurde bei der gestrigen Kundgebung in Richtung des letztendlich Verantwortlichen, Sozialstadtrat Peter Hacker, geäußert. Unmittelbar vor der Protest- und Streik-Versammlung ließ sich dieser medial dafür abfeiern, das Winterpaket nun noch ein paar Monate verlängert zu haben. In den sozialen Medien dann dafür kritisiert, dass trotz Verlängerung ausschließlich jenes Notquartier, in dem die Beschäftigten öffentlich auf Missstände aufmerksam gemacht haben, geschlossen werden soll, regnete es neben sattsam bekannten Floskeln zusätzlich im Grunde skandalöse Unterstellungen gegen die Beschäftigten seitens des Sozialstadtrats. Denn Peter Hacker, der regelmäßig von „linken“ Kräften in der Sozialdemokratie zur Halbikone stilisiert wird, äußerte seine Bedenken darüber, dass „einige Angestellte den Zustand von Betroffene[n] als Vorwand nehmen, um sich Vorteile für den eigenen Arbeitsvertrag zu schaffen.“
Völlig zurecht wurde diese Unterstellung auch von den Anwesenden zurückgewiesen und der Stadtrat verwechselt wohl hier die üblichen parteipolitischen Ränkespiele und Verquickungen, mit denen er sich sonst auseinandersetzt, mit dem ehrlichen Engagement von Menschen um eine tatsächlich würdige Unterbringung von Wohnungslosen und den Einsatz für Arbeitsplatzsicherheit.
Der Kampf geht weiter!
Eines wurde an diesem nicht von den Gewerkschaftsspitzen, sondern tatsächlich von der betrieblichen Basis organisierten Streik klar: die KollegInnen sind dazu entschlossen, weiterhin für den Erhalt des Notquartiers zu kämpfen und weitere Aktionen sind bereits in Planung. Die KollegInnen können sich dabei auf die Unterstützung von vielen solidarischen Menschen nicht nur innerhalb des eigenen Betriebs, sondern weit darüber hinaus verlassen. Auch KOMintern wird diese Auseinandersetzung weiterhin tatkräftig unterstützen. Gudi bleibt!