Im Frühjahr noch als „HeldInnen des Alltags“ gefeiert und mit Applaus auf den Straßen und von Balkonen dafür bedacht, dass sie das öffentlichen Leben am Laufen hielten, ist es in der nunmehrigen zweiten Corona-Welle merklich still um die Grundversorgungsleistenden geworden.
Für einen kurzen Augenblick flackerten im damaligen Scheinwerferlicht auch die miserablen Löhne und Gehälter sowie schlechten Arbeitsbedingungen und Belastungen dieser vorwiegenden sogenannten „Frauenbranchen“ auf. Im jetzigen Lockdown ist es dagegen merklich still um die „HeldInnen des Alltags“ geworden.
Und es sind in der Tat allem voran Heldinnen, darunter nicht zuletzt zahlreiche migrantische, die diese Arbeit verrichten. Denn 76% des Gesundheits- und Sozialwesens wird von weiblichen Beschäftigten getragen, die Pflege ist ohnedies als Frauendomäne bekannt, ebenso der Lebensmitteleinzelhandel mit deutlich über 2/3 weiblicher Beschäftigter und einer Vielfalt struktureller Benachteiligung für Frauen, oder die analog liegende Reinigungsbranche mit ihren skandalös niedrigen Erwerbseinkommen.
Die stärker männerdominierten Bereiche wie etwa Baumärkte oder der KfZ-Handel sind derweil – zu Recht – heruntergefahren. Für die ins Homeoffice resp. Versand verlegten Handelstätigkeiten wiederum besteht für Frauen dabei die ungebrochene Herausforderung Berufstätigkeit, Kinderbetreuung, Haushaltsführung und zusätzlichem Homeschooling unter erschwerten Bedingungen und vielfachen Zerfransungen zwischen Erwerbs- und Reproduktionsarbeit zu managen.
Die einstig großspurig angekündigten Sofortprämien wie der Corona-1.000er, verbindliche Gefahrenzulagen sind weitestgehend ebenso Schnee von gestern wie die unumgängliche Aufwertung dieser wahrhaft systemrelevanten Sektoren durch kräftige Lohnerhöhungen und mittelfristige Schließung der sektoralen Lohnspreizungen, weitreichende Arbeitszeitverkürzung und umfassende Verbesserungen der Arbeitsbedingungen.
Stattdessen wird fortgefahren wie eh und je. Selbst der Beifall ist verklungen, während die zweite Corona-Welle mit neuer Wucht durchs Land fegt und die einstigen und jetzigen „Heldinnen des Alltags“ an vorderster Front das öffentliche Leben aufrecht erhalten, dem Virus auf vielfältigste Weise zu Leibe rücken und einer verstärkten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
Zeit, mit den Herrschenden Tacheles zu reden – anstatt sich erneut billig und bestenfalls symbolisch abspeisen zu lassen!