AUA-KV: Was erlauben Bordpersonal!

Es sei Aufgabe der Sozialpartnerschaft Lösungen zu finden und nicht abstimmen zu lassen, so Flughafen-Wien Vorstand und Luftfahrtchef der Wirtschaftskammer Günther Ofner. Freimütiger, knapper und treffender kann man das „sozialpartnerschaftliche Gehaltsverhandlungsarrangement“ über die Köpfe der Beschäftigten hinweg kaum formulieren. Indessen hat die Gewerkschaft vida das Angebot des AUA-Managements allerdings bekanntlich dem in ihr gewerkschaftlich organisierten Bordpersonal zur Abstimmung vorgelegt und diese haben es mit überwältigender Mehrheit als unzureichend abgelehnt.

Während „Urabstimmungen“ über KV-Verhandlungsergebnisse in Österreichs Gewerkschaften ansonsten auch heute noch ein außerhalb des Horizonts liegendes Fremdwort markieren, hat sich die Gewerkschaft vida dahingehend zur löblichen Ausnahme gemausert. Und das betrifft nicht erst den aktuellen KV-Konflikt des AUA-Bordpersonal der AUA, sondern zuletzt auch beispielsweise den KV-Auseinandersetzungen im Bereich der Privatkrankenanstalten. 

Umso beachtlicher, dass sich bemerkenswerte 90% der nicht minder bemerkenswerten 88% der an der Abstimmung teilgenommen habenden Gewerkschaftsmitglieder gegen die Annahme des Angebots und damit für die Weiterführung des Arbeitskampfs ausgesprochen haben. Jenes war nach 20 Verhandlungsrunden und dem u.a. 36-stündigen Streik Ende letzten Monats zum vorangegangenen Angebot zwar leicht verbessert, aber „der Unterschied zum bisherigen Angebot ist nur minimal“, wie Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt herausstreicht.

Entsprechend würde das Angebot des AUA-Managements für das Bordpersonal weiterhin, wenn überhaupt, gerade einmal die Inflation abdecken. Und das nach jahrelangem rigiden Sparkurs auf Kosten der Pilot:innen und Flugbegleiter:innen, hunderte Millionen schwerem Gehaltsverzicht der Beschäftigten im Corona-Grounding, Kürzung der Betriebspensionen und einem Gehaltsschema des AUA-Personals auf der unteren Sprosse des Lufthansa-Konzerns – mit im Schnitt 40% weniger Gehalt als die Lufthansabelegschaft.

Dabei hat die AUA letztes Jahr einen Rekordumsatz und Rekordgewinn von 2,35 Mrd. bzw. 127 Mio. Euro geschrieben und segelt die Passagierzahlen betreffend wieder annähernd auf Vor-Corona-Niveau. Zudem griff der Republik der AUA in der Corona-Krise mit einem 450 Mio. schweren Hilfspaket unter die Flügel: 150 Mio. Euro als nicht zurückzuzahlende Finanzspritze aus Steuergeldern und 300 Mio. Euro staatlich garantierte Kredite – ohne, anders als bei der Konzernmutter in Deutschland seitens Berlins, staatliche Beteiligung als Gegenleistung und damit ohne gesellschaftliche Kontrollmöglichkeiten des Konzerns.

Die dafür angeblich gegebene 10-Jährige Standortgarantie für Österreichs einstige „Prestige-Airline“ und damit auch Standing des Flughafens Wien/Schwechat wiederum, ist den billigen Handschlag nicht wert, wie die zuletzt aufgefahrenen Drohgebärden des AUA-Vorstands die Airline gegebenenfalls zur Disposition zu stellen zeigen. Dergleichen galt auf jeweilige Weise schon für Stellantis/Opel in Wien-Aspern, LG Elektronics/ZKW in Wieselburg oder für MAN Steyr – um nur die bekanntesten in Erinnerung zu rufen. Regierungen von Rang würden denn auch – nebenbei bemerkt – sofort die Finanzspritzen zurückfordern (die bei der AUA im Grunde weitgehend an die Aktionäre ausgeschüttet wurden) bzw. hätten diese an glasklare Bedingungen und Garantien binden müssen.

Das gewerkschaftliche und Ziel des Bordpersonals bleibt indes mit vollem Recht die Gehaltsanpassung an den Lufthansa-Mutterkonzern. Stattdessen droht CEO Annette Mann Gewerkschaft und Belegschaft seit längerem unverhohlen, entweder sie fressen die konzerninterne Gehaltskluft und das Angebot oder die AUA könnte durch eine Billigairline ersetzt werden. Und spielte auch nach der Zurückweisung der neuerlich versuchten billigen Abspeisung durch das Bodenpersonal erneut auf der Erpressungs-Klaviatur eines möglichen Endes des „Standort Wiens“ und Gedanken über die „Zukunftsfähigkeit“ der Fluglinie. Sekundierend wird dem AUA-Management dabei noch von den Wirtschaftsvertretern der WKO und Industriellenvereinigung, die es als regelrechten Affront betrachten, dass die Beschäftigten selbst ein Wörtchen über ihre Arbeits- und Lebensinteressen mitsprechen, anstatt aus den Nachrichten auf der abendlichen Couch das „denkbar beste Ergebnis“ zu erfahren und hinzunehmen.

Demgemäß bläst der AUA (und dem Flughafen Wien-Schwechat) nun zu Recht ein anderer gewerkschaftlicher Wind ins Gesicht und werden das Management der zur Kranich-Billigtochter downgegradete Austrian Airlines und demnächst wohl erneut auch wieder ihre Vögel auf den Boden geholt. Da mögen Management und Wirtschaftsfunktionäre noch so erbost frei nach Giovanni Trappatoni aufschreien: „Was erlauben Bordpersonal?!“. Für Trappatoni hieß es kurz darauf übrigens den Hut zu nehmen.

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