„Tausende können nicht mehr heizen“

Am heutigen Donnerstag ruft die Kommunistische Jugend zur Opernball-Demo auf. Aus diesem Anlass dokumentieren wir ein Interview mit der KJÖ-Aktivistin Elena in der Jungen Welt.

Treffpunkt: 19:00, Keplerplatz

Sie organisieren eine Demonstration gegen den Opernball am 16. Februar in Wien. Wieso protestieren Sie gegen ein Fest?

Die Frage bekommen wir oft gestellt. Wir gehen gegen das, wofür der Opernball steht, auf die Straße und nicht gegen den Opernball an sich. Das ist ein Unterschied zu anderen Demonstrationen, wie etwa jener gegen den Ball des Wiener Kooperationsringes der schlagenden Burschenschaften. Hier geht es uns nicht vorrangig darum, den Ball zu verhindern, sondern darum zu zeigen, was falsch in der Gesellschaft läuft, vor allem die Ungleichheit. Der Opernball ist ein Ball der Reichen: 350 Euro Eintritt, 23.000 bis 50.000 Euro für eine Loge. Und während die Reichsten der Reichen gemeinsam mit Kapital und Politik sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sich mit Champagner und Kaviar vergnügen, wissen viele in Österreich nicht, wie sie angesichts der Teuerungen über die Runden kommen sollen.

Wie ist die soziale Situation in Österreich?

Die großen Probleme sind Mieten, Lebensmitteleinkäufe, Heizen. Gerade in diesem Winter ist das besonders schwierig. 40.000 Menschen können in ihren Wohnungen nicht heizen. Wir sehen hier einen gewissen Widerspruch, und auf diesen Widerspruch wollen wir aufmerksam machen. Man glaubt es oft gar nicht, aber in Österreich ist die Ungleichheit der Vermögensverteilung besonders stark. Die Schere zwischen Arm und Reich geht sehr weit auseinander und geht immer weiter auseinander. Das reichste eine Prozent besitzt mehr als 50 Prozent. Das liegt auch daran, dass es in Österreich keine Erbschaftssteuer gibt. Beim Opernball ist ein Gaston Glock geladen, der sein Milliardenvermögen mit Waffenverkäufen gemacht hat. Man sieht daran schon, wofür der Ball steht. Wir gehen auf die Straße, um die anderen 90 Prozent der Bevölkerung in den Blick zu rücken und unseren Forderungen eine Öffentlichkeit verschaffen.

Mit welchen Ideen werden Sie denn auf die Straße gehen?

Wir haben die Demonstration mit drei gezielten Forderungen, die es jetzt dringend in Österreich braucht, angemeldet. Das sind zum einen Erbschafts- und Vermögenssteuern. Und zum anderen tatsächlich saftige Lohnerhöhungen. Und was passiert mit den Gewinnern der Krise? Im kapitalistischen System ist es so, dass es in jeder Krise Gewinner gibt. Die Verlierer sind immer die Arbeiter. Der halbstaatliche Energiekonzern OMV hat gerade mit fünf Milliarden Euro Rekordgewinne eingefahren. Kommt das der Allgemeinheit zugute – oder wird es an ein paar Aktionäre aufgeteilt? Die Arbeiter haben diesen Gewinn erwirtschaftet, und daher muss er abgeschöpft und vom Staat auf Bildung und Pflege verteilt werden.

In den 1980ern und 1990ern war die Opernballdemonstration ein Fixpunkt der Linken in Wien. Sie war damals auch sehr militant. Wieso haben Sie beschlossen, gerade diesen Protest wiederzubeleben?

Wir haben die Demonstration bereits 2017 wiederbelebt, aber während der Pandemie war es schwierig, sie aufrechtzuerhalten. Aber aufgrund der aktuellen Krise liegt es auf der Hand, dass darauf hingewiesen werden muss, was in der Gesellschaft falsch läuft und was man ändern kann.

Was sind Ihre Pläne für den Tag?

Wir treffen uns am Keplerplatz im 10. Bezirk und marschieren bis knapp vor die Oper. Auch andere Gruppen aus dem linken und kommunistischen Spektrum unterstützen die Demonstration. Wir wollen uns von anderen linken Partydemos abgrenzen. So wird es durch einen Wohnbezirk gehen, um unseren Forderungen eine Bühne zu verschaffen. Das schaffen wir, wenn wir anstatt durch die Innenstadt durch einen Bezirk gehen, in dem tatsächlich die Leute leben, die wir ansprechen wollen. Es wird einige wenige Reden geben, aber es soll vor allem ein kämpferischer und lautstarker Protest sein.

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