Europaweit protestieren AlevitInnen mit Freunden vor den türkischen Botschaften gegen die skandalöse Begnadigung von Ahmet Turan Kılıç durch Erdoğan in der Türkei. So gestern Freitag 7.2. auch in Wien.
Ahmet Turan Kılıç ist einer der Drahtzieher und Täter des Sivas-Massakers vom 2. Juli 1993. An jenem Tag versammelten sich zahlreiche Intellektuelle, SchriftstellerInnen, Kulturschaffende und JournalistInnen, vorwiegend alevitischen Glaubens – am Geburtsort des Ende des 16. Jahrhunderts hingerichteten alevitischen Glehrten und Dichters Pir Sultan Abdal – in Sivas.
Die Veranstaltung wurde daraufhin von einem islamistisch motivierten und dschihadistisch aufgepeitschte Mob angegriffen und auf das Hotel, in dem diese stattfand, ein Brandanschlag verübt. Gleichzeitig hinderte der Mob die Veranstaltungs-TeilnehmerInnen an der Flucht aus dem Feuer. 33 TeilnehmerInnen des alevitischen Festivals und 2 Hotelangesellte verbrannten in den Flammen. Die damalige Regierung Çiller hat das Massaker 8 Stunden lang live über die Fernsehsender ausstrahlen lassen. Obwohl die Sicherheitskräfte die Möglichkeit in der Hand gehabt hätten, einzuschreiten und das geplante Massaker zu verhindern, haben sie das Pogrom untätig zugelassen.
Ahmet Turan Kılıç wurde später wegen des Massenmordes zunächst zum Tode verurteilt und seine Strafe nach der Abschaffung der Todesstrafe in lebenslängliche Haft umgewandelt. Nun hat ihn Erdoğan begnadigt. Während gegen die linke, kurdische, gewerkschaftliche und demokratische, sowie nicht zuletzt auch alevitische Opposition ungebrochen eine regelrechte Hexenjagd durchs Land am Bosporus rollt, hat er den Sivas-Schlächter auf freien Fuß gesetzt. Eine offene Verhöhnung der alevitischen Opfer und zugleich politisches Kalkül um seinen bröselnden reaktionären Herrschaftsblock zu kitten.
Gegen diesen Affront und politischen Schritt des „neuen Sultans am Bosporus“ protestieren AlevitInnen und Linke quer durch Europa und legen gemeinsam schwarze Kränze vor den türkischen Botschaften nieder.
In Wien die AABF (Föderation der Alevitischen Gemeinden in Österreich), ATIGF (Föderation der ArbeiterInnen und Jugendlichen aus der Türkei in Österreich), ADHF (Föderation für demokratische Rechte in Österreich), VTID (Verein der ArbeiterInnen aus der Türkei in Wien) und KOMintern (Kommunistische Gewerkschaftsinitative – International)
- Wir vergeben den Mördern nicht und vergessen nicht!
- Für Völkermord und Massaker kann es keine Verjährung geben!
- Die AKP-MHP Regierung wird durch unseren gemeinsamen Kampf geschlagen!
- Hoch die internationale Solidarität!