Da kriegt einer nicht genug: Am Dienstagvormittag gab der REWE-Konzern bekannt, dass der Brutto-Gesamtumsatz mit Billa, Billa Plus, Bipa, Adeg und Rewe Austria Touristik um 9,6 % auf 10,45 Milliarden Euro gesteigert hat. Parallel forderte Rewe-Chef Marcel Haraszti eine Ausweitung von der Laden-Öffnungszeiten auf 80 Stunden. Derzeit darf 72 Stunden offengehalten werden. Schon diese Liberalisierung aus dem Jahre 2003 brachte den Handelsbeschäftigten einen rigorosen Prekarisierungsschub ihrer Arbeits- und Lebensverhältnisse und auch viele kleine HändlerInnen um ihre Existenz. Denn eine Ausdehnung der Öffnungszeiten führt nicht zu einem Anstieg der Stundenausmaße und einer Stabilisierung der Arbeitsbedingungen, sondern zu einer weiteren Zerfransung des Arbeitstags und einer massiven Flexibilisierung. Eine Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten führt auch nicht zu einem größeren Umsatz, sondern nur zu einer Verschiebung der Umsätze von den kleinen Händlern zu den großen Konzernen.
Außerdem ziehen zu den ohnehin schon rigoros flexibilisierten Arbeitsverhältnissen im Handel noch immer entgrenztere Arbeitszeiten ein. So werden Beschäftigte immer früher in die Filialen beordert, um Einkäufe ab sechs Uhr morgens zu ermöglichen. Parallel werden für Aktionstage bereits um zwei oder drei Uhr in der Nacht die Regale bestückt und im Akkord Wurstplatten für die Öffnungszeit belegt. Hinzu zu dieser völligen Entgrenzung der Arbeit kommen begleitend noch besonders miese Zuschlagsregelungen der Mehr- und Nachtarbeit im Handel.
Nicht nur im Handel würde dies zu einem weiteren Auseinanderziehen des Arbeitstages führen, sondern in vielen anderen berufen auch. Wenn um Mitternacht eingekauft werden soll, muss auch die Infrastruktur dafür bereitstehen: Betreuungseinrichtungen, (öffentlicher) Verkehr, Lieferungen und vielen mehr.
Nein zu weiteren Öffnungszeiten! Wer kann sich noch erinnern: Vor 20 Jahren war am Samstagnachmittag Zeit für Privatleben, Familie, Hobbies. Heute stauen sich viele vor Einkaufszentren und in Shoppingmeilen.
Wir fordern stattdessen: Arbeitszeitverkürzung, Verbot von geteilten Diensten, Dienstpläner ein Monat im Vorhinein, Reduzierung von Betriebs- oder Öffnungszeiten durch die 4-Tage-Woche (was auch der Umwelt guttut)!