Entweder kräftiger Abschluss oder die Rollläden runter und dicht machen!

Heute und morgen setzen die Handelsbeschäftigten mit Protest-Aktionen und Warnstreiks (diesesmal auch im Großhandel) nochmals ihren Arbeitskampf fort, bevor es am Freitag ums Eingemachte geht: Die Abgeltung der Inflation, eine Reallohnerhöhung, Verbesserungen im Rahmenrecht und die Zurückschlagung des ungeheuerlichen Frontalangriffs der Wirtschaftsvertreter auf das KV-System im Land.

Nachdem der Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer Peter Buchmüller (vormaliger WKO Bundesspartenobmann Handel) von den Gewerkschaften allen Ernstes eine „Entschuldigung“ für die Streiks (sic!) forderte und den Verhandlern der Handelsunternehmen zugleich ausrichten ließ: „Ich würde mit diesen Leuten nicht mehr verhandeln, wenn sie sich nicht entschuldigen“, legte sein Nachfolger und neue Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Rainer Trefelik in Gutsherrenmanier zuletzt nochmals nach. Schlucken Gewerkschaft und Handelsbeschäftigte das mit 8% deutlich unter der rollierenden Inflationsrate von 9,2% liegende Oktroy der Wirtschaftsvertreter nicht, kann es heuer auch zu gar keinem KV-Abschluss kommen und der Handelsverband „empfiehlt“ den Handelsbetrieben einfach einseitig eine zudem noch rechtlich unverbindliche 1,2% unter der Teuerung liegende Gehaltserhöhung für die 430.000 Handelsbeschäftigten. Das wäre – zumal den größten Branchen-Kollektivvertrag Österreichs betreffend – ein derart massiver Frontalangriff und Breschenschlag in die heimische KV-Landschaft, dass er eigentlich den gesamten ÖGB mit einer geballten Antwort auf den Plan rufen müsste.

„Während in vielen anderen Branchen zeitgleich Abschlüsse über der Inflationsrate erzielt werden, blockieren die Arbeitgeber des Handels weiter. (…) Das aktuelle Angebot weit unter der Inflationsrate würde für hunderttausende Beschäftigte, darunter mehrheitlich Frauen, einen massiven Einkommensverlust bedeuten. Die Vorstellung mancher Arbeitgeber ist respektlos und lebensfremd“, so die zuständige Gewerkschaft GPA zu Recht. Dabei sind die miserablen Einkommen sowie schlechten, vielfach katastrophalen Arbeitsbedingungen (dieser vorwiegenden „Frauenbranche“) geradezu sprichwörtlich. Allem voran im Lebensmittelhandel mit seinen 78% weiblichen Beschäftigten, die zudem überwiegend in (Zwangs-“)Teilzeit arbeiten und in einer Vielfalt struktureller Benachteiligung stehen. Dazu haben die KollegInnen im Handel über die Einbußen der Hochinflation seit 2016 zudem noch weit überdurchschnittliche Einbußen der Kaufkraft ihrer KV-Mindestlöhne (von – 6,2%) zu verkraften.

Dem nicht genug, ziehen zu den ohnehin schon rigoros flexibilisierten Arbeitsverhältnissen im Handel, noch immer entgrenztere Arbeitszeiten ein. So werden – wie die GPA hinsichtlich der teils regelrecht unwürdigen Praxen in der Branche vor zwei Jahren drastisch hervorhob –, Beschäftigte immer früher in die Filialen beordert, um Einkäufe ab sechs Uhr morgens zu ermöglichen. Parallel werden für Aktionstage bereits um zwei oder drei Uhr Nachts die Regale bestückt und im Akkord Wurstplatten für die Öffnungszeit belegt. Hinzu zu dieser völligen Entgrenzung der Arbeit kommen begleitend noch besonders miese Zuschlagsregelungen der Mehr- und Nachtarbeit im Handel.

Und gerade Wien – mit der zweitgrößten Anzahl an Handelsbeschäftigten nach Niederösterreich –, Stammsitz des Textil- und Modehauses „Popp & Kretschmer“ des Handelsobmanns Rainer Trefelik, liegt hinsichtlich der Quote an unterbezahlten Handelsbeschäftigten dazu sogar noch an der Spitze. Vor diesem Hintergrund kann es nur heißen: Entweder ein kräftiger KV-Abschluss oder die Rollläden runter und dicht machen!

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