Handeln im Handel!

Neben den Metallern und der Sozialwirtschaft (SWÖ) hakt es auch in den Handels-KV-Verhandlungen wieder einmal ordentlich. Nachdem zu­nächst auch nach 2 Runden noch nicht einmal ein Ange­bot der Wirtschaftsvertreter vorlag, wurde zwischenzeitlich der dreiste Ver­such einer billigen Abspei­sung auf den Tisch gelegt. Läppische +5% und eine Einmalzahlung von 800 Euro. Damit gilt es nach und über die Wiederaufnahme Betriebsversammlungen hinaus die gewerkschaftliche Schlagzahl nochmals eine Stufe weiter zu erhöhen.

Denn immerhin haben die Handelsbeschäftigten zum gegenwärtig größten Reallohn- und Kaufkraftverlust seit Beginn der Aufzeichnungen durch die Hochinflationszeit hinzu seit 2016 zudem noch weit überdurchschnittliche Einbußen der Kaufkraft ihrer KV-Mindestlöhne (von -6,2%) zu verkraften, wie jüngste Daten der Statistik Austria ausweisen.

Vor diesem Hintergrund nimmt sich die gewerkschaftlich geforderte Gehaltserhöhung von +11% (bei einer rollierenden Inflation für Handelsbeschäftigte von 9,2%) bzw. das neue gewerkschaftliche ‚Gegenangebot‘ von 9,5% plus 40 Euro Fixbetrag realiter ohnehin nur als äußerst moderate Reallohnsteigerung aus.

Mit ihren läppischen 5% jedenfalls, können denn auch die Handelsspartenvertreter „sch*****“ gehen. Und zu Recht charakterisieren die gewerkschaftlichen VerhandlungsführerInnen die von den Wirtschaftsvertretern vorgelegte, behübschende Einmalzahlung lediglich als „Schnittlauch auf dem Brot“.Denn Einmalzahlungen bekommt man, wie ihr Name schon besagt, genau nur ein einziges Mal. Entsprechend erhöhen sie auch das Gehalt um keinen mauen Cent, was spätestens in der nächsten KV-Runde drastisch schlagend und spürbar wird, da sich Kollektivvertragsverhandlungen auf die Gehälter als Ausgangsbasis beziehen. Verbuchte man derartige Einmalzahlungen sonach fälschlich als Gehaltserhöhung, summierte sich der Einkommensverlust auf das Lebenseinkommen gerechnet denn auch auf zig- und abertausende Euros.

Was die Wirtschaftsvertreter in ihrer unredlichen Dramatisierung und ihrem dagegen angeschlagenen Katzenjammer, wie betont, geflissentlich unter den Tisch kehren ist, dass der Handel im Großen und Ganzen keinem internationalen Wettbewerb ausgesetzt ist (sieht man von partiellen internationalen Onlinehandelskonkurrenten ab). D.h. aber, dass Kollektivverträge u.a. auch regeln, dass es im Geschäftsfeld einheitliche Gehälter gibt. Es gibt daher in einer wie dem Handel strukturierten Branche und notorischen Niedriglohnsektor auf KV-Niveau keine Lohnkonkurrenz. Höhere Gehälter für alle, ändern daher nichts an der Konkurrenzsituation. Vielmehr herrscht ein gravierender Personalmangel.

Die miserablen Löhne und Gehälter sowie schlechten, vielfach katastrophalen Arbeitsbedingungen und Belastungen (dieser in vielen Sektoren vorwiegenden „Frauenbranche“) dagegen sind demgegenüber nur allzu bekannt. Allem voran im Lebensmittelhandel mit seinen zuletzt 78% weiblichen Beschäftigten, die zudem überwiegend in Teilzeit bzw. „Zwangs-“Teilzeit arbeiten und in einer Vielfalt struktureller Benachteiligung stehen. Mit etwas über 1.800 bis 1.900 Euro brutto lässt sich, erst recht in Teuerungszeiten, nicht über die Runden kommen, geschweige denn eine Familie ernähren. Noch weniger mit einer Teilzeitstelle. Denn auch Teilzeitbeschäftigte müssen ganze Energierechnungen, Einkäufe und Mieten zahlen und sie trifft die volle Inflation!

Angesichts der Frotzelei der Handelsunternehmen war es nur umso richtiger, den Protest auch auf die Straße zu tragen und die Betriebsversammlungen wieder aufzunehmen. Um die Gewerkschaftsforderungen durchzusetzen wird es allerdings einer weiteren, darüber hinaus gehenden Erhöhung der gewerkschaftlichen Schlagzahl und Kampfformen bedürfen. 

Update: Dass die Betriebsversammlungen für den Fall, dass es zu keiner substantiellen Bewegung der Wirtschaftsvertreter kommt zwischenzeitlich ein erste Welle von Warnstreiks beschlossen haben, ist ein kämpferisches Zeichen in die richtige Richtung.

> Die Abgeltung der Inflation, Reallohnerhöhungen und Sicherung unserer Kaufkraft werden sich nur mit entsprechendem Druck erreichen lassen!

> Keine faulen Kompromisse! Konsequenter gewerkschaftlicher Kampf um die geforderte Erhöhung!

> Her mit der Arbeitszeitverkürzung, stabilen und langfristigen Dienstplänen und Mehrstundenzuschlägen von 50% für alle!

> Sollten die Handels-Unternehmer und ihre Wirtschaftsvertreter weiterhin blockieren: sofortige Einleitung weiterer forcierter gewerkschaftlicher Arbeitskampfmaßnahmen und Streiks!

> Urabstimmung über einen etwaigen Abschluss am 28.11.!

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