Unsere Antwort zu MAN Steyr:
Klassenkampf – Enteignung – und Zukunft der Produktpalette
Geht es nach MAN, ist die Schließung des Werks in Steyr bereits beschlossene Sache. 2.300 KollegInnen würden damit auf die Straße gesetzt werden. Zusätzliche rund 2.000 weitere Beschäftigte wiederum wären in der Zulieferindustrie betroffen. Parallel mit der Verschiebung der definitiven Entscheidung über die Zukunft gab der Betriebsrat heute „interne“ Verhandlungen mit möglichen „Investoren“ bekannt.
Noch vor dreieinhalb Jahren galten das Werk und sein Standort in Steyr als zukunftsweisender Vorzeigebetrieb – unter anderem für den Elektro-betriebenen innerstädtischen Liefer- und Personenverkehr der Zukunft. Entsprechend medienwirksam ließ sich etwa auch der damalige Bundeskanzler Christian Kern im Führerhaus des neuen MAN eTrucks in Steyr ablichten und kündigte Verkehrsminister Jörg Leichtfried begleitende Bundessubventionen an.
Kein Zufall – besaß das ehemals staatliche Traditionswerk Steyr-Damiler-Puch AG doch bereits in den Jahrzehnten vor seiner Privatisierung und Verkauf an MAN (bzw. eines anderen Teils an Volvo) einen guten Namen in den Sparten der Bus-, Lkw und Automobilproduktion.
Heute steht das Werk nach dem Abgreifen öffentlicher Subventionen und monatelang steuerlich finanzierter Kurzarbeit durch die Krise vor dem Aus. Der erst 2019 abgeschlossene Standortvertrag wurde seitens der Konzernleitung kurzerhand aufgekündigt. Die Produktion soll vom Industriestandort Steyr zur Profitmaximierung durch Billiglöhne und mangelnde Arbeiterrechte in Länder wie Polen und die Türkei verlagert werden.
Aber auch die heute seitens des Betriebsrats kolportierten möglichen Interessenten am Werk, wie der bekannte Investor Siegfried Wolf oder die eventuelle Bietergruppe rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit), lassen bereits im Vorfeld keinen Zweifel daran, dass ihnen die bisherigen Löhne „zu hoch“ sind und sie im Falle einer etwaig zustande kommenden Übernahme auf breiter Front den Sparstift anzusetzen gedenken.
MAN – Swarovski – Opel: das immer selbe Konzern-Monopoly
Vergleichbares zieht bekanntlich unter anderem auch gerade der Swarovski-Konzern in Tirol durch. In Wien wiederum fiel jüngst das traditionsreiche Opel-Werk Aspern, im Neu-Besitz desfranzösischen Automobilkonzern PSA (Peugeot, Citroen, DS), dem Konzern-Monopoly zum Opfer.
Anstatt auf den konzernintern entfachten Konkurrenzkampf allerdings mit einer länderübergreifenden, gemeinsamen, solidarischen und kämpferischen Gewerkschaftsstrategie zu antworten und die Erpressungen der Beschäftigten durch die Konzern-Bosse geeint zurückzuschlagen, setzte die Gewerkschafts-Führung auf „Abkommen“ mit Einbußen um „den Standort zu erhalten“ und bejammerte nach dem dennoch folgenden Kahlschlag des Standortes hilflos die „Wortbrüchigkeit“ der Konzernzentrale.
Einen Arbeitskampf um den Erhalt der Arbeitsplätze zog der Opel-Betriebsrat noch nicht einmal in Betracht, sondern zog stattdessen schulterzuckend sogleich die Sozialplan-Karte aus dem Talon. Und das zudem noch vor dem Hintergrund, dass Opel im Sommer 2018 mit 1 Mio. Euro seitens der Stadt Wien, die größte Unterstützung eines Einzelunternehmens seit zwei Jahrzehnten bekommen hat – um „den Standort zu erhalten“. Eine Stadtregierung von Rang, würde denn auch – nebenbei bemerkt – sofort die Investition zurückfordern (bzw. hätte sie schon seinerzeit an klare Beschäftigungsgarantien gebunden).
Für den Erhalt unter öffentlichen Kontrolle und eine zukunftsfähige Produktpalette
Als KOMintern stehen wir freilich dem klimapolitisch desaströsen Hype um einen elektromotorisierten Individualverkehr ablehnend gegenüber, da Elektroautos (wie heute von Umweltministerin Gewessler vorangetrieben) dem Vollgas in die Klimakrise in keinster Weise Einhalt gebieten würden. Allerdings können Elektro-LKWs im Rahmen einer echten Verkehrswende eine wichtige Funktion im (nahen) Liefer- und Wirtschaftsverkehr spielen.
Ähnliches (und noch eindeutiger) gilt für die Rolle von Bussen im öffentlichen Verkehr und die Notwendigkeit eines rigorosen Öffi-Netzausbaus. Gleichwohl gilt auch hier: so unumgänglich zugleich deren Umstellung auf emissionsärmere Antriebe ist, stehen wir einem bloßen Ersatz des Dieselantriebs durch Batteriebetrieb aus vielerlei Gründen skeptisch gegenüber. Dass Elektromobilitätslösungen jedoch nicht zwingend mit Batterie-Fahrzeugen gleichzusetzen ist, zeigt schon allein ein flüchtiger Blick auf das O-Bus System in Salzburg.
Wie dem im Einzelnen auch immer: genau dahingehend verfügt MAN Steyr über ein ebenso ausgezeichnetes Know-how, wie eine entsprechend hochqualifizierte Belegschaft, die nötigen Forschungs- und Entwicklungsqualitäten sowie einen modernen Maschinenpark. Zu alledem steht der Betrieb auch noch auf einer wirtschaftlich soliden Basis und besitzt die Potenz eines äußerst zukunftsfähigen Produktportfolios.
- Auf den Profitmaximierungs-Kurs, das Lohndumping und die regionalen Kahlschläge MANs gilt es mit einer länderübergreifenden, gemeinsamen, solidarischen und kämpferischen Gewerkschaftsstrategie zu antworten!
- Nein zur Werks-Schließung, faulen Kompromissen oder Einbußen bei den Beschäftigten!
- Für das Werk in Steyr fordern wir (spätestens zum bereits absehbaren Scheitern eines zufriedenstellenden Ergebnisses der jetzigen sog. „internen“ Verhandlungen) die sofortige Zwangsverstaatlichung und öffentliche, klimagerechte Weiterführung!