Die Eisenbahner, ihre Tarifrunde und ihre Rolle als Lokomotive für die KV-Landschaft und eine sozial-ökologische Verkehrswende
Parallel zur 3. KV-Runde Metall fällt am 21. Oktober nun auch die 2. KV-Runde der Eisenbahner. Damit sind nun beide gewerkschaftlichen Zugpferde im Rennen um die heimische KV-Landschaft.
Während den Metallern mit ihrer Verhandlung des österreichischem „Leit-“KV nach den desaströsen „Krisenabschlüssen“ im Vorjahr heuer ganz unmittelbar eine nochmals besondere Bedeutung und Verantwortung als gewerkschaftliche Lokomotive zukommt, die auch die Weichen für die in Folge anstehenden Herbst- und Frühjahrs-Lohnrunden stellen wird, gilt ähnliches (vermittelter) auch für die Kollegen und Kolleginnen der Eisenbahn und ihre Schlagkraft.
Und haben die Metaller den wieder angesprungenen Konjunkturmotor, Wirtschaftsboom und die sprudelnden Profite der Metall-Unternehmen auf ihrer Seite, so die EisenbahnerInnen zur geänderten wirtschaftlichen Großwetterlage noch die dringend gebotene Verlagerung des Güter- und Personenverkehrs auf die Schiene. Eine sozial-ökologische Verkehrswende bedingt in diesem Zusammenhang zugleich umfassende Attraktivierungen für die Beschäftigten, sprich: kräftige Erhöhung der Löhne und Gehälter und erheblichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die enorm gewachsenen Belastungen abzubauen und die immer weitere Arbeitsverdichtung wieder zu reduzieren, sowie eine Ausbildungs- und Einstellungsoffensive in die Wege zu leiten und das Personal in jeder Hinsicht aufzustocken.
Denn, um den Tätigkeitsbereich Bahn mit Winfried Wolf, auch mal zu umreißen: „Mechatronikerinnen und Schlosser halten Fahrzeuge instand. Fahrerinnen und Fahrer sind bis spät in die Nacht und am frühen Morgen für uns unterwegs … auch samstags und sonntags. Ingenieurinnen und Ingenieure zeichnen für die Sicherheit von Brücken, Tunneln, Schienen und Oberleitungen verantwortlich. Verwaltungskräfte nehmen Beschwerden entgegen, Reinigungskräfte säubern die Fahrzeuge und Bahnhöfe und kümmern sich im Winter um die Beseitigung von Schnee und Eis. Der klimaschonende Schienenverkehr wird von Menschen gemacht.“ Die hier und dort bisweilen teilweise outgesourcten Tätigkeiten (deren Wiedereingliederung gefordert ist) wiederum, lassen sich leicht durch eine Weiterführung der Aufzählung wie Schaffner und Schaffnerinnen, Fernverkehr mit Übernachtungen an den Zielbahnhöfen der Strecken oder im Ausland, Ticketverkauf und Beratungen an den Bahnhofsschaltern usw. gegenrechnen.
Dazu kommt, ohne rigorosen Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Fläche, eines breiten umgebungsnahen Zugangs samt Anbindungen an die Bahnhöfe (mittels entsprechender Parkplätze und/oder öffentlicher Shuttledienste), und einem massiven Gegensteuern gegen die bereits jetzt bis zum Bersten ausgelasteten bzw. vielfach bereits überlasteten Hauptachsen zu den Haupt-Pendelzeiten, samt der dafür notwendigen Zuggarnituren entsprechenden Komforts, wird eine ökologische Verkehrswende des Personenverkehrs schlicht nicht zu haben sein. Klimaticket hin oder her. Und das bedarf nicht nur der nötigen Investitionen in die Infrastruktur, sondern ebenso des dafür notwendigen Personals und entsprechend attraktiven Arbeitsplätzen für die Beschäftigten.
Dasselbe gilt für die unumgängliche Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Auch hierfür kann es nicht bloß bei einer geänderten Gleisanschlusspolitik und einem Ausbau des Schienennetzes (inkl. Überhol- und Ausweichgleisen) sowie einer innovativen Güterwagenflotte sein Bewenden haben, sondern bedarf es – neben dem Ganzzugverkehr und dem Kombinierten Verkehr – auch etwa einer Renaissance des sog. Einzelwagenverkehrs, samt der für diese Verlagerungen notwendigen Umschlagterminals und Logistikzentren. Und auch diese erfordern das nötige Personal – vom dafür erforderlichen Rangierpersonal, über Lokführer und Lokführerinnen bis zu IT-Technikern und –Technikerinnen der Bahn 4.0 – mit entsprechenden Löhnen und Arbeitsbedingungen.
Kurz und gut: Wer von Verkehrswende, zumal einer sozial-ökologischen, spricht, kann und darf von der Arbeit und Beschäftigung im Verkehrsbereich nicht schweigen. Damit entscheiden die KV-Runden der EisenbahnerInnen und der öffentlichen Verkehrsbeschäftigten insgesamt auch immer stärker die Perspektiven einer Verkehrswende mit.
In Deutschland hat die GDL zudem auch gerade vorgemacht wie man eine kämpferisch-erfolgreiche KV-Runde führt. Und im Schulterschluss der beiden Zugpferde der heimischen Gewerkschaften lässt sich über die unmittelbaren Branchen-KV-Abschlüsse auch eine Bresche in die Tarifrunden in Österreich schlagen.