Zurecht haben PRO-GE und GPA auf den Affront der Wirtschaftsvertreter in der 2. KV-Runde Metall die Verhandlungen unterbrochen und österreichweit Betriebsrät:innen-Konferenzen einberufen.
Dabei ist die Forderung der Metaller:innen mit 11,6% bei einer rollierenden Inflation von 9,6% ohnedies schon unverständlich niedrig ausgefallen. Selbst die Wirtschaftsvertreter der Metalltechnischen Industrie zeigten sich bei Forderungsübergabe noch sichtlich erstaunt, hatten sie doch mit deutlich höheren Lohn- und Gehaltsforderungen der Gewerkschaft gerechnet.
Mit ihrem Gegen-„Angebot“, die Beschäftigten mit 2,5% (anstatt der geforderten 11,6%) und einer Einmalzahlung von 1.050 Euro (die umgerechnet im Schnitt 1,8% entspräche) – und damit satten Reallohnverlust – abspeisen zu wollen, haben die Vertreter der Metalltechnischen Industrie das Fass allerdings zum Überlaufen gebracht. „Die Arbeitgeberseite will sich tatsächlich aus der Verantwortung stehlen“, so die gewerkschaftlichen Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). „Denn das Angebot des FMTI mit 2,5 Prozent ist deutlich unter der relevanten Inflationsrate von 9,6 Prozent. Auch die zusätzlich angebotene Einmalzahlung in Höhe von 1.050 Euro kann den massiven Reallohnverlust niemals ausgleichen. Sie ist zudem nicht nachhaltig und verpufft rasch, während Preise und finanzielle Belastungen immer weiter steigen“ – sprich: es würde einen massiven, dauerhaften Reallohnverlust bedeuten.
Dass sich die Knillche an der Spitze des FMTI und der Wirtschaftsvertreter diesbezüglich abermals durch grotesk-hanebüchene Argumentationen und Berechnungsmethoden hervortun, ist ein alter, sattsam bekannter Hut, der nur mit jedem Herbst platter wird. Zwar nie um einen neuen Humbug verlegen, lohnt es noch nicht einmal mehr, auf dessen alljährlich kredenzten neuen Stuss einzugehen. Insofern sei es denn auch bei dem Hinweis belassen, dass während selbst die Pensionen um 9,7% angehoben werden, er die Lohn- und Gehaltserhöhungen mit etwas salopp und vereinfacht 4,3% (Ist-Erhöhung plus Schnitt der Einmalzahlung) auf vergleichsweise deutlich unter die Hälfte herunter- und schönzurechnen versucht.
Entsprechend haben die Metaller:innen nun von 12. bis 16. Oktober sieben regionale BR-Konferenzen einberufen, um die Betriebsrätinnen und Betriebsräte der gesamten Metallindustrie über die Verhandlungen zu informieren, das weitere Vorgehen zur Diskussion zu stellen und die Einberufung von Betriebsversammlungen in die Wege zu leiten.
Das übliche, zum bloßen Ritual erstarrte jährliche pro-forma-Säbelrasseln – an das sich die gewerkschaftlichen Verhandler noch trotzig klammern – samt schlussendlicher Degradierung der Kampfbereitschaft der Kollegen und Kolleginnen zur bloß „sozialpartnerschaftlichen“ Verhandlungsmasse wird allerdings nicht ausreichen und tendiert dazu, unterm Strich vielmehr zu Apathie und Resignation zu führen. Der Unmut und die Kampfbereitschaft unter den Kollegen und Kolleginnen ist angesichts des regelrechten Erodierens der sozialen Verhältnisse denn auch allemal hoch.
Die Zeiten der „Zugeständnisse von oben“ und „sozialpartnerschaftlichen Kompromisse“ am „Verhandlungstisch“ jedenfalls sind definitiv vorbei. Umso dringender bedarf es denn auch eines kämpferischen Kurswechsels, der Herauslösung des ÖGB aus seiner „sozialpartnerschaftlichen“ Orientierung und institutionellen Einbindung und die Wiederherstellung der Klassenfunktion der Gewerkschaften. Eine derartige Umwandlung der Gewerkschaft in ein Kampfinstrument der Lohnabhängigen für ihre Arbeits- und Lebensbedingungen bedingt zugleich ein Ende der eingefahrenen „Stellvertreterpolitik“ für die Arbeitenden. Demgegenüber ist vielmehr unsere eigene Selbstermächtigung stark zu machen. Das ist freilich dem Ideal der „sozialpartnerschaftlichen“ Gewerkschaftsspitze nach „besonnenen ArbeitnehmerInnen“ – die nicht durch Kritik, kämpferischere Einstellungen oder gar eigenem Engagement lästig werden und vor dem Fernsehschirm oder über Social Media noch zufrieden das hinnehmen, was als „das denkbar beste Ergebnis“ des „Ringens am grünen Tisch“ ausgegeben wird –, geradezu diametral entgegengesetzt. Aber unumgänglich!
Angesichts der Frotzelei seitens der Wirtschaftsvertreter Metall gilt es denn auch umgehend die Schlagzahl zu erhöhen und die Weichen auf Einleitung konsequenter Arbeitskämpfe zu stellen. Denn entgegen ihrer vorgetragenen Selbstgefälligkeit und Katzenjammerei, zittern die Unternehmervertreter realiter davor, die Bänder und Maschinen könnten ernstlich still stehen und die Lieferverpflichtungen der vielfach `Just in Time´ produzierenden und gebundenen Industriebranche nicht eingehalten werden.