Die heurigen KV-Verhandlungen bleiben auch nach der inzwischen 7. Runde eine einzige Frotzelei und Provokation seitens der Wirtschaftsvertreter. Läppische +6% an nachhaltiger Erhöhung bei einer rollierenden Teuerungsrate von 9,6%. Und dafür Streichung von Zuschlägen, Mehrstundenverfall, Abschläge bei Montagezuschlägen oder vor allem Frauen betreffend eine Abschaffung der Mehrarbeitszuschläge bei Teilzeitbeschäftigten. Damit können‘s in der Tat „sch* gehen“.
Die Kaufkraft der Reallöhne ist auf das Niveau von 2012 abgerutscht und damit ein sattes Jahrzehnt an Wohlstandszuwachs ausgelöscht. Womit die Beschäftigten im Land in den letzten Monaten den größten Reallohn- und Kaufkraftverlust seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1960er Jahren erlitten haben. 1962 fand aber auch der größte Metallindustrie-Streik der Zweiten Republik statt, der auch die Abschaffung der damaligen eigenen Frauenlohngruppen durchsetzte. In diesem Kontext sei ebenfalls an den erfolgreichen Metaller-Streik 2011 erinnert, mit dem es gelang gegen den alljährlich pünktlich zur KV-Runde angeschlagenen Katzenjammer der Wirtschaftsvertreterl kräftige Lohnerhöhung durchzusetzen.
Heuer begann der Ruf nach ‚Lohnzurückhaltung‘ überhaupt schon im Sommer zu erschallen. Allerdings vermag auch das mediale Konjunkturgejammer und die Panikmache der Unternehmen nicht darüber hinweg zu täuschen, dass die Unternehmensgewinne – um Corona-Subventionen bereits bereinigt – 2022 um satte 24% gestiegen sind. Die Profite der großen börsennotierten Konzerne gar um 42%. Desgleichen die Dividendenausschüttungen an Aktionäre.
Und das Branchen-Flaggschiff Voest hat im Geschäftsjahr 2022/23 überhaupt den höchsten Umsatz und das beste operative Ergebnis seiner Geschichte eingefahren und mit der zweithöchsten Gewinnausschüttung seit dem Börsengang 1995 die Sektkorken der Aktionäre knallen lassen. Entsprechend stellen die VoestlerInnen das Werk ab heute Dienstag 14.00 Uhr auch still. Parallel wird den Großkonzernen mit der aktuellen KöSt-Senkung zu alledem gerade ein neuerliches Gewinnsteuer-Geschenk zugeschanzt.
Mit in Rechnung zu stellen sind darüber hinaus noch die enormen Produktivitätszuwächse der heimischen Industrie und die weit unterdurchschnittlichen Lohnstückkosten Österreichs. Oder anders gesagt, wird die Arbeit immer ergiebiger und fällt der Anteil der Löhne an den Gesamtkosten rapide.
Angesichts der Frotzelei der Wirtschaftsvertreter und ihrer Knillche kann es jetzt nur heißen, die Streiks weiter zu vertiefen (etwa wie geplant anstatt auf Überschneidungszeiten auf sämtliche Schichten auszurollen) und zu unbefristeten auszudehnen. Denn nun entscheiden einzig die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse, unsere Konfliktbereitschaft und die gewerkschaftlichen Kampfformen!