Die heurigen KV-Verhandlungen sind erneut eine einzige Frotzelei und Provokation: Das „Angebot“ der Wirtschaftsvertreter des FMTI von 2,5% und einer Einmalzahlung von 1.050 Euro ist eine reine Verhöhnung. Daran vermag auch die zuletzt notdürftige Beschönigung um einen Fixbetrag von 100 Euro im Monat nicht im Mindesten zu rütteln. Zusammen im Schnitt läppische 5% bei einer Teuerungsrate von 9,6%. Damit „können’s“, um PRO-GE Chefverhandler Binder zu zitieren, in der Tat „sche**** gehen“. Völlig zurecht treten die Metaller und Metallerinnen also in Warnstreiks und stehen die Zeichen auf Kampf.
Zumal die Beschäftigten im Land in den letzten Monaten den größten Reallohn- und Kaufkraftverlust seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1960er Jahren erlitten haben. Die Kaufkraft der Reallöhne ist auf das Niveau von 2012 abgerutscht und damit ein sattes Jahrzehnt an Wohlstandszuwachs ausgelöscht.
Die 1960er wiederum stehen aber nicht nur für den Beginn der Aufzeichnungen der Kaufkraft, sondern 1962 fand auch der größte Metallindustrie-Streik der Zweiten Republik statt, der auch die Abschaffung der damaligen eigenen Frauenlohngruppen durchsetzte.
2011 wiederum gelang es durch Arbeitsniederlegungen und Streikauseinandersetzungen (Warn- und Vollstreiks sowie Betriebsversammlungen) immerhin noch eine Lohnerhöhung von 4,2% bis 5,3% durchzusetzen. Zuvor boten die Wirtschaftsvertreter lediglich 3,65%, plus (bereits seinerzeit) eine Einmalzahlung von 200 Euro.
Heuer begann bekanntlich schon im Juli der Ruf nach ‚Lohnzurückhaltung‘ zu erschallen. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, stimmte bereits zeitlich das altbekannte Einmaleins der Profitlogik an und richtete den Gewerkschaften und Beschäftigten aus, er sehe wenig bis gar keinen Verhandlungsspielraum. Pünktlich zur KV-Runde stimmten die beiden Knillche sowie Wirtschaftsvertreter-Metall dann überhaupt den großen Katzenjammer an.
Allerdings vermag auch das mediale Konjunkturgejammer und die Panikmache der Wirtschaftsvertreter nicht darüber hinweg zu täuschen, dass die Unternehmensgewinne – um Corona-Subventionen bereits bereinigt – 2022 um satte 24% gestiegen sind. Die Profite der großen börsennotierten Konzerne gar um 42%. Desgleichen die Dividendenausschüttungen an Aktionäre.
Und das Branchen-Flaggschiff Voest hat im Geschäftsjahr 2022/23 überhaupt den höchsten Umsatz und das beste operative Ergebnis seiner Geschichte eingefahren und mit der zweithöchsten Gewinnausschüttung seit dem Börsengang 1995 die Sektkorken der Aktionäre knallen lassen. Parallel wird den Großkonzernen mit der aktuellen KöSt-Senkung zu alledem gerade ein neuerliches Gewinnsteuer-Geschenk zugeschanzt.
Mit in Rechnung zu stellen sind darüber hinaus noch die enormen Produktivitätszuwächse der heimischen Industrie und die weit unterdurchschnittlichen Lohnstückkosten Österreichs. Oder anders gesagt, wird die Arbeit immer ergiebiger und fällt der Anteil der Löhne an den Gesamtkosten rapide.
Angesichts der Frotzelei der Wirtschaftsvertreter bezüglich der ohnedies schon unverständlich niedrig ausgefallenen Gewerkschafts-Forderungen, gilt es zurecht umgehend die Schlagzahl zu erhöhen und konsequente Kampfmaßnahmen einzuleiten. Die Wiederaufnahme der Betriebsversammlungen und bis zu 3-stündige Warnstreiks können sonach erst den ersten Funkenflug in der Metallbranche bilden. Denn nun entscheiden einzig die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse, unsere Konfliktbereitschaft und die gewerkschaftlichen Kampfformen! Und das bedingt die Einleitung des forcierten Arbeitskampfes unter konsequenter Mobilisierung und demokratischer Einbeziehung der Beschäftigten. Die Ausdehnung der Warnstreiks auf alle Sparten der Metallindustrie (also auch der der Fahrzeug-, Gießerei-, Nicht-Eisen-Metall-, Eisen- und Stahlindustrie sowie der Gas-/Wärmeerzeuger) ist schon mal ein erster Schritt und Fingerzeig. Also raus vor die Werkstore! Keine faulen Kompromisse und eine Urabstimmung über den letztlichen Abschluss!