Die Papierindustrie im Land liegt nicht nur in vielen Bereichen mit an der Weltspitze und ist in diversen Produktpaletten unter den Weltmarktführern zu finden, sondern bildet zugleich auch eine besonders illustre Branche. Entsprechend ihrer wirtschaftlichen Lage brüstet sie sich nach dem historischen Rekordjahr 2019 denn auch, ihrerseits recht stabil durch das Krisenjahr 2020 gekommen zu sein und blickt auf vielversprechende Zukunftsprognosen.
Pünktlich zur aktuellen KV-Runde „Papierindustrie“ im heimischen Wirtschaftssektor dämpft sie den Beschäftigten gegenüber jedoch das ansonsten wie eine Monstranz vor sich hergetragene Hochglanz-Image. Um den Forderungen der Gewerkschaft Nachdruck zu verleihen, tagten daher unlängst auch die Betriebsratsvorsitzenden des Sektors und berieten die weitere Vorgangsweise. Denn trotz öffentlich betontem „konstruktiven Gesprächsklima“ hakt es kräftig. Daher unterstrichen Gewerkschaft und Betriebsräte im Vorfeld der heutigen 3. KV-Runde auch ihre eigene sowie die gegebene Kampfbereitschaft der Beschäftigten. Ob es sich dabei seitens des gewerkschaftlichen Verhandlungsteams nur um das übliche Säbelrasseln handelt, oder Gewerkschaft und Beschäftigte für ihre Forderungen tatsächlich vor die Werkstore ziehen, wird sich weisen.
Anders als mit dem entsprechenden Druck und Kampfbereitschaft werden sich die gewerkschaftlichen Forderungen gegen Mondi Group & Co auch nicht durchsetzen lassen.
Und das betrifft in dieser Branche generell nicht nur den Multi Mondi, sondern auch Branchen-Platzhirsche wie der adelsgeschlechtliche Traditionsbetrieb und über den Globus verstreute Familienunternehmen Mayr-Melnhof unter Erbfolger Franz VI. Die Karton-Dynastie mit Hauptsitz in Österreich ist nicht nur der größte Kartonproduzent Europas, sondern auch in anderen Sparten in führenden Positionen, zumal im boomenden Geschäftsfeld Verpackung. Zugleich ist das Forstbesitzergeschlecht gleichsam standesgemäß zudem einer der größten Waldbesitzer Österreichs.
Die nicht von blauem Blute, aber von 2000 bis 2002 dafür den blauen Zweiten Nationalratspräsidenten stellende Prinzhorn Familienholding, gefällt sich unter Spross Cord Prinzhorn mehr als Partei-Financier der wirtschaftsliberalen und arbeitnehmerfeindlichen Neos und Besitzer erlauchter Jagdreviere. So kaufte die Prinzhorn-Gruppe noch 2018 um satte 90 Mio. Euro eines der größten niederösterreichischen Jagdgebiete und bootete beim Kauf der Forstwirtschaft in Langau bei Gaming (Bezirk Scheibbs), mit einem Holzvorrat von rund 1,5 Millionen Festmeter, die Konkurrenz aus. Nebenbei werden in diesem, natürlich mit zugehörigem Jagdschloss ausgestatten, Jagdrevier pro Winter 500 Stück Rotwild gefüttert und 150 pro Jahr geschossen. Mit demselben Stolz zählt sich auch die Prinzhorn-Gruppe nach eigenen Angaben zu den europäischen Marktführern in der Recycling-, Papier- und Verpackungsindustrie.
Die in der High Society weniger profilierten Papier-Tiger zeichneten sich zusammen mit den Premium-Unternehmen der Branche in der letzten Dekade vor allem durch satte Profite, teils exorbitante Gewinnausschüttungen und fette Boni aus.
Aber auch hinsichtlich des Krisenjahres 2020 äußert man sich, wie eingangs erwähnt, sehr selbstzufrieden: „Die Papierindustrie kommt stabil durch die Krise“; und verweist selbst auf die Zunahme im wichtigen Sektor der „Verpackungspapiere“: „Hier macht sich vor allem der boomende Onlinehandel durch die Lockdwons bemerkbar“.
Sonach bestehen denn auch beste Voraussetzungen für kräftige Lohnabschlüsse, entsprechende Abgeltungen für ein für die Beschäftigten äußerst anstrengendes Corona-Jahr, eine generelle Arbeitszeitverkürzung sowie weitergehende AZV im vollkontinuierlichem Schichtbetrieb, die 6. Urlaubswoche, und einen Strauß weitreichender anderweitiger Verbesserungen im Rahmenrecht und nicht zuletzt für LeiharbeiterInnen.
Bild: ammutawe, Wikicommons Media (CC BY-SA 4.0)