Die Industrieproduktion dürfte schon im 1. Quartal 2021 das Vorkrisenniveau überschritten haben – frohlockten die Wirtschaftsvertreter gerade. Besonders kräftig brummt der Motor in der Chemieindustrie.
Die Chemie-Branche boomte auch bereits in den zurückliegenden Jahren an der Spitze der heimischen Industriebranchen. Neben florierenden Gewinnen (mit einhergehenden Rekord-Ausschüttungen an Dividenden) verfügt die Branche zudem über die beste Eigenkapitalausstattung aller.
Und wenn sich die chemische Industrie in der Krise auch durchwachsen entwickelte, gehört sie zugleich zu jenen Sektoren, die überdurchschnittlich gut durch die Wirtschaftskrise genommen sind, ja teils sogar satte Sonder-Profite einfuhr.
Darunter etwa die Semperit, die gerade über ihre ungeliebte Medizinsparte (die sie unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie schon abstoßen wollte) mit Schutzhandschuhen (Untersuchungs-, OP-Handschuhe) mehrfach nach oben geschraubte Rekordzahlen bekanntgab – und das Rekordergebnis 2021 nochmals übertreffen will.
Entsprechend gehören gewichtige Teile der Chemie-Industrie auch mit zu den wichtigsten Krisen-Gewinnern. Vergleichbar den Konzernen der Digital- und IT-Industrie, den großen Lebensmitteleinzelhandelsketten, Online-Händlern, Lieferdiensten und der Streaming-Branche oder natürlich Big-Pharma und die Medizintechnik, sowie die Immo-Wirtschaft.
Und der Sekt ist schon kaltgestellt, um – den Branchen-Erwartungen entsprechend – zur nächsten Bilanz die Korken erneut so richtig knallen zu lassen. Zumal auch der globale Chemiemarkt wieder gesamthaft an Fahrt aufnimmt und im Gegenzug zu den ökologischen Herausforderungen der Branche, die EU und die Republik Milliarden aus dem „Green New Deal“-Füllhorn regnen lassen. Branchen-Platzhirsche wie die Semperit sind zu alledem auch bekannt dafür, nach Rekordumsätzen mit Extra-Boni fürs Management und insbesondere Sonderdividenden zu glänzen, um „mit den Aktionären zu feiern“.
Inwiefern allerdings auch die Beschäftigten der Chemieindustrie daran partizipieren werden, wird sich in den aktuellen KV-Auseinandersetzungen und der Vehemenz in der diese geführt wird entscheiden. Dass uns dahingehend kein Cent und Millimeter geschenkt werden wird, ist uns noch aus 2013 in Erinnerung, in dem wir erst nach mehreren Protestaktionen und einstimmigem Streikbeschluss den KV-Abschluss durchsetzen konnten!
Wir fordern:
- Für einen kräftigen Lohn- und Gehaltsabschluss!
- Für eine überdurchschnittliche Anhebung der unteren Einkommensgruppen!
- Für eine spürbare Abgeltung der Corona-Arbeitsbedingungen!
- Kompensationen für all jene, die in Kurzarbeit waren!
- Nein zur Verbetrieblichung der Branchen-Entgelte, gleiche KV-Regelungen für alle!
- Für eine sofortige 6. Urlaubswoche für alle Beschäftigten!
- Für eine kollektivvertragliche Regelung des Homeoffice und das Recht auf Erzwingung einer Betriebsvereinbarung!
- Keine Zustimmung zu den Flexibilisierungs-Ambitionen der Unternehmer!
Bild: SK Sturm Fan, Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)