Trotz dem offiziellen Ende der Corona-Pandemie nimmt die Zahl der Insolvenzen in Österreich weiter zu. Der aktuellen Hochrechnung des Kreditschutzverbandes KSV1970 zufolge meldeten in Österreich im ersten Halbjahr bereits 2.600 Unternehmen Insolvenz an, das bedeutet eine Zunahme von 10,9 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind an die 12.000 Mitarbeiter:innen betroffen, an die 1.900 davon bei der größten Pleite von Kika/Leiner.
Doch auch der Juni scheint keine Besserung zu bringen, haben dieses Monat bereits weitere große Unternehmen wie Salamander/Delka, Forstinger und Herold ebenfalls ihren Konkurs gemeldet. Am stärksten betroffen sind die Branchen Handel inkl. KFZ-Reparatur (473 Fälle), die Bauwirtschaft (447) und der Bereich Tourismus/Gastronomie (346). Sowohl die hohen Energiekosten als auch der Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation feuern gerade im KMU-Bereich die ohnehin schon angespannte Lage weiter an.
Rene Benkö, der CEO der Raubtier-Kapitalisten
Doch wie im Monopolkapitalismus so üblich, gibt es auch Krisengewinner und die sind, wenig überraschend, die Monopolkapitalisten selbst. Am eindrucksvollsten zeigt sich das bei der Pleite der KIKA/Leiner Möbelhandels GmbH, die Rene Benkö einen satten Gewinn von 300 Millionen Euro verschaffte und die von ihren 150 Millionen an Steuerschulden wohl nur um die 20 Prozent zurückzahlen können wird. Doch wie ist es möglich, mit einem krisengebeutelten Unternehmen derart viel Profit zu machen, während 1.900 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren?
Wurde Rene Benkö bei seiner Übernahme des Möbelkonzerns 2018 noch als Heilsbringer verkauft, zögerte er keine Sekunde den Konzern zu verscherbeln. Zuerst wurde das gesamte Osteuropa-geschäft um 200 Millionen Euro verkauft und später die Immobilien von rund 40 Standorten um zusätzliche 200 Millionen Euro. Zusätzlich zu dem Gewinn aus den Verkäufen wurden noch Corona-Hilfen und Energiekostenzuschüsse in Höhe von 9 Millionen Euro eingesammelt. Durch geschicktes Filetieren des Konzerns wurden die profitablen Unternehmensteile, wie der Verkauf der Immobilien, anderen Unternehmen der Signa Holding zugeschanzt um nicht für KIKA/Leiner haften zu müssen. Stattdessen darf die Allgemeinheit für die Kosten der gigantischen Profite von Benkö aufkommen und im Speziellen die 1.900 Mitarbeiter:innen, die ihre Jobs verloren haben.
Forstinger, Salamander/Delka, Herold
Doch auch andere namhafte Betriebe schlitterten in die Insolvenz. Für eine trägt die Bundesregierung direkte Verantwortung, wurde doch mit der Einstellung der Druckversion der „Wiener Zeitung“ das Druckereiunternehmen Herold seines größten Auftragsgebers beraubt. Derweil blicken die über 600 Arbeitende beim Autozubehörhändler Forstinger in eine ungewisse Zukunft. Das Unternehmen wird diese Woche noch einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren stellen. Damit dieses gelingt ist ein Abbau von 20 Prozent der Schulden innerhalb der nächsten zwei Jahre notwendig. Gewissheit herrscht indes bereits beim (auch in seiner Geschichte im ÖGB-Umfeld gewesene) Schuhhändler Salamander/Delka, der alle 37 Filialen in Österreich schließen wird und über 300 Handelsbeschäftigte beim AMS angemeldet hat. Schreiben die Monopole derzeit Rekordgewinne durch die hohen Preise, wird der Kaufkraftverlust für mittlere Unternehmen bereits zur Zerreißprobe. Eine Entwicklung, welche die Monopolisierung noch vorantreiben dürfte
ÖGB steht den Folgen des Kapitalismus zahnlos gegenüber
Seitens der Gewerkschaft vernimmt man hauptsächlich Ratschläge, wie keine einvernehmlichen Auflösungen zu unterschreiben, braucht es doch ein aufrechtes Dienstverhältnis um Anspruch auf Gelder aus dem Insolvenz Fonds zu haben. So wichtig dies ist, können sich die tausenden Kolleg:innen, die mit dürftigen Sozialplänen abgespeist werden, darum recht wenig kaufen. Eine kämpferische Alternative zu dem ganz normalen Wahnsinn des kapitalistischen Systems statt nur die Verwaltung der Folgen wäre die richtige Strategie!