Wasserknappheit – schleichend auf dem Weg nach Österreich 

Auch wenn es die letzten Wochen für den Geschmack so mancher Freizeittätigkeiten vielen etwas „zu viel“ regnet, die Großwetterlage liegt genau umgekehrt. Entsprechend titelte der ORF im März auch noch: „März kalt und zu trocken“. Und ein aktueller Blick auf die Megadürren bzw. den sich dramatisch zuspitzenden Wassermangel in etwa Frankreich, Spanien oder Italien zeichnet ohnedies ein anschaulicheres Bild wohin die Reise geht. Aber auch in Österreich bringt der gegenwärtige Dauerregen keine Entspannung des Grundwasserspiegels. Demgemäß setzten wir, wie angekündigt, auch unsere Serie „Der blaue Planet in der globalen Wasserkrise“ mit einem jüngst erschienen Beitrag von Iris Strutzmann und Thomas Kattnig aus A&W fort. Denn, wie die beiden bereits einleitend zur heimischen Wasserverfügbarkeit zu Recht unmissverständlich festhalten: „Die Klimakrise macht auch vor einem wasserreichen Land wie Österreich nicht Halt. Wie kann dem zukünftig begegnet werden? Die Versorgung der Menschen mit einer qualitativ hochwertigen und leistbaren Trinkwasserversorgung muss jedenfalls oberste Priorität haben.“

Der aktuellste Bericht des UNO-Weltklimarates war alles andere als optimistisch und die Botschaft klar: Werden nicht bald umfassend Maßnahmen gesetzt um der Klimakrise zu begegnen, werden negative sozioökonomische Auswirkungen kaum noch aufzuhalten sein. Davon betroffen ist auch die lebensnotwendige Ressource Wasser. Die Prognosen dazu sind eindeutig: Weltweit wird der Wassermangel zunehmen. Laut IPCC-Bericht sind bei einem Anstieg der Erwärmung um 2 Grad Celsius rund ein Drittel der südlichen Bevölkerung von Wasserknappheit betroffen. Diese Entwicklung macht auch vor dem wasserreichen Land Österreich nicht Halt, wie die Studie „Wasserschatz Österreich“ die im Herbst 2021 vom zuständigen Bundesministerium veröffentlicht wurde, aufzeigt. In dieser Studie wurde erstmalig der österreichische Wasserbedarf der verfügbaren Grundwasserressourcen gegenübergestellt. Es geht klar hervor, dass sich der Klimawandel in Österreich zunehmend auf die Wasserverfügbarkeit auswirken wird. In verschiedenen Klimaszenarien wurde berechnet, wie die Grundwasserversorgung bis 2050 aussehen wird. Das „ungünstigste Szenario“ geht davon aus, dass bis 2050 die Verfügbarkeit von Grundwasser um bis 23 Prozent abnehmen wird. Daher ist davon auszugehen, dass in einigen Regionen die Verfügbarkeit des Grundwassers stärker eingeschränkt wird.

Wer braucht in Österreich das kostbare Nass?

Sowohl die Trinkwasserversorger, die Landwirtschaft, die Industrie und der Tourismus brauchen Wasser. Der Wasserbedarf für das Trinkwasser wird vollständig aus dem Grundwasser gedeckt. Die Studie „Wasserschatz Österreich“ berechnet, dass sich der Wasserbedarf bis 2050 um bis zu 15 Prozent erhöhen wird. Die Landwirtschaft benötigt Wasser um die Äcker zu bewässern und den Durst der Tiere zu stillen. Hier soll sich der Wasserbedarf beinahe verdoppeln. Kritisch könnte auch sein, dass es zu mehr Wetterextremen kommt. Also längere trockene Phasen und heftigere Niederschläge, wie es bereits in den letzten Jahren beobachtet wurde. Dies erhöht den Bewässerungsbedarf und damit den Druck auf das Grundwasser. Aktuell kann der Bedarf aus dem Grundwasser noch in fast allen Regionen Österreichs nachhaltig gedeckt werden. In einzelnen Gemeinden kann der Wasserverbrauch bis 2050 aber um bis zu 50 Prozent steigen. Dies hängt vor allem von der Bevölkerungszunahme und den Auswirkungen der Klimakrise ab. Mit zunehmender Nutzungsintensität werden regionale Nutzungskonflikte wohl unvermeidlich.

Dieses Konfliktpotenzial zeigt sich bereits im Wintertourismus. Kaum ein österreichisches Skigebiet kommt ohne künstliche Beschneiung aus. Daraus resultiert die Frage, wie viel und welches Wasser für die Schneeproduktion genutzt werden darf. Einschränkungen bei der Wasserentnahme zum Schutz der Ressourcen, stellen damit ein Problem für den Wintertourismus dar, der aufgrund größer werdender Skigebiete und steigender Temperaturen mehr Wasser für die Schneeproduktion nutzt.

Was tun, wenn das Wasser knapp wird?

Wie die Studie „Wasserschatz Österreich“ aufzeigt, wird der mengenmäßige Zustand der Grundwasserkörper insbesondere im Osten Österreichs aufgrund der Klimakrise zunehmend kritischer und Wasser zum knappen Gut. Dies stellt die Trinkwasserversorger, die Landwirtschaft und die Industrie vor große Herausforderungen. Bereits heute braucht die Landwirtschaft aufgrund der zunehmenden Trockenheit mehr Wasser um die Äcker mit ausreichend Wasser zu versorgen. Die Studie „Wasserschatz Österreich“ geht davon, dass die Landwirtschaft ihren Verbrauch an Wasser bis zum Jahr 2050 verdoppeln wird. So nimmt bereits seit einigen Jahren im Osten Österreichs die Zahl der Feldberegnungsbrunnen zu. Damit steigt aber auch der Druck auf die Grundwasserspiegel, die immer tiefer sinken. Da es das ganze Jahr über immer weniger regnet, gibt es somit auch immer weniger Grundwasser für alle. Aber das kostbare Nass ist sowohl für die Trinkwasserversorger  als auch den Sektor Landwirtschaft unerlässlich. Was also tun?

Gesetzliche Vorrangregelung für die Trinkwasserversorgung

Um die Verfügbarkeit der Wasserressourcen in Österreich bis 2050 und darüber hinaus zu gewährleisten, sollte für Regionen die mit Wasserengpässen zu rechnen haben, rechtzeitig vorgesorgt werden. Laut Wasserrechtsgesetz steht im Falle von Engpässen die Versorgung mit Trinkwasser an erster Stelle. Dazu braucht es derzeit langwierige Verfahren, damit Trinkwasserversorger ihre Rechte geltend machen können. Daher gilt es bereits jetzt vorzusorgen und das Wasserrechtsgesetz nachzubessern, um potentielle Nutzungskonflikte zu vermeiden. Bereits im Rahmen der Trinkwasserenquete im Bundesrat von 2018 wurde die Wichtigkeit der rechtlichen Lösung im Falle von Nutzungskonflikten und der notwendige Vorrang des Trinkwassers erkannt. Was derzeit fehlt ist eine gesetzliche Vorrangregelung für die Trinkwasserversorgung vor allen anderen Nutzungen. Das aktuelle Regierungsprogramm sieht eine solche Vorrangstellung der Trinkwasserversorgung bei Nutzungskonflikten vor. Dies sollte daher im Lichte der neuen Daten für Österreich rasch umgesetzt werden. Dieser Vorrang sollte jedenfalls entschädigungsfrei erfolgen und wird von der Initiative „Right2Water“ bereits seit Jahren gefordert.

Datenlücken in der Landwirtschaft schließen und Forschung stärken  

Gleichzeitig braucht es Antworten für die Landwirtschaft. Wie soll mit zunehmender Wasserknappheit in der Landwirtschaft gewirtschaftet werden? Kann eine Lösung die Nutzung von Oberflächengewässer für die Landwirtschaft sein? Dazu wären konkrete Daten hilfreich. So stehen in der Studie „Wasserschatz Österreich“ für den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft nur geschätzte Daten zur Verfügung. Es wäre also sinnvoll, diese Datenlücken zu schließen. So könnten beispielsweise verpflichtende Zähler bei Grundwasserentnahmen zu besseren Daten führen. Oder braucht es insgesamt eine nachhaltigere Landbewirtschaftung, die mit weniger Wasser auskommen kann? Wie kann die landwirtschaftliche Bewirtschaftung so angepasst werden, dass sie insgesamt weniger Wasser braucht? Wie können hier Lösungen aussehen? Hierzu könnte die Forschung Antworten liefern.

Sanierung der Trinkwasserrohe finanziell absichern

Der Rechnungshof weist in seinem Bericht „Förderungen in der Siedlungswasserwirtschaft“ auf einen stark steigenden Sanierungsbedarf der Trinkwasser-, aber auch der Abwasserleitungen in Österreich hin. Die Prüfer:innen hielten kritisch fest, dass die für den Werterhalt notwendigen Sanierungsraten sowohl bei der Trinkwasserversorgung als auch bei der Abwasserentsorgung in den von ihnen geprüften Jahren 2014 bis 2018 deutlich unterschritten wurden. Aus ihrer Sicht drohen Umweltschäden, etwa, wenn Abwasser ins Grundwasser gelangt und dieses somit verunreinigt wird. Zudem führen Wasserverluste bei lecken Wasserleitungen zu Trinkwasserverlusten. Dies kann mit einem Austausch der Rohre verhindert werden. Städte und Gemeinden leisten für die Sanierungen ihren finanziellen Beitrag. Es braucht aber auch zukünftig weiterhin die finanzielle Unterstützung seitens des Bundes, damit diese Sanierungen zügig vorangehen können. Um das Budget der Städte und Gemeinden nicht überzustrapazieren, sind vor allem auch auf europäischer Ebene Schritte notwendig: Investitionen in die öffentliche Daseinsvorsorge und zur Erreichung der Klimaziele dürfen nicht als Defizit bei den EU-Budgetregeln gelten.

Fazit

Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für die Verfügbarkeit der Wassermenge dar. Sie wirkt sich aber auch auf die Wasserqualität aus, denn steigende Temperaturen in Flüssen, Seen sowie im Grundwasser verändern die mikrobielle Zusammensetzung und beeinträchtigten die Ökosysteme. Daher sind alle Anstrengungen vorzunehmen, um die Klimakrise einzubremsen und Nutzungskonflikten vorzubeugen. Die Nutzung der so wertvollen Grundlage des Lebens muss jedenfalls in allen Lebensbereichen bewusster erfolgen. Das beginnt beim einzelnen Individuum und endet bei der wirtschaftlichen Nutzung des Wassers. Mit Investitionen in Forschung und Entwicklung kann durch verbesserte Technik für mehr Wassereffizienz gesorgt werden. Damit auch in Zukunft ausreichend Wasser in sehr guter Qualität für alle da ist.

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