Wasser, das lebensspendende Nass, ist das neben Luft einzige Element, das der Mensch nicht ersetzen, also durch etwas anderes subsituieren kann. Und die Wasserknappheit nimmt drastisch zu. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung leidet saisonal mittlerweile unter akutem Wassermangel, unterstreicht der aktuelle UN-Wasserbericht. Ja, rund 2,2 Milliarden Menschen haben schlechterdings keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser und die globale Wasserknappheit wird sich (nicht zuletzt auch) klimabedingt weltweit noch dramatisch ausweiten.
Zwar scheint Wasser auf unserem blauen Planeten in schier unerschöpflichem Ausmaß vorhanden. Aber Wasser ist nicht Wasser. Und seine geographische, jahreszeitliche und soziale Verteilung sowie sein Reinheitsgrad, sein unterschiedlicher Aggregatszustand und die Zugänge zu verlässlich sprudelnden, sauberen Quellen bzw. räumliche und zeitliche Verfügbarkeit werden immer prekärer.
Sicher, vom Weltraum aus betrachtet erscheint die Erde als die vielfach bekannte, von Wasser bedeckte blaue Murmel. Wasser ist somit auf dem Erdball einerseits in enormen Mengen vorhanden. Nur 29% der Erdoberfläche besteht aus Land. Gewaltige 71% sind hingegen mit Wasser bedeckt. Allerdings liegt fast alles Wasser (97,5%) als Salzwasser in den seit über vier Milliarden Jahren existierenden Ozeanen und Meeren. Ein kleiner Teil auch in Salzseen. Nur 2,5% des Wassers unseres Erdballs ist Süßwasser. Und davon sind wiederum rund drei Viertel nicht nutzbar als Eis und Schnee (vor allem in den kilometerdicken Gletscher in der Antarktis und in Grönland) gebunden. Knappe weitere 25% wiederum sind in tiefen Gesteinsschichte als Grundwasser eingeschlossen, auch als fossiles Wasser bezeichnet, da es Jahrzehntausende, ja Jahrmillionen dauerte bis diese Lagerstätten vollsickerten.
Nur ein winziger Teil, 0,3% des weltweiten Süßwasservorkommens, verbleibt damit als Oberflächenwasser in Flüssen, Seen, Feuchtgebieten, Böden und der Atmosphäre sowie – als oberflächennahes Grundwasser (das im Unterschied zum fossilen Grundwasser in den permanenten regionalen und globalen Kreislauf von Verdunstung und Niederschlag einbezogen ist und sich in Tagen bzw. Wochen regeneriert und folglich ökologisch nachhaltig genutzt werden kann).
Gleichzeitig sind diese räumlich zugänglichen Wasservorräte sowie auch das Regenwasser wie angedeutet nochmals geographisch und jahreszeitlich äußerst ungleich verteilt. Immens wasserreichen Regionen stehen bekanntlich extrem wasserarme Regionen und Gebieten gegenüber. Zudem unterscheiden sich darüber hinaus nicht nur die durchschnittlichen Jahresniederschläge nochmals gewaltig, sondern kommt problemverschärfend auch die unterschiedliche jahreszeitliche Regenverteilung dieser durchschnittlichen Niederschläge hinzu. Während etwa in gemäßigten Breiten eine ganzjährig wechselhafte Witterung mit Regen und Schnee herrscht, ist schon der Mittelmeerraum durch ein davon abweichendes winterfeuchtes Klima mit Winterregen und lediglich sporadischen Regenfällen im Sommer geprägt. Nochmals ganz anders die südostasiatischen Monsungebiete, die durch extreme jahreszeitliche Unterschiede charakterisiert sind. Hier wechseln ausgedehnte Dürrezeiten mit gewaltigen Monsunregen und deren katastrophalen Überschwemmungen ab. Und während in den immerfeuchten inneren Tropen das Nass allgegenwärtig ist, regnet es in extrem niederschlagsarmen Regionen teilweise jahrelang sprichwörtlich keinen Tropfen. Überdies gilt der herkömmliche Wasserkreislauf mittlerweile als durchbrochen – „Wir haben global weniger Wasser in Reservoiren und wir haben Grundwasser verloren“ (so WMO-Chef Petteri Taalas schon vor einem Jahr) – und sind weite Teile des Grundwassers bereits verseucht.
Dazu gesellt sich zu alledem noch die meist nur eher stiefmütterlich beachtete landesinterne soziale Verteilung des Wasserzugangs – vom Zugang zu natürlichen Quellen oder Brunnen bis zu jenem zu Wasserleitungen in den Megastädten oder auch nur vielfach zweifelhaften Wasserverkäufern von abgefüllten Rationen. Die Allerärmsten der Armen entnehmen ihr Wasser mangels Alternativen zwangsweise überhaupt den von massenhaft nicht oder kaum geklärten Abwässern der Industrie und Haushalten sowie von Düngemittel und Chemikalien und mit weiterem Dreck, Schadstoffen und Giften nur so überfrachteten Flüssen und Kloaken.
Hinzu sind es vor allem die Städte in denen sich die Lage gegenwärtig rapide verschlechtert. Nicht zuletzt aufgrund der überhandgenommenen Entnahme aus und kippenden Tief- und Grundwasser-Reservoirs der Megacitys an den Küsten oder in Küstennähe in die bereits mehr und mehr Salzwasser nachfließt, was durch den Anstieg des Meeresspiegels noch zusätzlich verschärft wird.Ja, schärfer noch: 70 bis 80% der Weltbevölkerung, darunter die BewohnerInnen der Mehrheit der Megacitys, siedeln maximal 96 km von einer Meeresküste entfernt. Für viele Megastädte, ganz zu schweigen von den Slums, und Konglomerationen ertönt die Alarmstufe Rot denn auch schon viel zeitiger, als die übliche reine Betrachtung nach einem Überschwappen des Meeresspiegels in den Blick rückt.
Die Wasserproblematik – von Angesprochenem, über die zunehmende Verschmutzung und Versalzung, de facto leer gepumpten Flüssen und Grundwasservorräten, kippenden Tief-Grundwasser-Reservoirs, abschmelzende „Wassertürmen“, bislang nicht erschließbarem Wasser in entlegenen, dünn- oder weitgehend unbesiedelten Gebieten bzw. aus Hochwasserereignissen, bis hin zu den Wasserpolitiken, Fragen der Kooperation bei Wasserressourcen mit mehreren Anrainerstaaten bzw. über Grenzen hinweg verlaufenden Flüssen und Grundwasseradern, Wasserkonflikten, Kriegen um Wasser und Wasserregulierungen als Kriegswaffe u.v.m., und wie die manifeste Wasserkrise (auch im globalen Norden) durch die Klimakrise weiter verschärft wird und mit der Profit-Logik verwoben ist sowie dem Profitstreben entzogen werden muss – ist in der Tat eine ebenso eminente wie verästelte Frage.
Dass 2 Milliarden Menschen heute keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, 3,5 Milliarden über keine sicheren Sanitäranlagen verfügen und weltweit täglich über 700 Kinder unter 5 Jahren an Durchfallerkrankungen aufgrund unsauberen Wassers und fehlender Sanitäranlagen sterben – wie schon die letzte UN-Wasserkonferenz bilanzierte –, zeigt die Dringlichkeit eines sozialen Auswegs aus der sich noch rasant verschärfenden globalen Wasserkrise. Eine Krise die zudem zunehmend auch in Regionen und Gebieten auftreten wird, in denen das lebensspendende Nass heute noch ausreichend vorhanden ist.