Solidarität mit dem Arbeitskampf der ETF-Beschäftigten in der Türkei!

Streik gegen Entlassungen und Lohnraub: Während in den medialen Sportkolumnen selbst sportlich irrelevante Statistiken wie die Anzahl ungeschlagener CL-Gruppenspiele in den Vorrunden ausgiebig Berichterstattung finden, ist den Medien die Arbeitsrealität hinter der Glitzerwelt keine Meldung wert. Freilich flackern gelegentlich kurz Einzelsplitter durch die Fassade durch. So etwa wenn das ZDF zur Fußball-WM in Katar staubtrocken notiert: „Ein WM-Spiel kostet mindestens 234 Menschenleben“. Aber alles unterhalb massenhaften Sterbens oder systematischer Kinderarbeit für die Showbühne hat kaum Aussicht auch nur auf eine Kleinspalte hoffen zu dürfen. Was die nun gefeierte neue Bestmarke des FC Bayern betrifft, dessen millionenschwere Fan-T-Shirts nicht nur in der berühmten Säbener Straße zu ergattern sind, sondern ein weltweites Standbein und Millionen-Geschäft markieren, so wurden diese bis jüngst nicht zuletzt von der European T-Shirt Factory (ETF) in Istanbul produziert.

Am 6. Juli hatte die unter anderem für Adidas und Nike oder eben auch dem FC Bayern München produzierende Textilfabrik damit begonnen zur Profitmaximierung die Belegschaft zu verkleinern. Zugleich trachtete das Unternehmen, in dem rund 330 ArbeiterInnen beschäftigt waren, danach, sich große Teile die Abfindungen für die Gekündigten einzusparen. Die Gekündigten und ETF-Beschäftigten gingen daraufhin zu Protesten über.

Firmen-Chef Sanem Dikmen kam allerdings weder der Forderung nach Zahlung aller Kündigungs- und Abfindungs-Zahlungen bzw. der ausstehenden Löhne und Prämien der ArbeiterInnen nach, noch führten Verhandlungen der Gewerkschaft mit der Betriebsleitung zu Ergebnissen. Vielmehr gab die Firmenleitung kurzerhand die Schließung des Werks mit Ende Juli bekannt und versuchte am 19. Protesttag Maschinen aus der Fabrik abzutransportieren. Die Belegschaft hielt hiergegen eine Kundgebung vor dem Unternehmensgebäude ab und blockierte die Lastwagen. Daraufhin umstellte die herbeibeorderte türkische Polizei die Protestierenden und erfolgte ein brutaler Polizeiangriff auf die protestierende ArbeiterInnen der Textilfabrik. Zahlreiche ArbeiterInnen wurden dabei von den Einsatzkräften brutal geschlagen, einige von ihnen verloren aufgrund der rohen Attacke sogar gar das Bewusstsein. Nichts desto trotz setzten die kämpfenden ArbeiterInnen die Blockade der Fahrzeuge fort.

Das gilt auch für den seitherigen Widerstand, der trotz aller Einschüchterungsversuche, wiederkehrender Polizeiangriffen und Unternehmermacht nicht erloschen ist, sondern von den ETF-Kollegen und -Kolleginnen entschlossen fortgesetzt wird. Denn wie es aus den Reihen der Beschäftigten heißt: „Wir haben diese T-Shirts produziert, wir haben sie gemacht, aber wir haben unsere Rechte nicht bekommen, hört unsere Stimmen.“ Und so trugen sie ihren Protest heute auch erneut lautstark vor den mittlerweile als 5-Sterne-Hotel und Konferenzzentrum fungierenden Instanbuller Ciragan Palast (ehem. Sultanspalast), in dessen noblen Ambiente und Räumen gerade eine bedeutende Bekleidungskonferenz tagt

Während in der Öffentlichkeit irgendwelche unerheblichen Statistiken der Fußballwelt im Computerzeitalter die Schlagzeilen bestimmten, erklären wir uns als KOMintern – nach der gemeinsamen Solidaritätsaktion mit der ATIGF am Volksstimmefest – denn auch erneut solidarischen mit dem Kampf der ETF-ArbeiterInnen und rufen zur breiten Unterstützung der Kollegen und KollegInnen auf.

Bild: Solidaritätsaktion von KOMintern mit den ETF-ArbeiterInnen

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