Die Kundgebung der Asamblea Latina en Viena am Wiener Stephansplatz unterstützte auch KOMintern. AK-Rätin Selma Schacht betonte in ihrere Rede die Notwendigkeit von solidarischem und kämpferischem Handeln:
Liebe Freundinnnen und Freunde, compañeros y companeras!
1982 wurde – allen voran von Spanien – in der UNO der Antrag gestellt, das Jahr 1992 als 500. Jubiläumsjahr der Entdeckung Amerikas durch die Spanier – sprich: 500 Jahre Eroberung des Kontinents – mit sogenannten „würdigen“ Gedenkfeiern zu begehen. Eine Eroberung die untrennbar mit dem Namen Christoph Kolumbus, aber auch mit den massenmörderischen Schlächtern Hernán Cortés und Francisco Pizarro verbunden ist.
Die indigenen Bewegungen und Organisationen haben bereits damals ihren Protest angesagt.
Ampam Karakas, damaliger Sprecher der Indigenen-Bewegung Ecuadors etwa, bezeichnete die Eroberung Lateinamerikas als bewußten Genozid, als Usurpation, gewaltsame Aneignung des Territoriums und der Rohstoffe, Zerschlagung der sozialpolitischen und kulturellen Institutionen und als ideologische Unterwerfung durch die Zerstörung der indigenen Identität.
Nach Berechnungen des amerikanischen Anthropologen Henry F. Dobnys kostete die Eroberung Amerikas und Dezimierung der autochthonen Bevölkerung über 90 Millionen Indigenen das Leben. Ein bis heute unfassbarer Genozid.
Und nach parallelen Berechnungen des amerikanischen Gelehrten DuBois, kostete der mit dem Profitstreben der imperialen Mächte gleichzeitig verflochtene Sklavenhandel den afrikanischen Kontinent 60 Millionen Menschenleben.
Zugleich wurden rigorose ethnische und soziale Diskriminierungen und Hierarchien, ein struktureller und vielfach offener Rassismus etabliert, die den Kontinent auch heute noch prägen.
Vor zwei Jahrzehnten fand gegen diese Verhältnisse jedoch ein vielschichtiger, linker Aufbruch in Latein- und Südamerika statt. Von Venezuela und Bolivien, über Ecuador und Nicaragua, bis Brasilien, Argentinien, Uruguay, El Salvador oder – mit Abstrichen – auch Chile, errangen Links- bzw. Mitte-links-Regierungen die Mehrheit. Diese brachen mit dem neoliberalen Washingtoner-Konsens bzw. schlugen vielfach alternativ-eigenständige, progressive Entwicklungspfade ein und verschrieben sich teils auch der längst überfälligen Emanzipationsbestrebungen der indigenen Gemeinschaften.
Der Imperialismus antwortete mit: Sanktionen, Subversionen gegen jeden, der ausschert, jeden der sich auch nur seinen Platz nicht zuweisen lässt oder sich gar in Richtung einer progressiven Perspektive bewegt, wie schon in der Monroe-Doktrin festgelegt und nocheinmal in den 90ern im „Plan Colombia“ verfestigt. Und der US-Imperialismus sowie die imperialistischen Kernländer EU-Europas – allen voran Deutschland, Frankreich und Großbritannien – schrecken vor keinen Mitteln zurück:
2002 der offene Putschversuch gegen Hugo Chavez, 2016 die sogenannten „weicheren“ institutionellen Putsche in Brasilien 2009 schon in ähnlicher Form gegen die Präsidenten Honduras‘ und 2012 Paraguays, bis hin zur Staatsstreich-Operation in Venezuela und dem vorjährigen Putsch gegen Evo Morales in Bolivien – unmittelbar nachdem Morales auf Druck der Proteste der indigenen Gemeinschaften den Lithium-Abbau-Deal mit der westlichen Autoindustrie auf Eis legte.
Was folgte, war eine massenmörderische Abrechnung der Putschisten mit den kämpferischen Massen und Indigenen.
Die globalen ökonomischen und politischen Eliten und ihre korrumpierten Kompradoren – bis hin zu solch offen faschistischen Figuren wie Bolsonaro – versuchen mit aller Macht und Gewalt das Rad der Geschichte wieder zurückzudrehen.
Und in der Tat, nach einer kurzen Aufbruchsdekade verschärfen sich die Armut, Ungleichheit, Diskriminierungen und Unterdrückungen wieder, heute zusätzlich befeuert durch die tiefe, weltweite kapitalistische Wirtschaftskrise.
Parallel entwickelten sich zahlreiche Länder Latein- und Südamerikas aufgrund der völlig verantwortungslosen Politik mannigfacher Staatschefs und Regierungen sowie der maroden Gesundheitssysteme zu Epizentren der Corona-Pandemie, die bereits Hunderttausende Todesopfer auf dem Kontinent gefordert hat.
Und dennoch: die Verbindungen der sozialen, politischen, gewerkschaftlichen Kämpfe der Arbeitenden und die Emanzipations-Kämpfe der indigenen Gemeinschaften werden die kapitalistischen Herrschafts- und Machtverhältnisse, ethnischen und sozialen Hierarchien eines Tages hinwegfegen.
Kämpfen wir gemeinsam für den Sturz ihrer Herrschaftssymbole und ihrer Herrschaft!
Kämpfen wir gemeinsam für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg!
Leisten wir gemeinsam Widerstand! Hoch die Internationale Solidarität!
Resistamos juntos! Alta la solidaridad internacional!