König g8 – Turm f8: Rochade

Schwarz hat seinen König also in Sicherheit rochiert und den Turm ins Zentrum gezogen. Die Spielzüge bleiben allerdings fest in Händen des erst unlängst mit 99,4% wiedergewählten Parteichefs und nunmehrigen Clubchef, während sein „Intimus“ Alexander Schallenberg die Figuren zusammenhält.

Und der blaublütige Adelsspross und bisherige Außenminister ist auch der Mann für diese Position. Äußerlich ganz Diplomat im Benimmkostüm á la Knigge, steht er politisch stramm in der Linie seines Masterminds. Am internationalen Parkett bewegt er sich stets als Falke. Ob mittels Anerkennung des von den USA angezettelten Putsches in Venezuela und dessen Marionette Guaidó, oder der Bibel schwingenden PutschistIn Añez in Bolivien – kein imperialistischer „Regime-Change“, den er nicht nach Kräften mittrug. Ebenso fest stand er diesen Sommer auf Seiten Washingtons und der mafiösen exilkubanischen Community in Miami, in deren gezieltem Destabilisierungs- und Umsturzversuch auf Kuba. Ja, Schallenberg toppte den vom Westen orchestrierten Kampf um die rote Karibikinsel sogar noch durch seine Unterzeichnung des „Joint Statement on Cuba“ der USA gegen Kuba – und ordnete die Alpenrepublik damit staatsoffiziell der US-Blockadepolitik unter. Ein Schritt mit dem er Österreich in eine nochmals besonders aggressive Phalanx mit dem faschistoiden Präsidenten Brasiliens, Bolsonaro, oder dem polnischen PiS-Regime manövrierte. In Washingtons geopolitischer Globalstrategie, heute unter US-Führung den „alten Westen“ in einen „Kampf der Systeme“ gegen dessen „systemische Rivalen“ (China und Russland) zu führen, wiederum, ist er ebenso glühender Kalter Krieger wie devoter Transatlantiker.

Überhaupt den Vogel abgeschossen hatte er zuletzt vor der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Nach dem Ansuchen Kabuls, Abschiebungen aufgrund des Flächenbrands im Land für drei Monate auszusetzen, ging Schallenberg mit diesem Ansinnen hart ins Gericht. Während etwa Schweden, Norwegen und Finnland, zuletzt auch Deutschland, der Bitte entsprachen und Abschiebungen nach Afghanistan daher vorübergehend ausgesetzt haben, meinte der nunmehrige Kanzler in spe die Bitte Kabuls „sei nicht die Art wie man mit einem Partner umgeht“ – „Verträge sind einzuhalten“. Und überhaupt: „Dass die Taliban in Afghanistan präsent sind, ist ja keine neue Situation“. Zudem ist die EU ja auch noch „einer der größten Unterstützer und Financiers Afghanistans“. Schluss. Punkt. Basta, so der nach Eigenaussage „überzeugte türkise Gesinnungstäter“. Dieses Schluss – Punkt –Basta hielt er parallel auch gegen schutzsuchende Kinder aus Moria aufrecht, die es bis an die österreichische Grenze geschafft hatten – bis hier her, aber keinen Schritt weiter, so sein unerbittliches Credo.

Mit dem neuesten schwarzen Schachzug findet das Kabinett also seine Fortsetzung mit einem neuen medialen Gesicht an der Spitze und unverändertem Schatten- oder Klubkanzler im Hintergrund. Damit steht auch die türkis-grüne Steuerreform wieder kurz davor, auf den Weg gebracht zu werden. Dass mit dieser Rochade Kurz‘ Vorgänger als Klubchef die Rolle des dummen August zufällt, vermag dabei niemanden zu trösten.

Foto: BKA

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