Ergänzung, 16.1.: Gestern, am 15. Jänner, war das Angebot der Arbeitgeber in der sechsten Verhandlungsrunde noch immer völlig unzureichend. Unterstützen wir die Beschäftigten in ihrem Protest am 24.1.!
Während es in den Hochglanzprospekten des Kapitalismus nur so vom digitalen Wettlauf in der Welt, von Digitalisierungs-Agenden, Industrie 4.0 oder der Bedeutung MINT-Fächer zu absolvieren wimmelt, schauen die IT-Beschäftigten im „Computer-Kapitalismus“ (W. Seppmann) immer stärker durch die Finger und verwandelt die Branche das IT-Proletariat zunehmend in ein Click- und Crowd-Prekariat. Entsprechend gehörig hakt es denn auch in den IT KV-Verhandlungen und liegt seitens der Wirtschaftsvertreter auch nach 4 Runden noch kein akzeptables Angebot auf dem Tisch.
Und so geht es, während der Großteil der Herbst-KV-Runden bereits abgeschlossen wurde, in der IT-Branche heute quasi in die Verlängerung für die rund 90.000 Beschäftigten. Die Fronten sind jedoch verhärtet und festgefahren. Denn das „Angebot“ der Unternehmensvertreter liegt mit mickrigen, um nicht zu sagen unverschämten, 6,25% auf die Mindest- und 5% auf die IST-Gehälter deutlich unter der Inflation (von rollierenden 7,8%).
Ein weiterer Streitpunkt ist eine Zusatzregelung im KV über die Erhöhung der IST-Gehälter der Beschäftigten. Durch diese Absurdität konnten im letzten Jahr bis zu 10% von erst kürzlich eingestellten Beschäftigten komplett und weiteren 15% teilweise von der letztjährigen Gehaltserhöhung ausgenommen werden. Diese abstruse Zusatzregelung, über deren ursprünglicher Zustimmung seitens der Gewerkschaften man sich nur zu wundern vermag, will man nun zurecht beseitigen.
Von wegen also Premium-Branche. Die einstige Begeisterung für die „New Economy“ ist ebenso längst abgekühlt wie die Leit- und Traumbilder von Silicon Valley oder dem globalen Entwicklungslabor Bangalore im Alltag der disruptiven „Arbeitswelt 4.0“ zerstoben sind. Daran vermögen auch die fetten EU- und nationalen Förderprogramme keine Abhilfe zu schaffen, zumal sich die Vertreter des Fachverbands der WKO mit nach Kräften gegen die in vieler Hinsicht dringend notwendige Attraktivierung der Branche sperren. So markiert die IT-Branche heute vielmehr jene, die am längsten und lautesten über den sogenannten „Fachkräftemangel“ klagt. Was Wunder.
Entsprechend haben die Beschäftigten und Betriebsrät:innen nach Betriebsversammlungen im Anschluss an die 4. Verhandlungsrunde Mitte Dezember und einer Betriebsrätekonferenz letzten Donnerstag auch beschlossen: Sollten die Wirtschaftsvertreter der IT-Branche auf der heutigen 5. Verhandlungsrunde kein „deutlich nachgebessertes Angebot“ vorlegen, werden die Betriebsrät:innen für den 24. Jänner zu Protesten vor der WKO aufrufen.
Als KOMintern unterstützen wir den Kampf der Belegschaftsvertretungen, der GPA und der IT’lerInnen um eine Erhöhung ALLER IST-Gehälter auf die ohnedies maue Reallohnerhöhung auf 9,25%, sowie der Erhöhung der Mindest- und Lehrlingsgehälter sowie von Zulagen um 9,75%! Sollten sich die WKO-Vertreter weiter sperren: Die Computer auf Standby oder herunterfahren und raus auf die Straße!