Die Welt am Rande des atomaren Abgrunds – 60 Jahre Kuba-Krise und die Gegenwart

Joe Biden warnte jüngst vor einem „nuklearen Armageddon“ und sah die Welt noch nie seit der sogenannten Kuba-Krise vor demnächst genau 60 Jahren so nahe am Rand eines Dritten Weltkriegs. Auch zahlreiche Militärs und Politstrategen ziehen diesen historischen Vergleich. Zu Recht. Aber nur die allerwenigsten, interessanterweise vorrangig hohe Militärs, die hierfür ein ungetrübteres Gedächtnis zu haben scheinen, treffen diesbezüglich auch den Punkt. Worin liegt dieser nun aber eigentlich jenseits allen politischen Ballasts und Meinungsstreits zum damaligen und heutigen Weltgeschehen?

Die seinerzeitige Entscheidung des Kremls zur Lieferung von 36 atomaren Mittelstreckenraketen nach Kuba fußte sicherlich auf einer Reihe von Gründen: der akuten Bedrohung der Kubanischen Revolution durch die USA (die CIA verzeichnet allein bis zur Stationierung der sowjetischen Raketen Dutzende Geheimoperationen), der in die Entscheidungsphase tretenden „Operation Mongoose“ (dem seit Herbst 1961 verschärften US-Schattenkrieg gegen die rote Karibikinsel), mit ihrer für Oktober geplanten US-Invasion, als Nebeneffekt sicher auch eine quasi willkommene „Antwort“ auf die seinerzeitige chinesische Kampagne gegen ihn als „Revolutionsverräter“, aber auch auf Chruschtschows Unüberlegtheiten und Sprunghaftigkeiten in der Außenpolitik uvm. Sowohl die Sowjetunion wie auch Kuba waren durch Informanten in den USA jedenfalls über die US-Invasionspläne im Rahmen der „Operation Mongoose“ unterrichtet. Ihr oblagen Putsch, Regime change und die US-Invasion auf Kuba. Diese hatten in den Worten der in Bezug auf Kuba immer ungeduldigeren Kennedy-Brüder „höchste Priorität, alles andere ist zweitrangig … Wir befinden uns im Krieg [mit Castro]. Für ein Scheitern gibt es keine Entschuldigung. Es ist absolut nicht einsehbar, dass die reichste und mächtigste Nation der Welt das nicht hinkriegen kann“, polterte Robert Kennedy. Und die „Beseitigung“ oder „Eliminierung“ Castros war über den politischen Regimewechsel hinaus durchaus auch wörtlich gemeint. Im vorliegenden Zusammenhang interessiert indes nur ein, gewöhnlich unterbeleuchteter, Aspekt: die vorhergehende Stationierung von Jupiter-Raketen der USA in der Türkei (und Italien) mit ähnlicher Reichweite und dessen Bedeutung in der Kuba-Krise. Ein nicht nur äußerst lehrreicher und als solcher wieder aktuell virulenter Punkt, sondern zudem auch chronologischer Zeiger der Abfolge der Ereignisse. Kurz nachdem die USA ihre Jupiter-Raketen in der Türkei Anfang April 1962 für „einsatzbereit“ erklärte, konsultierte Chruschtschow seinerseits Außenminister Gromyko und Vizepräsident Mikojan, ob nicht seitens Moskaus umgekehrt entsprechende sowjetische Raketen in Kuba stationiert werden könnten – allem voran, um die USA von einer Invasion abzuschrecken. Am 29. Mai erörterte eine sowjetische Delegation den Plan bzw. noch unausgegorenen Gedanken dann mit Fidel Castro, der seinerseits zunächst noch Rücksprache mit Che Guevara, Raúl Castro, Präsident Oswaldo Dorticós und Außenminister Raúl Roa hielt und im Anschluss einstimmte. Mitte Juli schipperten darauf die ersten Raketen Richtung Kuba.                                                                                                                

Der 16. Oktober 1962: Beginn der Kuba-Krise, Invasionspläne, Zündeln am Pulverfass Weltkrieg und Eingeständnisse

Am 16. Oktober– unmittelbar vor der geplanten Verwirklichung der „Beseitigung des Kommunismus“ in Kuba durch die „Operation Mongoose“ – erreichte John F. Kennedy die Nachricht: Ein Spionageflugzeug der CIA habe auf Kuba sowjetische Mittelstreckenraketen und Abschussrampen entdeckt. Damit nahm die sogenannte Kuba-Krise ihren Anfang. Es folgten 13 hektische, teils hysterische Tage in denen die Welt am Rande des atomaren Abgrunds irrlichtete. In Washington wurden auf der Stelle unterschiedliche Optionen erwogen: Die umgehende Zerstörung der Raketenstellungen durch gezielte und geballte Luftschläge, groß angelegte Luftangriffe auf diverse militärische Ziele, eine unverzügliche Invasion auf der Insel oder vorerst einmal eine See- und Luftblockade gegen Kuba, auch um Zeit zu gewinnen. Die US-Militärs präferierten sofortige Luftschläge und eine Invasion auf der Insel – die Vorbereitungen liefen ja ohnehin schon seit Wochen auf Hochtouren. Ein Mitglied des Generalstabs schlug überhaupt vor, Kuba mit Atomwaffen quasi in eine nukleare Ruine zu verwandeln. Der seinerzeitige US-amerikanische UN-Botschafter Adlai Stevenson erklärte zum Missmut des zusammengetrommelten Notstandkomitees im Weißen Haus: „Wenn wir eine Raketenbasis in der Türkei und an anderen Plätzen rund um die Sowjetunion haben, dann haben sie sicherlich das Recht auf eine in Kuba“ und schlug vor, die US-Raketen aus der Türkei abzuziehen – was Kennedy umgehend ablehnte. Das Weiße Haus wusste natürlich um diesen Knackpunkt nur allzu gut Bescheid. Außenminister Dean Rusk äußerte dahingehend mit Berufung auf CIA-Chef John McCone seinerseits: „Wir haben Nuklearwaffen in (Moskaus) Nähe, in der Türkei und ähnlichen Orten.“ Der Chef der „Firma“ habe denn auch „die Meinung geäußert, dass Chruschtschow vielleicht denkt, es sei wichtig für uns zu erfahren, wie es sich unter (der Bedrohung durch) Mittelstreckenraketen lebt, so als eine Art Ausgleich.“ Tatsächlich hatte allerdings bereits General Edward Lansdale, der führende Kopf des US-Invasionsplans und „Mongoose“-Chef, ein knappes halbes Jahr davor, Ende Mai, hinsichtlich einer etwaig möglichen Errichtung einer sowjetischen Militärbasis auf Kuba zur Durchkreuzung der „Operation Mongoose“ vielsagend geäußert, dass solches „für die Sowjets in Bezug auf die Weltmeinung keine Belastung (wäre). Sie könnten zum Beispiel erklären, dass sie einfach nur unserem Beispiel folgten und ihre Basen in Kuba wieder beseitigen würden, wenn wir das gleiche in Berlin, der Türkei und auf Formosa tun.“ Da der US-Generalstab nach eingehenderer Analyse parallel zur Ansicht kam, dass mit Luftschlägen auch bei Einsatz mehrerer hunderter Bomber wohl höchstens 90% der sowjetischen Raketenstellungen zerstört werden können, entschied sich Washington zunächst für die Verhängung einer Blockade, vermehrte Spionageflüge und eine Erhöhung der Alarmbereitschaft der Truppen sowie eine Mobilmachung sämtlicher Truppengattungen. Der Truppenaufmarsch nahm binnen kurzem derartige Ausmaße an, dass Spötter unter der Last des Kriegsgeräts schon Miami alsbald im Meer versinken sahen.Der Generalstab arbeitete parallel in aller Eile den neuen Angriffsplan „Scabbards“ aus. Sollte all dies nicht zum Erfolg führen, gewahrte ersten Nicht-Falken, könnte ein „Handel“ mit Moskau nötig werden, sprich: ein Abzug der Jupiter-Raketen aus der Türkei und Italien.

Mcmillan vs. Adenauer und ein steckbrieflich gesuchter Rudolf Augstein

Erwähnenswert im hiesigen Zusammenhang ist allenfalls noch, dass selbst der konservative britische Premier Harold Macmillan gegenüber Kennedy seine Bedenken gegen die US-Kuba-Politik kundtat und vorschlug, Kuba die „internationale Zusage als unantastbares Land“ zu geben. Chruschtschow seinerseits versicherte, dass die auf Kuba stationierten Raketen ausschließlich Verteidigungszwecken dienten und dazu gedacht seien, „den Kubanern zu helfen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es selber wünschen.“ Ganz anders hingegen die Haltung des deutschen Bundeskanzlers und Falken Konrad Adenauer, der für eine Bombardierung der Raketenstellungen auf Kuba in Verbindung mit einer US-Intervention plädierte. Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, der in einem Kommentar die US-Weltmachtpolitik kritisierte, wurde von Bonn sogar per Haftbefehl wegen „Landesverrat“ gesucht. Der bundesdeutsche Verteidigungsminister Franz Josef Strauß streute gar das Gerücht, Augstein habe sich nach Kuba abgesetzt. Die USA und meisten NATO-Staaten schrieb der gegen den Stachel löckende Journalist, unmittelbar Schnappatmung unter den Bellizisten auslösend, regieren „wie man es in Texas gern sieht: aus dem Sattel“. „Die Unterscheidung zwischen ‚bösen‘ Angriffsraketen der Sowjets und ‚guten‘ Verteidigungsraketen der NATO in der Türkei und Italien verrät eine bedenkliche Mischung aus moralisierendem Extremismus und propagandistischem Pharisäertum.“

Der militärstrategische Knackpunkt unter den Atomwaffenschirmen

Auch wenn die drei Dutzend in sozusagen Sichtweite der USA auf Kuba stationierten Mittelstrecken das militärische Kräfteverhältnis nicht veränderten (die USA verfügte über das 5-Fache an Interkontinentalraketen, zusammen mit Großbritannien und Frankreich über 17 mal so viele Atomsprengköpfe, fast 10 mal mehr Langstreckenbomber, …),was natürlich auch Kennedy wusste, bargen sie doch die Drohung oder mindestens Gefährdung einer bedrohlichen Verkürzung der Vorwarn- und Flugzeit. Solches aber untergräbt – bei allzu nahem Heranrücken an die Grenze des Kontrahenten, welche die Flugzeit stationierter Raketen auf eine solche Minimalzeit reduziert, dass man dadurch eine Gegenwehr, die sogenannte Zweitschlagskapazität, (weitgehend) ausschaltet – die fragile Balance des atomaren „Gleichgewichts des Schreckens“ im Sinne des „Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter“ und eröffnet mit der Möglichkeit gezielter „Enthauptungsschläge“ gegen die politischen und militärischen Führungsstrukturen der Idee führbarer resp. geplanter Atomkriege wieder den Weg. Das war – neben allem anderen – auch der harte militärische Kern zur Mitauslösung der Kuba-Krise zwischen den USA und der Sowjetunion, die die Welt seinerzeit an den Rand eines atomaren Kriegs brachte. Im zweiten seiner beiden Schreiben an Washington ging der Kreml dann auch explizit auf die Umzingelung der UdSSR mit Militärbasen und Raketenstützpunkten sowie die stationierten Jupiter-Raketen ein. Wenn die USA, neben einer Garantie für Kuba, die Jupiter-Raketen abzögen, würde auch Moskau die sowjetischen Raketen aus Kuba wieder abziehen. Kennedy hielt sich dazu lange bedeckt und trachtete vorerst noch nach anderen Optionen – neben dem Sinnen ein atomares Inferno abwenden zu wollen, geradezu bessesen von seinem Trachen die kubanische Revolution wieder ausradieren zu wollen. Dabei hielt schon sein Vorgänger Dwight D. Eisenhower Raketenstationierungen in der Türkei für einen „provokativen Schritt“, der einer umgekehrten Stationierung von sowjetischen Raketen in „Mexiko oder Kuba“ entspreche oder gleichkomme, wie er selbst Vergleich zog.

Das Ende der Kuba-Krise: „Kuba-Raketen gegen Türkei-Raketen“

Nach ebenso hektischen wie heißen 13 Tagen und einer Portion Glück, zog Chruschtschow im nuklearen Irrlichten zwischen den beiden Großmächten die Notbremse. Vorangegangen war dem die Einigung eines wechselseitigen Abzugs der Atomwaffen aus der Karibik sowie am Bosporus. Am 27. Oktober spitze sich die Lage durch Zwischenfälle nochmals gefährlich zu. US-Verteidigungsminister Robert McNamara sah die Vereinigten Staaten aufgrund eines tollpatschig in den sowjetischen Luftraum eingedrungenen Spionageflugzeugs, dessen Pilot gegen die aufsteigenden MiG‘s US-Kampfjets mit atomaren Luft-Luft-Raketen zur Hilfe rief, schon in einen „Krieg mit der Sowjetunion“ geschlittert. Auf der anderen Seite des Globus schoss ein übernervöser Artillerist (gegen den ausdrücklichen Befehl Ruhe zu bewahren) ein US-Spionageflugzeug über Kuba ab. US-Luftwaffengeneral Curtis LeMay forderte prompt: „Lasst uns Kuba vollständig zerstören – wir sollten es heute noch auslöschen.“ McNamara schlug anstatt dessen und dem damit einhergehenden Eintritt in den Dritten Weltkrieg samt atomarem Inferno vor, auf den Handel „Kuba-Raketen gegen Türkei-Raketen“ einzugehen. (Freilich „nur als Einleitung zu einer Invasion Kubas“ – wie er den Aufzeichnungen entnehmbar weiter ausführte). Angesichts der Lage, die einem Tanz auf der Rasierklinge glich, rang man sich zudem dazu durch, dem Kreml eine (vorübergehende) Zusicherung des Verzichts auf eine Invasion in Kuba zu geben, wenn die sowjetischen Raketen abgezogen würden. Am selben Abend traf J.F.K.s Bruder und engster Vertrauter, Justizminister Robert Kennedy, noch mit dem sowjetischen Botschafter in den USA Anatoli F. Dobrynin zusammen, um ihm im Auftrag des Präsidenten John F. Kennedy zu versichern, dass auch die USA – unter der Bedingung, dass der „Handel“ nicht publik werde; man stand in „God’s Own Country“ unmittelbar vor Kongresswahlen –, ihre Raketen in der Türkei und Süditalien in den Folgemonaten abbauen würde. Dobrynin informierte umgehend Chruschtschow. Am nächsten Morgen traf dessen Antwort in Washington ein. Um den friedensgefährdenden Konflikt zu beenden, habe seine Regierung angeordnet die Raketen auf Kuba wieder „abzubauen und in die Sowjetunion zurückzubringen“. Am Ende der Kuba-Krise wurden schließlich sowohl die sowjetischen Raketen in Kuba als auch die US-amerikanischen Jupiter-Raketen in der Türkei und Italien demontiert und abgebaut.

Strukturmuster reloaded

Mit der der Ukraine 2008 versprochenen NATO-Mitgliedschaft (die Kiew 2019 dann sogar in die Verfassung geschraubt hat) und der Aufkündigung des INF-Vertrags im August 2019 durch die USA (seinerzeit noch unisono als Irrsinn gegeißelt), schälte sich aus Moskaus Sicht eine im hier angezogenen Sicherheitsaspekt (und nur um diesen ist es zu tun) vergleichbare Lage mit jener der heute ebenso viel wie blind herbeizitierten Kuba-Krise heraus. Denn bei einem NATO-Beitritt Kiews verkürzte sich die Flugzeit dort stationierter Raketen auf etwa 5 Minuten. Damit aber würde militärisch gesehen, die für das „Gleichgewicht des Schreckens“ anerkannt konstitutive theoretische Zweitschlagskapazität eines der Kontrahenten, nämlich Moskaus, schlicht existenziell ausgeschaltet – was Falken, Bellizisten und Zynikern wieder die Möglichkeit eines geplanten Atomkriegs einräumen würde. Vergleichbares eröffnet sich auf absehbare Zukunft auch durch die neuen Hyperschallraketen. Die US-„Dark Eagl“, hergestellt vom einstigem Produzenten der atomaren Pershing 2-Raketen (die mit Ende des Kalten Kriegs demontiert wurden), ist auf 12-fache Schallgeschwindigkeit ausgelegt. Durch bisherige Raketenabwehrsysteme heutigen technischen Stands kann sie nicht abfangen werden. Im Unterschied etwa zu Tomahawk-Marschflugkörper braucht sie denn auch nur einen Bruchteil der Flugzeit um etwa aus Europa, wo sie stationiert werden soll, Russland zu erreichen. Entsprechend enthielten die von der Russischen Föderation am 17. Dezember 2021 geforderten Sicherheitsgarantien, neben dem weiteren Verzicht der NATO-Osterweiterung – namentlich der Ukraine –, den beiderseitigen Verzicht auf die Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen, die das Territorium der jeweils anderen Seite erreichen können. Die Antwort der NATO ist bekannt: das Militärbündnis stelle für Russland keine Bedrohung dar. Man stelle sich dies umgekehrt als letzte, apodiktische „Antwort“ der sowjetische Armeeführung und jener der Warschauer Vertragsstaaten 1962 an Washington vor.

Eine Reihe konservativer, hochrangiger ehemaliger NATO-Generäle – unter ihnen so bekannte Militärs wie General a.D. Klaus Naumann, Generalinspekteur der Bundeswehr (1991-1996) und Vorsitzender des NATO-Militärausschusses (1996-1999), Brigadegeneral a.D. Helmut Ganser, Abteilungsleiter Militärpolitik bei der deutschen NATO-Vertretung in Brüssel (2004-2008), oder Harald Kujat, ehemals Generalinspekteur der Bundeswehr und Luftwaffengeneral a.D. und Vorsitzender des NATO-Militärausschusses (2002-2005) – plädierte denn auch noch im Jänner und Februar 2022 für dringende Verhandlungen. Prioritär über eine „Revitalisierung der europäischen Sicherheitsarchitektur“ sowie einen INF II-Vertrag über ein Verbot nuklearer Mittelstreckenwaffen. „Dazu gehören als flankierende Maßnahme“, wie Harald Kujat zudem formulierte, „die Begrenzung von konventionellen und nuklearfähigen hypersonischen Waffensystemen und von nuklearen Kurzstreckenwaffen sowie das Verbot, diese in bestimmten Regionen zu dislozieren.“ Und weiter: „Die Vereinigten Staaten haben 2001 den ABM Vertrag gekündigt. Verhandlungen über einen neuen ABM Vertrag zwischen Russland und den USA wären ein wichtiger Beitrag zur nuklearstrategischen Stabilität der beiden Supermächte. Auch über die Begrenzung und Kontrolle ballistischer Raketenabwehrsysteme in Europa sollten die NATO und Russland sprechen.“ Denn ähnlich wie ein allzu nahes Heranrücken an die Grenze des Kontrahenten die Flugzeit stationierter Raketen auf eine solche Minimalzeit reduziert, dass man damit eine Gegenwehr (weitgehend) ausschaltet, kann sich eine Seite auch dann in der Lage zu einem Atomkrieg wähnen, wenn sie glaubt, ihre eigene Abwehr so dicht und präzise organisiert zu haben, dass man die Atomraketen des Gegners alle oder mindestens weitgehend abfangen kann.

Noch nie seit der Kuba-Krise wandelte die Menschheit so nahe am Rande, besser: Abgrund, eines großen, heißen Kriegs. „Doch was damals galt“, so der Politikwissenschaftler John P. Neelsen den militärischen und nuklearen Angelpunkt der Kuba-Krise im Blick sarkastisch, „gilt heute nicht mehr, bzw. für die USA und NATO gelten andere Regeln, von ihren Raketen geht keine Bedrohung aus …“ Man wäre fast geneigt noch zynisch hinzuzufügen: mögliches nukleares Armaggedon hin oder her. Basta.

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