27. August 2021, 17:00 – 19:00 Uhr
Treffpunkt: U2 Hausfeldstraße
Hochwasser, Unwetter, extreme Hitze… die Klimakatastrophe ist endgültig bei uns angekommen. Und die Stadt Wien? Pflanzt drei Bäume, installiert ein paar Nebelduschen und Solaranlagen, feiert sich dafür und baut dann eine neue „Highway to Hell“ im 22. Bezirk. Das lassen wir uns nicht gefallen! Wir brauchen eine klimagerechte Verkehrslösung für den 22. Bezirk und für ganz Wien – während die Stadt Wien mit den ersten Schritten des Baubeginns der Stadtstraße bereits Fakten in Beton zu schaffen trachtet.
Vor diesem Hintergrund rufen auch wir zur breiten Beteiligung an der Fridays-Demonstration auf! – und stellen dem Demo-Aufruf den begleitenden Beitrag von Mirjam Hohl vom FfF-Blog bei.
Demoroute ab 17:30: Hausfeldstraße – Portheimgasse – Quadenstraße – Spargelfeldstraße bis zur Parkanlage Anfanggasse
Lobau-Autobahn: Stoppt fossile Großprojekte!
von Mirjam Hohl
Wir schreiben das Jahr 2021, das ungewöhnlicher kaum sein könnte. Seit über einem Jahr leben wir in einer globalen Pandemie, die unser Leben von Grund auf verändert hat. Und wir befinden uns bereits mitten in der Klimakrise.
Eigentlich hätte sich längst alles ändern müssen. Doch in Österreich scheint das noch nicht angekommen zu sein. Denn als wäre es noch nicht genug, soll nun auch noch eine milliardenteure Autobahn durch ein Naturschutzgebiet gebaut werden.
Zum Verständnis: Als Lobau-Autobahn bezeichnen wir die „S1 Wiener Außenring Schnellstraße Schwechat bis Süßenbrunn“, die die Lobau in einem Tunnel, dem Lobau-Tunnel, unterqueren und zusammen mit anderen Straßenbauprojekten – der S1 Spange, der Schnellstraße S8 und der Wiener Stadtstraße – in und um Wien realisiert werden soll.
Aber es ist doch nur eine Straße. Warum ist das so ein großes Problem?
Weil die Lobau-Autobahn stellvertretend für eine veraltete Politik steht, die jenseits aller Fakten an einem Klima-Killer-Kurs festhält.
Mit Österreichs Klimazielen unvereinbar
Österreich verfehlt seit Jahren seine Klimaziele; in erster Linie wegen der hohen Verkehrsemissionen, die seit 1990 um 74 % gestiegen sind!
Mehr Straßen führen zu mehr Individualverkehr und damit zu mehr Emissionen – das haben zahlreiche wissenschaftliche Studien bewiesen. Wenn das Straßennetz im Vergleich zum öffentlichen Verkehrsnetz stärker ausgebaut wird, schafft das Anreize, auf fossil betriebene Fahrzeuge umzusteigen. Durch die Lobau-Autobahn würden laut Berechnungen die Emissionen im Raum um Wien um 100.000 Tonnen pro Jahr steigen.
Gerade der Schwerlastverkehr würde durch die Lobau-Autobahn stark zunehmen, da diese Teil zweier Korridore des „transeuropäischen Transportnetzwerkes“ werden soll. Das führt nicht zur lange versprochenen Verkehrsentlastung von betroffenen Ortschaften, sondern würde die Belastung nur noch erhöhen!
Um unsere Emissionen auf ein 1,5 Grad kompatibles Level zu senken und eine höhere Lebensqualität in stark verkehrsüberlasteten Gegenden zu sichern, braucht es eine echte Verkehrswende anstatt neuer Straßen!
Gefahr für Natur und Wiener Trinkwasser
Die Lobau-Autobahn soll ein wichtiges Naturschutzgebiet, die Lobau, in einem Tunnel unterqueren. Die Lobau ist Mitteleuropas letzte große, zusammenhängende und ökologisch weitgehend intakte Flussau. Sie ist Nationalpark und wichtigstes Naherholungsgebiet für viele Wiener*innen. Und sie ist der Lebensraum zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Zwar sollen in der Lobau für den Bau des Tunnels keine Bäume gerodet werden, doch für einen Feuchtlebensraum wie ein Augebiet ist die gute Verbindung zum Grundwasser absolut notwendig. Diese könnte durch den Tunnel, der gleich mehrere Grundwasserschichten durchqueren soll, gestört werden.
Außerdem grenzt der OMV Ölhafen direkt an die Lobau. Durch Zerstörungen im 2. Weltkrieg soll es hier zum Auslaufen von Öl gekommen sein, weshalb eine 60m tiefe Beton-Dichtwand zwischen Ölhafen und Lobau errichtet wurde. Die soll durch den Tunnel durchstochen werden. Die Lobau ist neben einem Naturschutzgebiet auch noch ein wichtiges Wiener Trinkwasserschutzgebiet. Dass eine Kontamination dramatische Folgen hätte, liegt auf der Hand.
Die Lobau-Autobahn gefährdet ein Naturschutzgebiet, das Trinkwasser sowie die Gesundheit der Wiener*innen!
Milliarden für die Zerstörung des Klimas?
Laut der ASFINAG, die mit dem Bau der Autobahn beauftragt ist, soll diese Straße 1.9 Milliarden Euro kosten. Schätzungen liegen noch weit höher. Wenn es um Klimaschutz oder Sozialleistungen geht, scheint in Österreich seit Jahren das Geld zu fehlen. Wieso ist es dann ausgerechnet für ein solches fossiles Großprojekt vorhanden und wird dafür auch noch derart mit beiden Händen beim Fenster hinausgeschleudert?
Die Lobau-Autobahn ist eine Verhöhnung der Klima- und Umweltbewegung. Dass dieses fossile Monsterprojekt gerade jetzt, wo eine drastische Reduktion aller Emissionen so dringend wäre, entgegen aller Widerstände durchgesetzt werden soll, offenbart ein politisches System, dass so krampfhaft an veralteten Grundsätzen festhält, dass dafür Fakten ignoriert und verdreht werden, Menschen falsche Hoffnungen gemacht und sogar die Zukunft der jungen Generationen aufs Spiel gesetzt wird. Profitieren wird von dieser Autobahn niemand – außer der fossilen Industrie und ein paar wenigen reichen Niederösterreicher*innen.
Um unsere Zukunft zu retten, braucht es echte Lösungen! Es braucht einen System- und Wertewandel und eine drastische Reduktion der Treibhausgasemissionen in allen Bereichen. Fossile Großprojekte stehen dieser notwendigen Entwicklung entgegen und müssen gestoppt werden!
Die Lobau ist lebender Beweis dafür, dass sich Umwelt- und Kimaaktivismus lohnt. Deshalb stellen wir von Fridays for Future uns zusammen mit zahlreichen anderen Umwelt- bzw. Klimabewegungen und Bürger*innen-Initiativen gegen den Bau der Autobahn.
Wir brauchen keine fossile Großprojekte mehr! Wir brauchen eine Klimawende!