Am Dienstag trugen mehr als 3.000 Beschäftigte der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) in Wien ihre Gehaltsforderung nach +15% und ihre Kampf- und Streikbereitschaft lautstark auf die Straße. Die Handelsbeschäftigten haben angekündigt, es den SWÖ-KollegInnen gleich zu tun und wenn es in ihren Gehaltsverhandlungen weiter hakt kommenden Mittwoch auch ihrerseits die Forderung nach +10% auf die Straße zu tragen. Die EisenbahnerInnen wiederum haben auf ihren gerade abgehaltenen Betriebsversammlungen vorsorglich die Einleitung von Kampf- und Streikmaßnahmen beschlossen, sollte gegen die Forderung nach +500 Euro von den Unternehmensvertretern weiter gemauert werden. Aber auch von der IT-Branche, über die Bierbrauer, den Speditionsbeschäftigten, bis in die Ordensspitäler rumort es.
Ihnen sowie allen TransferleistungsbezieherInnen wurde auf Antrag KOMinterns „Für einen flächendeckenden Mindestlohn von 2.000 Euro brutto und ein mindestens an der Armutsgefährdungsschwelle ausgerichtetes armutsfestes soziales Netz“ auf der heutigen Vollversammlung der AK Wien (gegen die Stimmen u.a. der Freiheitlichen Arbeitnehmer FA und der ÖVP-nahen Fraktion christlicher GewerkschafterInnen FCG) nun auch seitens der Arbeiterkammer nachdrücklich der Rücken gestärkt.
Die Inflation ist auf seit Generationen nicht mehr gekannte Rekordhöhen geschnellt. Und die Teuerungswelle noch weiter anziehen.
Die Inflation überflügelt mittlerweile selbst das Niveau im Gefolge des sogenannten ersten Ölpreisschocks 1973/74 – jenes des zweiten Ölpreisschocks 1979/1980 sowieso. Anders als in der Hochinflationszeit der 1970er Jahre hinken die Löhne und Gehälter sowie Transfereinkommen heutzutage allerdings der Teuerung deutlich hinterher.
Entsprechend verzeichnen die knapp vier Millionen Beschäftigen im Land heuer den größten Reallohnverlust seit den Anfangsjahren der Zweiten Republik. Ein Drittel der Beschäftigten können trotz Lohnarbeit ihren Lebensalltag resp. die Aufrechterhaltung ihres Lebensstandards nicht mehr aus dem Einkommen bestreiten, sondern müssen dafür auf Rücklagen zurückgreifen, ja sich zunehmend sogar zusätzlich verschulden. Die 300.000 NiedriglöhnerInnen in den niedrigsten Einkommenssegmenten rutschen überhaupt in die akute Armutsgefährdung ab.
Dieser eklatanten Erosion der sozialen Verhältnisse der Beschäftigten, Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen, TransferleistungsbezieherInnen und PensionistInnen gilt es vehement entgegenzusteuern.
- Die AK Wien unterstützt ihrerseits mit Nachdruck die Forderung der KV-VerhandlerInnen-Konferenz vom 7.9. nach 2.000 Euro Mindestlohn und -gehalt brutto in allen Branchen und Sektoren, um der zunehmenden Lohnarmut einen Riegel vorzuschieben, der Inflationswelle entgegenzutreten und die Lebensqualität Beschäftigter mit niedrigem Einkommen zu heben!
- Die AK Wien fordert ein zumindest am Niveau der Armutsgefährdungsschwelle nach EU-SILC, 2022: 1.371 Euro (für einen Ein-Personen-Haushalt; = 60% des Medianeinkommens, 12 x im Jahr) ausgerichtetes, armutsfestes soziales Netz!