Die Reichsten der Reichen, die internationalen Geld- und Kapital-Mogule, konnten bekanntlich auch in der Krise ihre Vermögen nochmals exorbitant in die Höhe schrauben. Nicht zuletzt für Amazon-Gründer Jeffrey Bezos, dem wahrscheinlich größten Krisengewinner, zündete die Corona-Krise einen zusätzlichen Profit-Turbo. Parallel ist im Finanzadel ein neues Hobby ausgebrochen: Wettrennen ins All. Und auch in diesem hat Bezos nun den Vorgänger-Flug des britischen Milliardärs Richard Branson übertroffen. Allerdings, um sich auf der anschließenden Pressekonferenz unfreiwillig misanthropisch zu verplappern.
Sein Vermögen erlangte der Spross aus reichem Hause, befeuert durch einen regelrechten Medien-Hype um die zunächst auf Bücher spezialisierte Handelsplattform Amazon, mit Hilfe der Familien-Stiftung und Venture Kapitalisten sowie dreier erfahrener Finanzakteure, die 1997 den Börsengang organisierten. Darunter die älteste Investmentbank der USA: Alex. Brown & Sons – mit engsten Verbindungen sowohl zum politischen Establishment Washingtons wie zu den US-Geheimdiensten. Bank-Präsident Alvin Krongard wechselte im Jahr drauf denn auch auf den Posten des stellvertretenden CIA-Direktors und erklärte trocken dazu: „Der Weg von Alex. Brown zur CIA ist nicht weit“. Selbiges gilt bekanntlich bis heute auch für Amazon. Die geheimdienstlichen Überwachungs- und Datensammelmöglichkeiten der US-Geheimdienste über Amazon sind geradezu legendär.
Noch traurigere Berühmtheit – sieht man von der nicht minder vielberedeten systematischen Steuerflucht des Konzernriesen ab – erlangte Amazon lediglich mit seinen miesen Arbeitsbedingungen, windigen Beschäftigungsverhältnissen, Niedriglöhnerei, lückenlosen Überwachung der Arbeitenden … oder kurz: der vom Konzern regelrecht vorangetriebenen Verwandlung des Proletariats ins Prekariat, sowie Bezos nahezu manischer Gewerkschaftsfeindlichkeit. Entsprechend steht Amazon auch rund um den Globus im steten Feuer von Arbeitskämpfen und Streiks.
Umso zynischer ist denn auch seine in völlig losgelöster Atmosphäre von sich gegebene Erklärung: „Ich möchte jedem Amazon-Mitarbeiter und jedem Amazon-Kunden danken, weil ihr habt für diesen Flug bezahlt.“ Ein zugleich wohl unfreiwillig wahres Wort des Knochenschinders, Onlinehandels-Moguls und Steuervermeiders. Und zugleich ein eindringliches Sittenbild des nach „Forbes-“Magazin aktuell reichsten Menschen der Welt und seiner in freudscher Manier zum Ausdruck gekommenen misanthropischen Denkeinstellung.
„Edel sei der Mensch – Hilfreich und gut!“ formulierte Goethe einst. Um dies zu erwirken, ergänzte Marx im Anschluss sinngemäß, bedarf es allerdings einer Umwälzung der Verhältnisse und des Bruchs mit den Eigentums- und Machtverhältnissen á la Bezos und ihres politischen Personals.