Inflation: Haupttreiber Energiepreisexplosion

Die von manchen ÖkonomInnen schon fast totgesagte Inflation ist seit Sommer/Herbst zurück und mit zuletzt 4,3% auch in Österreich auf einen Höchstwert seit knapp 30 Jahren geklettert.

Das Gros der Ökonomen-Zunft hält den massiven gegenwärtigen Inflationsanstieg allerdings für „temporär“. Und in der Tat sprechen eine Reihe plausibler Gründe dafür, dass sie sich in langer Frist wieder etwas einbremst.

Entsprechend niedriger liegen auch die Teuerungsraten des Mikrowarenkorbs (Preissteigerungen des täglichen Bedarfs), während – neben Basiseffekten – preistreibende (Sonder-)Faktoren wie Lieferengpässe seitens des Großhandels oder Weltmarkts (nicht zuletzt bei Vor- und Zwischenprodukten), Lieferschwierigkeiten der Autoindustrie, Kapazitätsgrenzen der Unternehmen und anziehende Öl- und Gaspreise bestimmte Gütersegmente in die Höhe bzw. durch die Decke schießen ließen. Preistreiber Nummer 1 für die einfachen Beschäftigtenhaushalte sind denn auch Heizöl, Gas, Strom und Treibstoff (aber auch Wohnen) – die die Verbraucherpreise zudem auch zu Beginn des nächsten Jahres noch spürbar steigern dürften.

Natürlich ist Inflation andererseits auch kein Naturereignis, sondern (soweit sich darin nicht reale Werterhöhungen widerspiegeln) „wird gemacht“ – wie es der Ökonom Wolfram Elsner aktuell griffig auf den Punkt brachte. Nicht zufällig befeuerte denn auch der ökonomische Monopolisierungsprozess an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert geschichtlich den Inflationstrend. Und sie ist realiter auch um einiges höher als offiziell ermittelt und ausgewiesen. (Aufgrund der verzerrten bis manipulativen Zusammensetzung des ihr zugrunde gelegten Warenkorbs der herangezogenen 750 Güter und Dienstleistungen, einfließender sogenannter hedonischer Preisgewichtungen bzw. – bereinigungen, der Inadäquanz durch die bloß anteilig in VPI einfließenden Ausgaben für Mieten entsprechend den knapp 43% in Mietwohnungen Lebenden im Unterschied zu den in der Inflationsermittlung außen vor bleibenden Eigenheimen und diesbezüglichen Kreditbedienungen….)

Folgerichtig und zu Recht hat es die Inflation auch wieder zurück auf die Titelseiten der Medien geschafft. In lange nicht mehr vorhandenen Maß drückt sie auf die Einkommen, unsere Lebensverhältnisse und entwertet die Löhne, Gehälter, Sozial- und Versicherungsleistungen und Pensionen. Und während die EZB in den letzten Jahren an ihrer 2%-Zielmarke fast verzweifelte, ziehen die Teuerungen aktuell quer durch den Euro-Raum wieder an. Für Österreich prognostiziert das WIFO für das Jahr 2022 eine Inflation von 3,3%, das IHS von 2,8%, und rechnet 2023 mit 2,25%, das IHS mit 1,9%.

Um den Unmut in der Bevölkerung nicht noch weiter kippen zu lassen, bringt die Bundesregierung gerade einen „Teuerungsausgleich“ in Form einer Einmalzahlung von 150 Euro für Arbeitslose, Notstandshilfe-, Mindestsicherung- und AusgleichzulagenbezieherInnen und StudentInnengruppen auf den Weg. Das ist freilich zum einen nur ein unzureichender Tropfen auf den heißen Stein mit Einmaleffekt, wie er andererseits auch den Großteil der Beschäftigten und einfachen EinkommensbezieherInnen schlicht durch die Finger schauen lässt.

Dringend nötig wären dagegen denn auch wirksame Preisregulierungen, kräftige Gehalts- und Lohnsteigerungen, sowie ein armutsfestes soziales Sicherheitsnetz.

Darüber hinaus zeigt sich darin wie durch einen Brennspiegel die Unumgänglichkeit einer insgesamten, nicht nur ökologischen, sondern zugleich auch sozialen und linken Energiewende. Und eine solche muss neben der notwendigen gesellschaftlichen Aneignung des Energiesektors und der Beendigung der herrschenden, maßlosen gesellschaftlichen Subventionierung der Strom-Größtverbraucher (auf Kosten der einfachen BezieherInnen), auch eine grundlegende Wende des Energiemarktsektors beinhalten. Samt gesetzlichen Energiepreisstopp für einfache Haushalte.

In dieser Perspektive sei denn auch etwa auf die dahingehenden Konzeptionen von Franz Garnreiter und Christian Zeller verwiesen. „In emanzipatorischer und ökosozialistischer Perspektive sollte eine Basisversorgung mit Energie Teil der allgemein zugänglichen gesellschaftlichen Infrastruktur sein.“ „Die Energieversorgung muss über ein neues soziales Tarifsystem erfolgen. Dieses bietet den Haushalten ein günstiges und sogar kostenloses Grundkontingent an privat verbrauchter Energie mit progressiv ansteigenden Tarifen bei höherem Verbrauch an.“ (Ch. Zeller)

Denn: „Wichtiger als der einfach Energiesteueraufschlag ist es, den Energiepreis aus dem Marktmechanismus herauszulösen und politisch festzulegen. Eine Energiesparpolitik passt dann gut zu einer linken Verteilungspolitik, wenn man für einen festgelegten Grundverbrauch Niedrigpreise einführt. Das wäre möglich beispielsweise

  • über ein Freimengen-Kontingent,
  • oder über gestaffelte Tarife, niedrig beginnend und stark steigend,
  • oder über die Rückgabe hoher Energiekosten etc.

Das notwendige Gegenstück zum kostengünstigen Grundverbrauch müssen entsprechend höhere und hohe Preise für Mehrverbrach sein. Statt einer einfachen Preiserhöhung geht es also hauptsächlich um ein ganz anders Preisgefüge.“ (F. Garnreiter)

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