Bereits seit Anfang Mai sind DrehbuchautorInnen im Streik. Im Juli haben sich auch die Schauspieler angeschlossen und protestierten gemeinsam vor Filmstudios und Bürozentralen von Streamingdiensten und Fernsehsendern. Der Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren dürfte den Betrieb in Hollywood auf unbestimmte Zeit lahmlegen. Die Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA fordert für ihre Mitglieder eine bessere Vergütung sowie Regelungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Der Darstellerstreik war offiziell beschlossen worden, nachdem trotz wochenlanger Verhandlungen keine Einigung mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP erzielt werden konnte. Die Dreharbeiten zu zahlreichen Filmen wurden bereits eingestellt. Im TV-Bereich dürfte sich die Wirkung dagegen schneller entfalten. Auf Grund des Streiks der Autoren werden bereits Wiederholungen von Late-Night-Shows ausgestrahlt, eine große Zahl der Fernseh- und Filmproduktionen hat die Arbeit eingestellt oder unterbrochen.
In den Streik treten auch die Stars der Branche. Das betrifft vor allem die jetzt anlaufenden Blockbuster wie „Oppenheimer“ oder „Barbie“, auch Werbung für Filme wird als Streikbruch gewertet. Cillian Murphy, Emily Blunt und Matt Damon verließen die Londoner Premiere von „Oppenheimer“ in dem Moment, als SAG den Streik ausrief.
Insgesamt befinden sich derzeit mehr als 170.000 DrehbuchautorInnen und SchauspielerInnen im Streik gegen ihre Bosse in Hollywood. Dies stellt kein Novum dar. Bereits 1960 (damals – man vermag es kaum zu glauben – mit Ronald Reagan als Vorsitzenden der SAG) und 1980 wurden Arbeitskämpfe über einen gerechteren Anteil an den Milliardengewinnen der Filmstudios geführt. Die Forderungen erweitern sich diesmal um klare Regeln für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Denn die, so die Befürchtung von Schauspielern und Drehbuchautoren, könnte von Hollywoods Mogulen bald eingesetzt werden, um echte Schauspieler durch Abbilder ihrer selbst oder auch durch komplett künstlich generierte Bilder zu ersetzen. Und auch Drehbücher könnten, so die Writers Guild of America, bald von KI geschrieben werden.
Die Erfolgsaussichten des Streiks sind derzeit noch unklar. Ein Brancheninsider hat die Strategie der Filmindustrie folgendermaßen beschrieben: „Das Endspiel besteht darin, die Dinge so lange hinauszuzögern, bis die Gewerkschaftsmitglieder ihre Wohnungen und Häuser verlieren.“ Das soll ab Oktober der Fall sein, denn abseits der Stars der Branche ist das Einkommen relativ gering. Der durchschnittliche Jahresverdienst der Schauspieler beträgt lediglich 26.276 Dollar. Der Stillstand in der Filmbranche wird wohl noch einige Zeit andauern.
Update: Die Fronten in der US-Filmbranche und einstigen Glamour-Industrie Los Angeles‘ sind festgefahren, wie das erste und ebenso ergebnislose Treffen der US-DrehbuchautorInnen mit den Vertretern der großen Studios und Streaming-Anbieter nach drei Monaten Streik am Wochenende zeigte. Der Arbeitskampf geht weiter. Diese Woche sind denn auch neue Streikproteste geplant. Und die DrehbuchautorInnen haben, gemeinsam mit den SchauspielerInnen, nicht vor, klein beizugeben. Nicht unwahrscheinlich also, dass der Ausstand in Big Hollywood noch Monate andauern könnte.