Kaum ein Historiker bezweifelt, dass der anglo-amerikanische Putsch im Iran 1953 die wesentliche Weichenstellung in der Geschichte des Landes markiert und den Schlüssel zum Verständnis dessen weiteren Entwicklung bis zur Islamischen Revolution 1979 und wesentlicher Aspekte der politischen Lage in der Gegenwart bildet. Natürlich wäre es vermessen und verquer, die Geschichte und Situation des Irans irgendwie alleinig aus den Augusttagen 1953 und der Rolle der US-Politik begreifen zu wollen. Aber ohne diesem Schlüsselereignis und der Verantwortlichkeit Washingtons für die globale politische Lage, lässt sich schlicht nichts verstehen. Und das beiweilen nicht nur den Iran betreffend.
Dass „der Putsch“ Washingtons für die Entwicklung des Iran „klar ein Rückschlag war“, sah sich zur Jahrtausendwende ja selbst US-Außenministerin Madeleine Albright zu konstatieren veranlasst. Oder schärfer, wie der Schweizer „Tages-Anzeiger“ schon vor knapp zwei Jahrzehnten über das per Staatsstreich und anschließendem Staatsterror bewerkstelligte Ende des kurzen iranischen Frühlings, dessen Folgen und die dahinterstehende US-Globalstrategie urteilte: Der erste erfolgreiche Sturz einer unbotmäßigen, fremden Regierung durch die CIA, markiert zugleich „Amerikas Ursünde im Mittleren Osten“. Nicht weniger treffend auch das Resümee des im damaligen Staatsstreich gestürzte national-demokratische Premier Mohammad Mossadegh: „Mein einziges Verbrechen bestand darin, dass ich die iranische Ölindustrie nationalisierte und das Netzwerk des Kolonialismus zerschlagen habe.“
National-demokratische Kräfte und Mossadeghs Programm der Verstaatlichung der Erdölindustrie und Sozialprojekt
Der kurze iranische Frühling ist denn auch untrennbar mit dem Namen und Wirken Mohammad Mossadeghs verknüpft, der 1953 durch den westlich orchestrierten Putsch gegen den national-demokratischen Premier ein abruptes Ende fand. Denn Mossadegh schickte sich an, die reichlichen Ölquellen des Landes aus dem Griff der internationalen Öl-Multis zu lösen und in die Hände des iranischen Staats zu überführen sowie die Macht und Rolle des Schahs republikanisch auf eine reine Repräsentationsfunktion zu beschneiden. Bereits 1944 kündigt er diesbezüglich im iranischen Parlament sein Programm an, dass die iranische Regierung keine Erdölkonzession mehr an ausländische Firmen vergeben und die bestehenden Verträge des unter britischer Vorherrschaft und Ausbeutung stehenden Landes annullieren werde. Seit 1908 wurden die iranischen Ölquellen quasi in Form eines Monopols von Großbritannien ausgebeutet und die Profite fast vollständig von der englischen Ölindustrie angeeignet (allen voran durch die britische AIOC, die spätere BP). In der alles überragenden Erdölförderstadt Abadan – aus deren Raffinerie damals rund 90% des in Europa gehandelten Erdöls stammte – herrschten koloniale Verhältnisse, die bisweilen sogar an ein Apartheitssystem grenzten. Die berühmt-berüchtigte Aufschrift an deren Trinkbrunnen: „Nicht für Iraner“, mag als Chiffre dafür stehen.
Unter dem Programm Mossadeghs sammelten sich die bürgerlich-demokratischen und um nationale Unabhängigkeit strebenden Kräfte in einem 6 Parteien-Bündnis mit antiimperialistischer Tendenz in der Nationalen Front. Zeitgleich erhielt die national-demokratische Befreiungsbewegung während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auch einen starken Antrieb. 1951 wurde Mossadegh schließlich Premierminister des Irans und schritt zur Umsetzung seines breit getragenen Programms und verkündete die Verstaatlichung Erdölindustrie, die Förderung der heimischen Industrie und die Auflösung der „Imperial Bank of Iran“. Das Programm fanden in machtvollen Demonstrationen der Massen dafür seinen hegemonialen Widerhall. Die Erlöse aus dem nationalisierten Ölexport wiederum, sollten einem umfassenden Sozialprogramm dienen. In erster Linie zunächst einer Agrarreform, die in Mossadeghs Verstand nur eine Chance hatte und funktionieren konnte, wenn zum einen die Großgrundbesitzer entschädigt und zum anderen günstige Kredite zur Versorgung der bäuerlichen Kleinproduzenten zur Verfügung gestellt würden. Darüber hinaus beinhaltete sein Sozialprogramm die für den Iran seiner Zeit nicht unbeträchtliche Finanzierung der Milderung der sozialen Ungleichheit im Land. Bereits seinerzeit unterstützten übrigens auch schiitische Mullahs durch Fatwas – religiöse Rechtsgutachten – die Forderung nach Nationalisierung. Am 19. April 1951 verabschiedete das iranische Parlament schließlich einstimmig das Gesetz zur Nationalisierung der Ölindustrie. Das alarmierte wiederum sowohl die britische wie die US-Regierung aufs äußerste – obwohl Mossadegh deren ehemaligen Betreibern Entschädigungen und Ausgleichszahlungen angeboten hatte –, die daraufhin gemeinsam auf seinen Sturz hinwirkten.
CIA und MI6: Regime Change und Rettung der Monarchie im Iran 1953 – samt Waffe des Wirtschaftskriegs und Dokumente Langleys
Die CIA bekam den Auftrag, unter Brigadegeneral Norman Schwarzkopf (Vater des späteren US-Oberkommandanten im Zweiten Irakkrieg), die Angelegenheit in Kooperation mit den Spitzen der iranischen Armee zu erledigen. Im Frühjahr 1953 reiste Geheimdienstmajor Kermit Roosevelt (der Sohn des 1919 verstorbenen Präsidenten Theodore Roosevelt und Leiter des CIA-Dezernats für den Nahen und Mittleren Osten) in geheimer Mission unter falschen Namen nach Teheran. Seine wahre Identität und Mission kannten lediglich drei Iraner. Einer davon: der Schah. Eine prominente Rolle in dieser Langley-Operation „Ajax“ hatte ebenfalls der bekannte, damalige US-Botschafter im Iran, Richard Helms, inne – zugleich stellvertretender Leiter des Bereichs Verdeckte Aktionen.
Großbritannien wiederum schritt, in der „Operation Boot“, zur größten Mobilisierung seiner Flotte seit dem Zweiten Weltkrieg – um, wie man vorgab, „das Leben von Untertanen der Krone zu schützen“. Das britische Empire verhängte mit seiner Seestreitmacht zugleich eine rigorose Seeblockade zur Unterbindung iranischer Ölausfuhren, um die neue Führung des Iran in die Knie zu zwingen. Angesichts der seither vom „Wertewesten“ angezettelten und aktuell regelrecht ausufernden Wirtschaftsblockaden, Embargos und verhängten Sanktionsregime sei zumindest vermerkt, dass es sich diesbezüglich (schon seinerzeit) um eine selbstherrliche, schlicht völkerrechtswidrige und illegale Seeblockade handelte. Gleichzeitig wurden iranische Konten im Vereinigten Königreich beschlagnahmt und für Teheran wichtige Importgüter mit einem Embargo belegt. Schon gegen den Iran erwies sich die imperiale Waffe des Embargos, des Wirtschaftskriegs und der Sanktionen unter dem strategischen Credo „Make the economy scream“ (die Wirtschaft des ins Visier genommenen Landes vor Schmerzen zum Schreien bringen) mithin als integraler Bestandteil der hybriden Kriegsführung der imperialistischen Mächte des Westens. Sowie als deren spezifische Waffen. Denn wirtschaftliche Embargos, Sanktionen und Wirtschaftsblockaden können weitestgehend per se nur von dominierenden Mächten oder Bündnissen verhängt werden.
US-Strippenzieher in neokolonialem Souveränitätsanspruch und pro-westliche Marionetten
Der britische Außenminister Anthony Eden, der schon zeitlich zusammen mit Vertretern des MI6 Washington aufsuchte, verglich Mossadegh für sein „Vergehen“, gegen die Interessen des Empires zu verstoßen, in seinem Polit-Fieberwahn mehrmals mit Hitler. Dass Mossadegh nach einer fulminanten Rede vor dem UN-Sicherheitsrat 1951 vom „Time Magazin“ damals auch noch zum „Mann des Jahres 1951“ gekürt wurde, versetzte die Gemüter der anglo-amerikanischen Eliten auch emotional sichtlich in regelrechte Wallungen. Ziel der Operationen war, wie es in einem seinerzeitigen CIA-Dokument heißt: „Installierung einer pro-westlichen Regierung im Iran.“ Bzw. konkreter noch: „Sturz der Mossadegh-Regierung und ihre Ersetzung durch eine pro-westliche Regierung.“ Nachdem Mossadegh einen lediglich der Ausschaltung des britischen Konkurrenten dienenden Deal der USA ablehnte, auf die Verstaatlichung des iranischen Öls zu verzichten und das Land stattdessen „amerikanischer Hilfe zu öffnen“, war sein Schicksal endgültig besiegelt. Am 13. Juli 1953 schrieb die „New York Post“ bereits offen: die Regierung in Teheran werde „noch vor Jahresende fallen, Mossadegh vermutlich durch Armeekreise überwältigt, die besonders enge Bande zu Washington haben.“ Parallel drängte die Agency den Schah nun ultimativ gegen Mossadegh loszuschlagen und den von Washington als ihren Mann auserkorenen General Fazlullah Zahedi einzusetzen.
Nicht, dass die US-Administration im allgemeinen Zweifel an ihrem Vasallen auf dem Pfauenthron hegte, aber der Staatsstreich ließ absehbar natürlich die politischen Wogen im Land hochkochen. Entsprechend lautete die Direktive der Operation „Ajax“ auch: „Wenn der Schah nicht den Vorschlägen der Vertreter der US-Regierung folgt und die entsprechenden Dokumente unterzeichnet, wird General Zahedi davon in Kenntnis gesetzt, dass die Vereinigten Staaten auch ohne die aktive Zusammenarbeit mit dem Schah handeln werden.“ Diese zweite ‚Sicherheitsleine‘ für den ohnehin gegen Null tendierenden unwahrscheinlichen Fall, dass Schah Reza den „Vorschlägen“ (oder „Empfehlungen“, wie es an anderer Stelle auch euphemistisch hieß) der US-Regierung nicht 1:1 bis ins letzte Detail folgen würde, musste freilich nicht gezogen werden.
Am 19. August verfügte der Schah die Entlassung Mossadeghs und dessen Ersetzung durch Zahedi – auch wenn der „Herrscher des Pfauenthrons“ im Anschluss des mit 16. August anhebenden Putsches aufgrund der Weigerung Mossadeghs dem kaiserlichen Staatsstreichdekret Folge zu leisten und den ausgebrochenen Protesten sowie entflammten Straßenschlachten in Panik vorübergehend nach Rom floh.Die CIA selbst notierte nach ihrem erfolgreich geführten Staatsstreich zur Operation „Ajax“: „Die Entfernung Mossadeghs von der Macht wurde am 19. August 1953 erfolgreich vollzogen.“ Zugleich sind wir über den US-Staatsstreich im Iran – dessen detaillierte Abläufe im Einzelnen hier den Rahmen sprengen würden – nicht zuletzt auch dadurch bis in Details informiert, als Kermit Roosevelt selbst zweieinhalb Jahrzehnte später ein Buch über den US-Putsch im Iran schrieb: „Countercoup. The Struggle for the Control of Iran“, New York etc. 1979 – das heute selbst in Internet Archiven frei nachlesbar ist.Und dieser Blick hinter den Schleier der „Firma“ ist beiweilen nicht nur von historischem Interesse.
Die geostrategische Interessenslage Washington und US-Panik vor Neutralismus und Blockfreiheit
Eine gleichzeitig nicht zu unterschätzende Rolle im anglo-amerikanischen „Countercoup“ spielten dabei auch geostrategische Interessenslagen Washingtons und Londons. Das englische Empire hatte gerade seine unfreiwilligen Rückzüge u.a. aus Indien, Palästina und Griechenland angetreten und sah nun auch seine Vorherrschaft im Iran vor einem unmittelbaren Aus. In den USA wiederum kursierte in den herrschenden Kreisen das „Gespenst“ einer außenpolitischen „Neutralität“ des „Frontstaats“ an der sowjetischen Grenze. „Sollte sich“, so der bekannte deutsche Amerikanist und Historiker Bernd Greiner die globalstrategischen Erörterungen der US-Administration auf den Punkt bringend, „neben Jawaharlal Nehru in Indien und Juan Perón in Argentinien ein weiteres Schwergewicht aus einer aufstrebenden Nation für die Blockfreiheit stark machen und einen von Washington wie Moskau unabhängigen ‚dritten Weg‘ anvisieren, drohte [aus Washingtons Sicht] die Front gegen den internationalen Kommunismus zu kippen.“ Unbeschadet dessen, dass Mossadegh – was auch die CIA und das Pentagon wussten – beiweilen kein Revolutionär, geschweige denn „Roter“ oder Kommunist war (und auch gegenüber dem Nachbarn im Norden, der Sowjetunion, auf eigenständige Weg Teherans insistierte). Ja, selbst das Verbot der kommunistischen Tudeh-Partei von 1948 blieb in seiner Amtszeit 1951 bis 1953 in Kraft, die Partei konnte ihre Tätigkeit nun allerdings quasi toleriert unter halblegalen Bedingungen ausüben.
CIA: Operation „Ajax“ „erfolgreich vollzogen“
Zwar scheiterte der erste Versuch im August 1953 Mossadegh zu stürzen anfänglich, und Schah Reza Pahlawi floh, wie gesagt, Hals über Kopf nach Rom nachdem Hundertausende für Mossadegh auf die Straßen strömten und den Schah als „Verräter“ verurteilten. Zudem bot Mossadegh Washington, London und ihren iranischen Marionetten halsstarriger als erwartet die Stirn und wandte sich über Radio sogleich an die Iraner und Iranerinnen: „In der vergangenen Nacht wurde ein Staatsstreich gegen die Regierung versucht. Die meisten Verräter sind hinter Gittern. Nur Zahedi und einem kleinen Kern konnte die Flucht gelingen.“ Für einen Moment zuckte es selbst in der US-Administration, britischen Regierung und in den Reihen der Putschisten. Aber schon wenige Tage später ließen putschende Generäle, angeleitet von CIA-Agenten und dem britischen MI6 resp. SIS, Panzer in Teheran auffahren. Aus den Provinzen wurden zusätzliche bestochene Truppen und Divisionen in die Hauptstadt überführt, nach CIA-Lehrbuch durch bezahlte Banden Chaos geschürt und in „False Flag“-Operationen Terroranschläge inszeniert. Unter diesem militärischen Schutzschirm der Putschisten sowie einem bezahlten Mob kehrte der Schah umgehend zurück, oder genauer: wurde von der CIA nach Teheran zurückgeflogen, und die gekauften Offiziere, Polizisten und Schlägerbanden einfacher, armer Menschen vollzogen mit ihm an der Spitze den Staatsstreich. Der Leiter der US-Militärmission in Teheran Generals Stewart bekannte später stolz: „Die Gewehre der Soldaten, die LKW und Panzerwagen, in denen sie fuhren, die Fernmeldemittel – das alles hatten wir geliefert. Hätten wir das nicht getan, dann wäre die gegen die USA eingestellte Regierung wohl weiter an der Macht geblieben.“
Mossadegh wurde wegen „Hochverrats gegen die Monarchie“, „Anschlag auf die Krone“ und „Versuchs, die Republik zu proklamieren“ zum Tode verurteilt (was aufgrund seiner ungeheuren Beliebtheit im Lande im Anschluss jedoch in eine mehrjährige Haft und einen darauffolgenden Hausarrest umgewandelt wurde), zwei Minister hingerichtet. Mit der Volksbewegung wiederum wurde drakonisch abgerechnet, das Land von staatlichem Terror überflutet und die Führer der kommunistischen Tudeh-Partei hingerichtet, zahlreiche Mitglieder und AnhängerInnen der Partei für viele Jahre eingekerkert. Die Verstaatlichung der Erdölindustrie wurde dagegen rückgängig gemacht und dem US-amerikanischen Öl-Kapital freier Zugang gewährt. Im 1954 auf den Weg gebrachtem, neuen Erdölkonsortium war neben BP entsprechend denn auch der US-Konzern Exxon prominent beteiligt. Der Schah wurde wieder an seine Macht gehievt und das Land in einen der treuesten Vasallen der USA in der Region verwandelt. Die Schlapphüte Langleys notierten, wie ausgeführt, sichtlich selbstzufrieden: „Die Entfernung Mossadeghs von der Macht wurde am 19. August 1953 erfolgreich vollzogen.“ Der am 11. Juli 1953 gegebene Marschbefehl „den Sturz der Mossadegh-Regierung zu bewirken und sie durch eine pro-westliche Regierung unter der Führung des Schahs mit Zahedi als Premierminister zu ersetzen“ war ausgeführt.
Die Verwandlung des Iran in einen amerikanischen Militärstützpunkt und die nuklearen Ambitionen Teherans unter dem Sternenbanner
Nach einem Übergansintermezzo unter Putschgeneral Fazlollah Zahedi (der auch nur als Übergangslösung vorgesehen war) übernahem Schah Reza Pahlawi mit grünem Licht Washingtons auch die Regierungsgeschäfte und führte danach eine der brutalsten Regentschaften der Nachkriegszeit. Zugleich rüstete er das Land mit US-Unterstützung und einem Anspruch auf regionale militärische Vormacht bis zum Horn von Afrika und den Küsten Indiens auf und schloss sich dem mittelöstlichen imperialistischen Militärpakt CENTO und verwandelte den Iran in einen amerikanischen Militärstützpunkt an der Südgrenze der Sowjetunion an. Selbst die nuklearen Ambitionen Teherans stießen in Washington auf eine aufgeschlossene Atmosphäre und fanden unter der Präsidentschaft Nixons sogar tatkräftige Unterstützer. Atomwaffen in der Hand eines Diktators sind solange kein Problem, meinte dazu dessen Außenminister Henry Kissinger, wie dieser Diktator an der Seite der Vereinigten Staaten steht.
Nach der Volksrevolution gegen den Schah: Letzte verzweifelte Versuche Washingtons und des Pentagon sich dem Gang der Ereignisse noch zu widersetzen
1979: Während der Schah bereits gestürzt war, versuchten die US-Administration sich noch mit allen Kräften dem Gang der Ereignisse zu widersetzen. Noch am 4 Jänner entsandte die US-Regierung ein weiteres Mal eiligst ihren Stellvertretenden Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa,General Robert Huyser, der schon im Herbst zu Besprechungen über eine militärischen „Niederschlagung der Streiks“ überhaps den Flieger nahm, nach Teheran. „Er sollte mit Hilfe des iranischen Militärs dafür sorgen, dass, wenn schon der Schah nicht zu halten war, zumindest eine ‚amerikafreundliche‘ Regierung an seine Stelle trat“, so der Historiker Martin Robe. „Huyser scheiterte mit seiner Mission. Doch auch da gab die Carter-Administration noch nicht auf. Am 11. Februar 1979, Huyser war in sein Stuttgarter Hauptquartier zurückgekehrt, fragte der Stellvertretende Verteidigungsminister Charles Duncan aus Washington bei ihm an, ob er bereit sei, sich erneut nach Teheran zu begeben und einen Militärputsch zu leiten.“ Der Entschlossenheit der USA sich dem Verlust des „engen und entschlossenen Verbündeten, der für den Schutz der westlichen Interessen am Persischen Golf sorgte“ – wie General Huyser resümierte – zu widersetzen, war (und ist) jedes Mittel recht. „Doch wurden sich die Beteiligten, als sie die Situation und die Erfolgsaussichten eingehender erörterten, darüber klar, dass es dafür zu spät sei.“ Selbst die CIA, die mit dem Putsch 1953 ein Gesellenstück ihrer außenpolitischen Bedeutungszunahme im Werkzeugkoffer des Weißen Hauses ablieferte, musst sich in einer internen Auswertung der Ereignisse zur Einsicht durchringen: „Man war fälschlicherweise der Meinung“, so die gleichwohl mächtige „Firma“ in Langley, „die Entwicklung in der Dritten Welt nach Belieben … lenken zu können.“ Allerdings sollte man sich, gerade heute, keinen Illusionen über die gleichviel felsenfeste Entschlossenheit Washingtons, des Pentagon und Langleys hingeben, die US-Vorherrschaft weltweit unter allen Bedingungen mit Operationen und Missionen, Wirtschaftskriegen oder/und Schießkriegen der Flurbereinigung und der Welt(un)ordnung in Stein meißeln zu wollen.
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