Ankara mit grünem Licht des Westens auf den Blutspuren des IS

Die Jesiden, mit dem Terror und geplanten Genozid der Mörderbanden des „Islamischen Staats“ an ihnen vor noch wenigen Jahren stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, stehen heute abermals vor ihrer akuten Bedrohung. Nach der Niederringung der Kalifat-Krieger durch die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDK) wie ihrer kommunistischen Verbündeten, dieses Mal allerdings durch das neo-osmanische Projekt der Türkei.

Die von Vertreibung und Genoziden gekennzeichnete Geschichte der ethnisch-religiösen Minderheit der Jesiden – deren Schicksal heute wieder weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein scheint – setzt sich so unter neuen Vorzeichen fort. Das Massaker an den jesidischen Männern und die massenhafte Verschleppung und Versklavung jesidischer Frauen und Kinder gilt unter Jesiden als der 73. Genozid (Ferman). Und das ganze Ausmaß an Hingemordeten ist noch gar nicht endgültig bekannt, wie die immer wieder neu gefundenen Massengräber zeigen. In der nordsyrischen Region Afrin unternimmt nach dessen Besatzung derweil das AKP/MHP-Regime seit längerem eine großangelegte bevölkerungspolitische Neuordnung. Begleitend verdrängt die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet in jesidischen Dörfern aktuell forciert deren Glaubenseinstellung und breitet über die einst multi-religiöse Region ihr türkisch-islamisches Ideologem aus. Angesichts des Umstands dass seit den 1980er 99% aller in der Türkei selbst lebenden Jesiden in die Emigration getrieben wurden, braucht es nicht viel Fantasie sich auszumalen, was die jetzige türkische Offensive in Afrin für die Jesiden bedeutet.

Nach der Rettung der jesidischen Bevölkerung im Shengal-Gebirge vor dem Genozid der IS-Schlächter im Herbst 2014, wurden die ihnen zur Hilfe geeilten Einheiten der PKK international als heldenhafte Guerilla gefeiert. Im heroischen Kampf um Kobanê durch die ihr geschwisterlich verbundenen Volksbefreiungskräfte YPG und Frauenverteidigungseinheiten YPJ zur letzten Bastion gegen die Dunkelheit der schwarzen Fahne des IS avanciert sowie zur weltweiten Bewunderung gelangt, gelten die Arbeiterpartei Kurdistans und ihre Guerilla HPG im steten doppelten Spiel des Westens heute wieder vorrangig als „Terrororganisationen“.

Gegen die einstigen Retter wird heute in der kurdischen Autonomieregion der Medya-Verteidigungsgebieten unter dem Namen „Operation Krallenblitz“, mit grünem Licht des Westens und der NATO und Freigabe des Luftraums durch die USA, eine langfristige Militäroffensive Ankaras geführt – verstärkt als Drohnenkrieg und unter augenscheinlichem Einsatz von Giftgas und geächteter chemischer Waffen. Während Ankara letzteres nach Kräften zu vertuschen sucht, werden die neuen Drohnen hingegen, insbesondere die auch mit westlichem Know-how entwickelte Bayraktar-TB2-Drohne, auf türkischen Paraden wie Helden gefeiert. Da die massiven Luftangriffe, die Spezialoperationen, der stete Drohnenkrieg und der Einmarsch von Bodentruppen ohne Einverständnis der USA und NATO schlicht nicht möglich sind, erklärte die KCK (Dachverband der Union der Gemeinschaften Kurdistans) daher auch: „Der laufende Angriff auf Südkurdistan ist ein NATO-Angriff, der durch die Türkei ausgeführt wird“.

Und so wandelt das AKP/MHP-Regime Erdoğans und Bahçelis, und mit ihm dessen westliche NATO-Partner und EU-Verbündete, auf den Blutspuren des IS. Darüber vermögen auch manch eingeübte Stehsätze in den Hauptstädten des Metropolenkapitalimus nicht hinwegzutäuschen. Geschweige denn, die schäbige befeuerte Islamophobie. Umso mehr bedarf es dagegen des Schulterschlusses der „Verdammten dieser Erde“ (F. Fanon), der kurdischen Freiheitsbewegung und ihrer kommunistischen Verbündeten und der globalen revolutionären ArbeiterInnenbewegung.

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