„Es reicht!“ – PädagogInnen im Arbeitskampf

Über 5.000 Elementar-, Hort- und FreizeitpädagogInnen haben heute in Wien für mehr Ressourcen demonstriert. Diese kämpferische Kundgebung und die damit verbundenen Betriebsversammlungen in der Arbeitszeit sind ein wichtiger, erster Schritt für einen konsequenten Kampf für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche!

Die anwesenden PädagogInnen haben heute klar gemacht, dass sie dazu entschlossen sind, weiter für Verbesserungen zu kämpfen. Bereits am Donnerstag, 14.10., geht das Kindergarten- und Hortpersonal der Gemeinde Wien auf die Straße – auch hier werden die KollegInnen von KOMintern Unterstützung erfahren.

Stimmen aus der Praxis

„Die Proteste haben schon zu Erfolgen geführt, doch die allgemeinen Missstände sind geblieben. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an uns und an die Kinder. Wir brauchen mehr Vorbereitungszeit und Unterstützung durch speziell ausgebildetes Personal wie PsychologInnen, MotopädagogInnen, LogopädInnen und SozialarbeiterInnen!“

Selma Schacht, Betriebsratsvorsitzende Bildung im Mittelpunkt GmbH, KOMintern -Arbeiterkammerrätin in der AK Wien

„Eine Ausbildungsoffensive auf Hochschulniveau gemäß europäischer Standards und eine trägerunabhängige, gesetzliche und finanzielle Gleichstellung aller Betreiber könnten die Arbeitsbedingungen von Pädagog*innen verbessern und somit dem vorherrschenden Personalmangel entgegenwirken.“

Mirella Frieseke, Dipl. Sozialpädagogin (FH), MA Psychomotorik

„Bei 25 Kindern in der Gruppe auf jedes Einzelne mit seinen Interessen, Fragen, Problemen und Wünschen einzugehen ist nicht machbar. Ich möchte jedes Kind seinen Begabungen entsprechend fördern, doch dafür müssen die Gruppen einfach kleiner und mehr PädagogInnen angestellt werden!“

Dilek Imrek, Elementarpädagogin bei der Gemeinde Wien

„Die Kinder und die PädagogInnen brauchen mehr Raum, mehr Zeit, mehr Ressourcen! Wir wollen keine Aufbewahrungsstätte sein, sondern qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit leisten. Das ist derzeit fast unmöglich und führt zu massiven gesundheitlichen Belastungen!“

Elisabeth Sahan, Freizeitpädagogin in einer GTVS

KOMintern fordert:

Besserer Betreuungsschlüssel

25 Kindern kommen in Wien auf eine PädagogIn. Wir fordern die sofortige schrittweise Einführung des altersangepassten, wissenschaftlich sinnvollen Betreuungsschlüssels: Krippe 3:1 – Kindergarten 8:1 – Hort/Freizeitbetreuung 8:1!

Finanzierung von weiterem Fachpersonal

Der Förderbedarf von Kindern ist mannigfaltig. Zur Unterstützung der PädagogInnen brauchen wir zusätzlich SpezialistInnen wie PsychologInnen, LogopädInnen oder MotopädagogInnen!

Qualitätssicherung statt Quantitätsfetisch

Pädagogik sollte Kinder ermutigen, inspirieren, individuell fördern und stärken. Da der Anspruch unter den jetzigen Bedingungen kaum umsetzbar ist, leiden viele KollegInnen an Burnout und anderen gesundheitlichen Belastungen!

Anhebung der Löhne und Gehälter

Es ist ein Skandal, dass die Begleitung und Bildung von Kindern zu Niedrigsteinkommen geleistet werden muss. Der Abstand zum österreichischen Durchschnittseinkommen liegt bei 18%. Adäquate Löhne und Gehälter müssen her!

Mehr Vorbereitungszeit

Gute Pädagogik wird reflektiert, vor- und nachbereitet. Bei der Gemeinde Wien gibt es dafür 6 Vorbereitungsstunden, für private Träger existiert keine gesetzliche Regelung. Es braucht mindestens 10 Stunden Vorbereitungszeit bei Vollzeit!

Österreichisches Bundesrahmengesetz

Der Bildungsrahmenplan ist von allen Kindergärten in Österreich umzusetzen. Doch Kindergärten, Horte und schulische Tagesbetreuung haben 9 verschiedene Landesgesetze und unterschiedlichste Regelungen bei den Rahmenbedingungen.

Veränderung im Ausbildungssystem

Österreich bildet als einziges EU-Land ElementarpädagogInnen nicht universitär aus. Stützpersonal, Elementar-, Hort und FreizeitpädagogInnen brauchen jeweils beste, einheitliche Ausbildungen!

Gleiche Förderbedingungen – Jedes Kind ist gleich viel wert!

Ohne einheitliche Förderung der Institutionen gibt es keine einheitliche Kinderförderung, erst Recht bei besonderen Bedürfnissen. Über 50% der Kinder werden in Wien durch private Träger betreut. Eine Subventionserhöhung durch die Stadt Wien an das eigene Niveau ist nötig!

KOMintern-AK-Rätin Selma Schacht im Interview:

Impressionen der Betriebsversammlungen:

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