„Die Sonne macht die Sklaven zu Freien“

Der 24. Dezember war einst der Festtag zu Ehren des griechischen Sonnengottes Helios, des Gottes der Gerechtigkeit, der den Menschen (einen Erlöser sendend) Frieden (Gerechtigkeit) und Glück bringen sollte und ein neues Zeitalter eröffnet: „Die Sonne macht die Sklaven zu Freien.“

Zugleich datierte der 24.12. des Späteren dann auch als Geburtstag des römischen Sonnengottes Sol, dem Beschützer der Hilfsbedürftigen und Schwachen, als dessen Kind (seit altersher) u.a. die „Gerechtigkeit“ galt. Ihm bleibt, so die italische Mythologie, kein Frevel auf Erden verborgen und er wird den sozial Schwachen letztlich zur Gerechtigkeit verhelfen.   

In wieder anderen Gegenden wurde am 25. Dezember das Fest zu Ehren der Welterlöserin Isis gefeiert, die an diesem Tag ihren gestorbenen Gatten Osiris zu neuem Leben erweckte. Ein Kult von Bruderschaften, die vornehmlich aus Sklaven bestanden. Auf den 25. Dezember fielen in historischer Zeit aber auch etwa Feste zu Ehren des persischen Gottes Mithras oder des in bestimmten Gebieten mit Helios sowie Mithras sozusagen gleichgesetzten Dionysos. 

Aber auch in der jüdischen Religion lassen sich Verbindungen der Idee von der Sonne der Gerechtigkeit mit der Messiaserwartung finden. So etwa bei Malachias oder im 3. Buch der jüdischen Sibylle.

Im Anschluss daran vom Christentum als Datum übernommen, gilt der 25. Dezember heute als Weihnachten: das „wichtigste Fest“ und gleichsam christlicher Feiertag schlechthin, wenngleich religiös betrachtet eigentlich Ostern das höchste Fest im Kirchenkalender des Christentums markiert.

Entsprechend kannten die ersten Generationen an Christen das Weihnachtsfest auch noch gar nicht und entwickelte sich in den östlichen Provinzen des Christentums parallel zum 25. Dezember – der in der römisch-katholischen Kirche als Datum im 4. Jahrhundert seine Festlegung fand – der 6. Jänner als entsprechender Termin der orthodoxen Kirche heraus.

Auch dieser Tag hat eine interessante vorchristliche Vorgeschichte. Bei den Griechen bspw. war der 6. Jänner der Tag der Erscheinung des Gottes Dionysos, welcher als personifizierter Beginn eines neuen Weltzeitalters an diesem Tag von der Jungfrau Kore geboren wurde und seines Zeichens Wasser in Wein verwandelt (bzw. auch als göttliches Erlöserkind abgebildet wurde).

Die geistesgeschichtlichen Parallelen sind wohl auch ohne besondere Worte sinnfällig und zum Greifen nahe.

Wobei der später zur Figur des Weihnachtsmannes sublimierte Santa Claus sich heute als profitorientierter Eigentümer der Einkaufstempel und Kaufhausketten oder Amazons wie Walmart dechiffriert, die Geschenke hochprofitable Waren der Konzerne des Kapitalkreislaufs sind, die Rentiere sich zum Konglomerat aus Transportwirtschaft und prekären Zustelldiensten unter katastrophalen Verhältnissen verwandelt haben, und die fleißigen Elfen heute nicht mehr am Nord Pol residieren, sondern sich zu Spottlöhnen in den Einkaufszentren sowie globalen Produktions- und Lagerhallen verdingen müssen.

Und in dazu noch gerade diesen Sektoren geht es alles andere als besinnlich zu. Die Blockade der Handelsunternehmer in den KV-Verhandlungen für die 430.000 Beschäftigten auch nur die Inflationsrate auszugleichen bestimmte die Vorweihnachtszeit ja auch öffentlich mit. Aufs Erwerbsleben gerechnet, bedeutete die unverbindliche „Empfehlung“ des Handelsverbands eines partiellen, einseitigen Teuerungsausgleichs einen Gehaltsverlust von über 30.000 Euro. Ganz analog hakt es auch bei den rund 150.000 HandelsarbeiterInnen, die daher ihrerseits ebenso gerade Kampfmaßnahmen beschlossen haben. Die prekären Verhältnisse, der immense Druck, Stress und zeitlich entgrenzte Arbeitsalltag der Paketzusteller, ihre Hungerlöhne und das gestrickte Geflecht von Subunternehmertum und Sub-Subunternehmen sorgten in der Vorweihnachtszeit nicht minder für Schlagzeilen. Und die Misere der Arbeitsbedingungen bei Amazon sind ohnehin geradezu sprichwörtlich.

Von Gleichberechtigung, gar Gerechtigkeit ist von diesem System und seinem politischen Personal denn auch nichts zu erwarten.

Nichts desto trotz wünschen wir natürlich allen schöne und hoffentlich geruhsame Feiertage und (wissend, dass auch etwa das chinesische oder kurdische Neujahrsfest zu anderen Zeiten als in christlich-kalendarischer Hegemonie gefeiert wird) einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Bild: Karl Berger

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