Erich Fried: Karl Marx

Am 5. Mai 1818 erblickte Marx das Licht der Welt. Mit seinem Denken und Wirken untrennbar verbunden: die moderne Arbeiter:innen- und Gewerkschaftsbewegung, aus welch Anlass wir dem Jubilar auch mit dem Gedicht „Karl Marx 1983“ des großen österreichischen Lyrikers Erich Fried gedenken möchten.

Wenn ich zweifle
an dem
der gesagt hat
sein Lieblingsspruch sei
„Man muss an allem zweifeln“
dann folge ich ihm

Und wie könnte sein Wort veralten
dass „die freie Entwicklung
eines jeden
die Bedingung
für die freie Entwicklung aller ist“?

Was veraltet
das sind seine Schüler
die solche Worte
immer wieder vergessen

Von seinen Erkenntnissen
sind weniger veraltet
nach so langer Zeit
als er selber erwartet hätte

Die sein Werk totsagen
und ihre Gründe
es totzusagen
beweisen nur
wie lebendig er ist

Und die Buchstabengläubigen
die die Gültigkeit jedes Wortes
beweisen wollen
beweisen wie recht er hatte
(und dadurch wie unrecht)
als er spottete:
„Je ne suis pas un Marxiste“

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