Alle Reeder stehen still – Sieg der Hafenarbeiter in Piräus!

Erinnern wir uns für einen Augenblick zurück – Sommer 2015: Das Vorzeigeexperiment der reformistisch pro-europäischen Linken, Syriza in Griechenland unter Alexis Tsipras, hat im „Oxi“-Referendum gerade ein sattes Votum der griechischen Bevölkerung gegen die Kapitulation des Landes vor dem Diktat der „Troika“ aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) erhalten. Nach kurzem Jubel über den Referendums-Ausgang trat Tsipras allerdings keine 24 Stunden später seinen Canossa-Gang an. Die Filetstücke Hellas‘, von den Häfen über den Energiesektor, wurden so dem Totalausverkauf des Landes zu Schleuderpreisen serviert.

Eine gewisse unfreiwillige Ironie der Geschichte war es dann, dass der griechische Hafen Piräus im Jahr darauf, mehrheitlich an das chinesische Staatsunternehmen Cosco ging. Das war im Regieprogramm der kapitalistischen Kernländer des westlichen Metropolenkapitalismus anders vorgesehen. Den bedeutenden griechischen Hafen hätte man sich gerne selbst unter den Nagel gerissen und nicht der „One Belt Initiative“, auch bekannt als „Neue Seidenstraße“, eingegliedert gesehen. Nun eröffnet die „Neue Seidenstraße“ geopolitisch zwar eine zivilisiertere kooperativere Alternative zur neoliberalen Globalisierung, aber das chinesische Kapital vertritt seine Interessen darin natürlich nicht minder strikt. Das betrifft auch die Arbeitswelt.

Entsprechend fand auch gerade ein mehrtätiger Arbeitskampf der Cosco-Beschäftigten – genauer: Beschäftigten der Cosco-Tochter SEP – gegen die halsbrecherischen Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter statt. Die unhaltbaren Zustände haben gerade erst Ende Oktober mit dem 45jährigen Dimitris Daggli ein Todesopfer gefordert. Daraufhin traten die Arbeitenden unter der Losung „Keine weiteren Tote mehr für die Profite von Cosco!“ in den Ausstand. Um den bestreikten Hafen nicht zu verlassen, bestimmten sie sogar eine Delegation, die im Namen aller an der Beerdigung ihres verstorbenen Kollegen teilnimmt. Denn, so der Vorsitzende der Gewerkschaft ENEDEP, Markos Bekris: „Wir sind es unserem toten Kollegen schuldig, weiterzumachen“. Umgekehrt engagierte sich dafür die Schwester des verstorbenen Dimitris an der Mobilisierung der Kundgebung für mehr Arbeitssicherheit am Hafen Piräus.

Der von der Basis organisierte Kampf der Cosco-Arbeiter wurde von ihnen zugleich ungemein geeint und solidarisch geführt. Sie berieten und bestimmten stets gemeinsam über die weiteren Schritte, die Untermauerung ihres Arbeitskampfes durch Kundgebungen, die Entsendung von Delegationen in die unterschiedlichen Stadtteile Piräus sowie umliegenden Gemeinden, und darüber wie der Streik weitergeführt werden muss.

Seitens der Gewerkschaften und solidarischen UnterstützerInnen wie Zusammenhänge wiederum fanden Autokorsos in Athen und Piräus statt. Die Hafenarbeiter von Livorno und die türkische Verkehrsgewerkschaft Nakliyat-Iş riefen in Italien und der Türkei ebenso zu Unterstützungskundgebungen auf, wie sich auch Gewerkschafter aus Schweden aktiv solidarisierten. Auch von Seiten der auf das Einlaufen und Löschen wartenden Schiffsbesatzungen gab zahlreiche Solidaritätsadressen.

Gestern Abend konnten die Streikenden und Gewerkschaften ihren errungenen Sieg im Arbeitskampf bekanntgeben. Nachdem zwischenzeitlich – auf Antrag Coscos bei Gericht, den Streik für illegal zu erklären – sogar eine Stürmung des Hafens durch Polizeieinheiten im Raum stand, hat die SEP nach zähen Tagen nun zugesagt, auf den Großteil der Forderungen einzugehen.
Diese lauteten:

– Eine eingehende Untersuchung des Unfalls von Dimitris Daggli
– Die Einsetzung eines Ausschusses für Gesundheit und Sicherheit
– Eine Abschaffung der 12-Stunden-Schichten
– Die Erhöhung der Personalanzahl pro Schicht
– Ein Tarifvertrag, der den heutigen Bedürfnissen entspricht

Einzig die Forderung nach einem neuen Kollektivvertrag wurde abgelehnt. Die Erhöhung der Personalanzahl pro Schicht wurde nicht ganz im geforderten Ausmaß erreicht, aber zumindest eine Personalaufstockung errungen.

Das Ergebnis ist ein beachtlicher Sieg der Hafenarbeiter, wie auch der Vorsitzende des ENEDEP, Markos Bekris (PAME), auf einer Kundgebung in Piräus und Dimitirs Linardos, Mitglied des ENEDEP-Verwaltungsrats, auf einer Kundgebung in Athen hervorhoben.

„Cosco war gezwungen, die meisten Forderungen der Arbeiternehmer zu erfüllen! Die Unnachgiebigkeit wurde mit dem entschlossenen Kampf der Arbeiter im Hafen und mit der Schlagkraft der Gewerkschaft ENEDEP durchbrochen! Es ist ein erster Sieg! Wir machen weiter“, so die ENEDEP kampfbewusst.

Foto: PAME

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