Prinz Harry in Afghanistan: Auf dem „großen Schachbrett“ des Westens

Mit der menschenverachtenden Prahlerei des blaublütigen britischen Sprosses Prinz Harry über – mit vom Spielbrett genommenen Schachfiguren verglichenen – erschossenen Taliban, deren Liquidierung er sich nach dem Einsatz sogleich sozusagen wie ein Schach-Großmeister nach einer fulminanten Partie nochmals auf Video angesehen hat, gilt es des Näheren allerdings zugleich „The Grand Chessboard“ (Zbigniew Brzezinski) des US-Imperialismus und seiner Entourage mit in den Fokus zu rücken. Nicht zuletzt auch dessen penible Vorbereitung, Eröffnungszüge und Spielregeln in dessen globalstrategischem „Grand Chess Game“.

Offiziell firmiert bis heute der Anschlag auf die Twin Towers vom 11. September 2001 als Kriegsgrund gegen Afghanistan. Allerdings, wie der damalige pakistanische Außenminister Naiz Naik früh ausplauderte, konsultierte das Pentagon die Regierung Pakistans (als strategischen Partner Afghanistans) bereits im Juli 2001 über Washingtons geplanten Militärschlag gegen den Hindukusch und Einzelheiten dessen Operationsplans– also gut zwei Monate vor Nine Eleven. Bei diesen Treffen setzte man ihn auch in Kenntnis, dass die Militäroperation spätestens Mitte Oktober starten sollte.

Bereits im Monat zuvor, im Juni 2001, informierte der seinerzeit noch in den geplanten Waffengang Washingtons eingebundene russische Präsident Putin auf einer Zusammenkunft der GUS-Staaten wiederum deren Repräsentanten vom bevorstehenden Militärschlag. Der heutige „Gottseibeiuns“ unterzeichnete damals beiher sogar eine gemeinsame Solidaritätsadresse mit der NATO und sorgte für die vorübergehende Zurverfügungstellung von Militärbasen für die USA in zentralasiatischen Republiken. Schon Jahre später, der Afghanistan-Krieg tobte noch, war er dann selbst Empfänger eines Twitts aus dem Weißen Haus: „Mach Dich bereit, Russland. Sie [US-Raketen und Bomberstaffeln gegen die Russische Föderation, Anm.] werden kommen, schön, neu und smart.“

Aus Geheimdienstkreisen waren seinerzeit zudem bereits erste Informationen über heimliche Zusammenkünfte hochrangiger Regierungsvertreter mehrerer Staaten unter der Ägide der USA zum Feldzug gegen Afghanistan durchgesickert. Der 11. September diente dann als passgerechte Rechtfertigung des seit Langem vorbereiteten und bereits beschlossenen Kriegs. Am 7. Oktober begann – unter geschichtlich erstmaliger Ausrufung des NATO-Bündnisfalls – schließlich der längste Kriegseinsatz der US-Geschichte.

Aufgrund der bereits zuvor immer durchsichtigeren, vorherrschend globalstrategisch-geopolitischen Interessen des Weißen Hauses gegenüber einer Terrorismusbekämpfung, trat in jenen Julitagen der hochrangige Anti-Terrorismus-Spezialagent des FBI, John O’Neill angewidert zurück und heuerte beruflich stattdessen Anfang September als Sicherheitschef im World Trade Center an. Als besonders pikante Note in diesem Kontext starb O’Neill wenig später als Anschlagsopfer des 11. September. Richard Clarke, Koordinator für Terrorismusbekämpfung der Vereinigten Staaten, wiederum, schrieb in seinen Erinnerungen später, dass auch ihm „auf fast körperliche Art schmerzhaft bewusst (wurde)“, dass die Bush-Administration, vorangepeitscht von Rumsfeld und Wolfowitz, die „nationale Tragödie“ von Nine Eleven vielmehr für ihre eigentliche „[Kriegs-]Agenda“ im geopolitischen Schachspiel nutzten.

Afghanistan fungierte in diesem globalstrategischen „Grand Chess Game“ für Washington, London, Brüssel und den „Kollektiven Westen“ lediglich als strategisches Feld und Brückenkopf. Die AfghanInnen einzig als Schachfiguren, Bauernopfer oder Leichtfiguren auf dem „großen Schachbrett“ der Geopolitik des Westens, wie als Denkweise vom berühmt-berüchtigten US-Strategen Zbigniew Brzezinski bereits 1997 kurz und trocken auf den Punkt gebracht. Dass Prinz Harry die von ihm aus einem Apache-Kampfhubschrauber erschossenen 25 Talibankämpfer mit vom Spielbrett geworfenen „Schachfiguren“ verglich, fügt sich – gegen alle sich davon nun moralisch erschüttert generierenden Führungsfiguren des Westens – darin nur folgerichtig ein. Dasselbe gilt für die seinerzeitige US-Eröffnungsvariante des seit Langem vorbereiteten Kriegs der USA und ihrer nibelungentreuen Vasallen gegen Afghanistan, sowie die schier unvorstellbaren Zustände in den weltweit verteilten Folterkellern und Folterpraktiken Washingtons. Oder wie US-Vizepräsident Cheney lapidar bemerkte: „Was das Gewissen schockiert … hängt vom Standpunkt des Beobachters ab.“ Denn die einzige Spielregel auf dem globalen „Großen Spielbrett“ ist, dass nach imperialistischen Regeln ‚Made In USA‘ gespielt wird (oder werden soll). Nicht zuletzt, wann die USA den Eröffnungszug beginnt und mit wie vielen Opfern auf dem Weg zum jeweils ultimativ angestrebten Schachmatt sie ihren Angriff vorträgt.

Photo: Nahaufnahme von Schachfiguren auf einem Schachbrett by Marco Verch under Creative Commons 2.0

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