Equal Pay Day 2021

Statistisch gesehen arbeiten Frauen mit heute, 25. Oktober, dem österreichischen Equal Pay Day 2021, gratis bis zum Jahresende. Das heißt, rein rechnerisch haben männliche Kollegen bis heute also durchschnittlich schon so viel verdient, wie weibliche Kolleginnen in Österreich aufgrund der geschlechtsspezifischen Lohnschere bis Ende des Jahres verdient haben werden.  

Erst wenn am Ende des Jahres alle – egal ob Mann oder Frau – im Schnitt gleich hohe Beträge am Jahres-Lohnzettel stehen haben, wäre der „Equal Pay Day“ der 31. Dezember. Die Schere zwischen den Löhnen und Gehältern von Frauen gegenüber Männern klafft demgegenüber aber ungebrochen auseinander. In Lohn und Brot stehende Kolleginnen verdienen nach wie vor um fast 20% (im Österreich-Schnitt genau: 18,5%) weniger als ihre männlichen Kollegen. Womit (ganzjährig vollzeitbeschäftigte) weibliche Werktätige über das Jahr im Durchschnitt über 10.000 Euro weniger verdienen! Über die Erwerbsleben gerechnet liegen die Einkommensscheren im Land bei exorbitanten rund einer halben Million Euro! Trotzdem sie etwa bei den Bildungsabschlüssen nicht nur aufgeholt, sondern ihre männlichen Kollegen sogar bereits überflügelt haben.

In Kalendertagen ausgedrückt arbeiten Frauen in Österreich sonach ab heute im Schnitt 68 Tage gratis. In zahlreichen einzelnen Bundesländern ist die Lohndiskriminierung sogar noch höher. So fiel der Equal Pay Day in Vorarlberg mit einer Lohn- und Gehaltskluft von 26,2% (oder aufs Bundesland gerechnet rund 14.700 Euro) heuer bspw. bereits auf den 27. September. Aber auch Oberösterreich mit 22,9% oder Tirol mit 21,6%, Niederösterreich und andere Bundesländer hatten ihren Equal Pay Day, der sich in Österreich über die Bundesländer von 27. September bis 15. November streckt, schon nochmals früher.

Und die österreichische Lohnschere ist noch viel beschämender als gemeinhin bekannt. Hier schneidet Österreich vielmehr auch international besonders schlecht ab – und belegt seit Jahrzehnten einen der hintersten Plätze in Europa. Im EU-Raum bildet Österreich sogar überhaupt das Schlusslicht mit dem höchsten Gender-Gap.

Dieses tiefe Lohngefälle hat aber nicht nur massive bis drastische akute Armutswirkungen, wie Niedriglöhnerei, Armutsgefährdung und ein regelrechtes Abrutschen in Armut trotz Arbeit, sondern befördert auch von Neuem manifeste materielle Abhängigkeiten der Frauen von Männern und zeichnet vielen Kolleginnen schnurstracks den Weg in die Altersarmut vor. Der nochmals himmelschreiendere Pensions-Gap von 42,3%, auf Basis der Median-Pension sogar 49,2%, spricht Bände.

Und die aktuelle türkis-grüne Steuerreform, von deren Senkung der Tarifstufen 2 und 3 das Gros der Frauen kaum resp. viel weniger profitieren als Männer (nach aktuellen Berechnungen 240 Euro zu 576 Euro), wie Frauen aufgrund der geschlechtsspezifischem Einkommenskluft auch den erhöhten Familienbonus – wenn überhaupt – in nur weit geringeren Umfang geltend machen können, tendiert dazu, die Einkommensschere à la long weiter aufzureißen.

Während die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede inzwischen zumindest weitgehend ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gedrungen sind, lagen die Unterschiede im (ohnedies lediglich bescheidenen) sogenannten Vermögensbesitz arbeitender Männer und Frauen (vom eigenen Sparbuch, über ein Auto bis zu eigenem Wohneigentum) bis vor kurzem noch im Dunkeln. Doch auch diese Daten sind mittlerweile gut erfasst, und fallen – wie nicht anders zu erwarten – noch ungleicher aus. So besitzen etwa vollzeitbeschäftigte Frauen (Paarhaushalt in Vollzeit) – nach Vor-Corona-Daten – um durchschnittlich sage und schreibe 43% weniger Vermögenswerte als Männer.

KOMintern fordert:

  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
  • Für die gezielte Förderung und Weiterbildung von Frauen, insbesondere jener mit schlechteren Ausgangschancen!
  • Für eine Neubewertung der Arbeit: gesetzliche Anerkennung von „typischen Frauenberufen bzw. Tätigkeiten“ als Schwerarbeit (z.B. emotionale Schwerarbeit)
  • Für eine branchenweite volle Anrechnung von Karenzzeiten!
  • Für eine weitreichende Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden/Woche bei vollem Personal- und Lohnausgleich!
  • Für eine massive Erhöhung des Arbeiternehmer-, Alleinerzieher- und Pensionistenabsetzbetrags und deren volle negativsteuerfähigkeit!
  • Für wirksame Gesetze gegen Sexismus, geschlechter- und herkunftsspezifische Diskriminierung & Unterdrückung in der Arbeitswelt und im Alltag!
  • Für die Vergesellschaftung der Reproduktionsarbeit, für kostenlose Angebote öffentlicher Einrichtungen!
  • Rechtsanspruch auf qualitativ hochwertige, kostenlose Kinderbetreuung, Kampf gegen Sexismus und Geschlechterdiskriminierung!
  • Eine sofortige Rücknahme der Kürzungsorgien und finanziellen Austrocknung fortschrittlicher Frauenprojekte der letzten Jahre!

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