Robert Misik gegen Lenin

Oder: der Politclown als grotesker Zirkusdirektor in der „Arbeit & Wirtschaft“

Anstatt wie von uns eingefordert V.I. Lenin wieder seinen angemessenen Platz in der Gewerkschaftsbewegung zu erkämpfen, ist der Tausendsassa und Politclown Robert Misik zum 150. Geburtstag Lenins in der Gewerkschafts- und AK Zeitschrift „Arbeit & Wirtschaft“ in einem geradezu grotesken Beitrag ausgezogen, dem großen Revolutionär das Bürgerrecht in der Arbeiterbewegung zu entziehen.

Abhold jedes wirklich ideengeschichtlichen und realhistorischen Wissens flickt der Polit-Lohnschreiber in diesem Pamphlet Lenin zunächst das Motto „der Zweck heiligt die Mittel“ ans Zeug. Ideengeschichtlich entstammt dieses neuzeitlich allerdings gar nicht dem säkularen Boden der politischen Philosophie, sondern ist vielmehr theologischer Provenienz. Genauer: jesuitischer Abstammung – und findet sich am Deutlichsten wohl in Hermann Busenbaums Medulla theologiae moralis. Der geschulte Dialektiker Lenin hat einen derartigen Schwachsinn nie vertreten. Weder theoretisch noch praktisch. Entsprechend gab Lenin denn auch beispielsweise im Jänner 1920, also noch inmitten des tobenden Bürgerkriegs und weißen Terrors gegen die Oktoberrevolution, die Direktive aus die Todesstrafe aufzuheben.  Denn als sich die Ausnahmesituation und politische Lage im Land verbesserte und sich der Sieg im Bürgerkrieg sowie gegen den Terrorismus der imperialistischen Aggressoren abzeichnete, war diese Instruktion für Lenin unabdingbar. In seinem Referat ein Monat danach begründete er diesen Schritt folgerichtig: Sofort nach dem entscheidenden Sieg gegen „den Terrorismus der Entente … und Weißgardisten“ „verzichteten wir auf die Anwendung der Todesstrafe und zeigten damit, daß wir zu unserem eigenen Programm so stehen, wie wir es versprochen haben“.  Und fuhr fort: „Wir haben das durch die Tat bewiesen.“ Aber vielleicht verwechselt der Ex-Trotzkist Misik Lenins theoretische und praktische Denkeinstellung auch mit Passagen aus Trotzkis eilig im Bürgerkriegs-Waggon gegen Kautsky niedergeschriebener Replik … Wie dem auch immer. Zumindest seien im gegebenen Zusammenhang die eindringlichen Worte Herbert Marcuses in Erinnerung gerufen: „Unterdrückung und Aufopferung werden täglich von allen Gesellschaften erheischt, und man kann nicht anfangen – dies möchte ich mit dem größtmöglichen Nachdruck sagen – man kann nicht anfangen“ platonisch zu Moralisieren „an einem willkürlichen aber zweckmäßigen Schlußpunkt: Dem Punkt der Revolution.“ Noch dreister allerdings die Misiksche Wortkreation eines „kapitalistischen Leninismus“ als Charakterisierung der Verbrechen des Kapitalismus und des Imperialismus, die das mörderische kapitalistische Ausbeutersystem gerade mit seinem profundesten marxistischen Antipoden in einem Oxymoron verquicken möchte.

Dass ein derartig reaktionärer Stuss der Feder Misiks entfließt, verwundert nun nicht besonders. Dass die sich ansonsten vielfach durch eher instruktive Beiträge auszeichnende „Arbeit & Wirtschaft“ allerdings einen solch reaktionären Dumpfsinn  veröffentlicht und verbreitet ist schlichtweg ein Skandal ersten Ranges. Zumal in einem Blatt, das aus unseren Mitgliedsbeiträgen finanziert wird.

Bild: Screenshot Arbeit & Wirtschaft Facebook (Bearbeitung: KOMintern)

Ähnliche Beiträge

Gefällt dir dieser Beitrag?

Via Facebook teilen
Via Twitter teilen
Via E-Mail teilen
Via Pinterest teilen