Die heurigen KV-Verhandlungen sind erneut eine einzige Frotzelei und Provokation: Auch das letzte FMTI-„Angebot“ von 2,7% und einer Einmalzahlung von 1.200 Euro ist eine reine Verhöhnung. Daran vermag auch die zuletzt notdürftige Beschönigung um einen Fixbetrag von 130 im Monat nicht im mindesten zu rütteln. Zusammen im Schnitt läppische +6% bei einer Teuerungsrate von 9,6%. Damit können‘s in der Tat „sche**** gehen“.
Immerhin haben die Beschäftigten im Land in den letzten Monaten den größten Reallohn- und Kaufkraftverlust seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1960er Jahren erlitten. Die Kaufkraft der Reallöhne ist auf das Niveau von 2012 abgerutscht und damit ein sattes Jahrzehnt an Wohlstandszuwachs ausgelöscht.
Bereits im Sommer begann der Ruf nach ‚Lohnzurückhaltung‘ zu erschallen. Pünktlich zur KV-Runde stimmten die beiden Knillche sowie Wirtschaftsvertreter-Metall dann überhaupt den großen Katzenjammer an.
Allerdings vermag auch das mediale Konjunkturgejammer und die Panikmache der Wirtschaftsvertreter nicht darüber hinweg zu täuschen, dass die Unternehmensgewinne – um Corona-Subventionen bereits bereinigt – 2022 um satte 24% gestiegen sind. Die Profite der großen börsennotierten Konzerne gar um 42%. Desgleichen die Dividendenausschüttungen an Aktionäre.
Und das Branchen-Flaggschiff Voest hat im Geschäftsjahr 2022/23 überhaupt den höchsten Umsatz und das beste operative Ergebnis seiner Geschichte eingefahren und mit der zweithöchsten Gewinnausschüttung seit dem Börsengang 1995 die Sektkorken der Aktionäre knallen lassen. Parallel wird den Großkonzernen mit der aktuellen KöSt-Senkung zu alledem gerade ein neuerliches Gewinnsteuer-Geschenk zugeschanzt.
Mit in Rechnung zu stellen sind darüber hinaus noch die enormen Produktivitätszuwächse der heimischen Industrie und die weit unterdurchschnittlichen Lohnstückkosten Österreichs. Oder anders gesagt, wird die Arbeit immer ergiebiger und fällt der Anteil der Löhne an den Gesamtkosten rapide.
Angesichts der Frotzelei der Wirtschaftsvertreter bezüglich der ohnedies schon unverständlich niedrig ausgefallenen Gewerkschafts-Forderungen, gilt es nach den abgehaltenen Warnstreiks als erstem Funkenflug zurecht mit ausgedehnteren Streiks die Schlagzahl zu erhöhen. Die gleichzeitige Ausdehnung der Streiks auf alle Sparten (wie schon bei den Warnstreiks zuletzt) ist ein ebenso wichtiger Schritt. Bzw. konkreter: kommt es in den nächsten Tagen auch bei den Verhandlungen in der Kfz-, Gießerei-, Bergbau- und Stahlindustrie zu keiner Bewegung, werden die betriebsweise eintägigen Streiks auf alle Branchen der Metallindustrie ausgedehnt. Zu Recht. Denn nun entscheiden einzig die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse, unsere Konfliktbereitschaft und die gewerkschaftlichen Kampfformen!