Hinter der Glitzerfassade des Kristallherstellers Swarovski lugt immer deutlicher die nackte Brutalität der zeitgenössischen Kapital-Logik hervor. Beschäftigte der Kristallkonzern 2007 in Wattens noch 6.700 MitarbeiterInnen, wurden seit Ende 2007 über mehrere Kündigungswellen hinweg annähernd 2.000 Beschäftigte auf die Straße gesetzt.
Zuletzt verloren 200 weitere im Herbst 2014 ihren Job. Nach dieser neuerlichen Kündigungswelle posaunte der Konzernsprecher Markus Langes-Swarovski Ende April 2015 noch hinaus, dass es mit dem personellen Kahlschlag in Wattens damit jetzt sein Bewenden habe. Mitnichten. Mit Oktober streicht der Konzern nun weitere 200 Arbeitsplätze der lediglich mehr verbliebenen 4.800 Arbeitsplätze an seinem Tiroler Stammsitz.
Gleichzeitig mit dieser Hiobsbotschaft für die Beschäftigten gab der Konzern auf der anderen Seite bekannt, dass er heuer ein zweistelliges Umsatzplus verzeichnen wird!
Darin spiegelt sich die Perversität transnationaler Konzerne und ihrer Geschäftsstrategien. Als solcher beschäftigt Swarovski weltweit rund 25.000 ArbeiterInnen und Angestellte und erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 3 Mrd Euro, heuer mit zweistelligem Umsatzzuwachs.
Aber schon seit Beginn der Krise und insbesondere seit 2009 wurde eine stetige Produktionsverlagerung aus dem Unterinntal nach Indien und China forciert. 2011 wurde begonnen, um 15 Mio. Euro ein neues Werk im serbischen Subotica zu errichten, das seit Jänner dieses Jahres in Betrieb ist. Für den Standort Wattens wird das einen weitergehenden kontinuierlichen Stellenabbau bedeuten, zumal das Werk in Serbien erst 2016 in Vollbetrieb geht. So kann sich denn auch jeder ausrechnen, was dies für Wattens und die gesamten Bezirke Innsbruck-Land und Insbruck-Stadt heißt.
Dass „klare Bekenntnis“ zum Standort Wattens als „wichtigstem Zentrum für Innovation“ vermag darüber nicht hinwegzutäuschen. Mag es als „Kompetenzzentrum“ auch bleiben, ist damit dennoch nichts über die Produktion gesagt. Gut möglich, dass in Wattens früher oder später tatsächlich nicht viel mehr bleiben wird als ein rudimentäres „Kompetenzzentrum“ für Innovation, Technologie und Prototypen wie als administrative und repräsentative Konzernzentrale.
Die gepriesene „Abfederung“, diesen weiteren Stellenabbau vorrangig durch „natürliche Fluktuation“ und über die bestehende Arbeitsstiftung durchzuziehen, wird dem Kahlschlags-Grundübel keine Abhilfe schaffen.