Diamantenfieber

Die von SP-Chef Faymann vollmundig angekündigte und von den Gewerkschaften auf Boden hunderttausender Unterschriften kampagnisierte Vermögenssteuer wurde im Zuge der Steuerreform gerade erst in die Schublade für Sonntagsreden zurück verfrachtet.

Prompt lässt das in Österreich besonders scheue Reh „Reichtum“ wieder von sich aufhorchen. Und zwar mit neuem Überquellen seiner Kassen wie, gelinde gesagt, besonders originären Veranlagungen in seinem chronischen Anlagenotstand.
So ist denn Österreich seit Abschaffung der Vermögenssteuer in einst trauter „sozialpartner“schaftlicher Eintracht unter SP-Kanzler Vranitzky weiterhin nicht nur eines der wenigen Ausnahmeländer das keine Vermögenssteuern einhebt, sondern weist – nur selten gelüftet – eine lediglich mit den USA vergleichbare Reichtumsverteilung  und -Akkumulation auf. Dergestalt besitzt das reichst 1% im Land 37% des Vermögens. Die reichsten 2-5 % wiederum 20,8% – womit die reichsten 5% annähernd 58% des Vermögens ihr Eigen nennen dürfen (während die ärmsten 50% gerade einmal über 2,2% des Vermögens – vorrangig kleinere Sparbücher und Autos – besitzen).
Und dieser Reichtum klettert (wie unlängst schon eine internationale Studie der Schweizer Großbank UBS und der Analysten von Wealth-X belegte) weiter und weiter explosionsartig empor, wie es nun denn auch erneut die mediale Runde macht.
Die Vermögen der auf das Vorjahr von 565 auf 590 angewachsenen heimischen Superreichen (Personen mit einem Netto-Vermögen von mindestens 30 Mio. Dollar) stiegen allein in diesem Zeitraum um sagenhafte 29% von 70 auf 90 Mrd. Dollar. Ja, so aktuell nochmals den globale Trend betätigend: „Trotz Gegenwind für die Weltwirtschaft hat sich im Vorjahr die Bildung von Reichtum besonders stark entwickelt.“
Die vermögendsten 82.000 Österreicher insgesamt (Personen, die über mehr als 1 Mio. Euro verfügen) wiederum nennen aktuell, wie die Erste Bank gerade vorrechnete, ein Gesamtvermögen von 138 Mrd. Euro ihr Eigen, welches bis Jahresende auf 147 Mrd. Euro emporklettern wird. Und diese Aufschatzung wird weiter munter „steil bergauf“ gehen, wie die Erste Bank fortfährt. „Aktuell verzeichnen wir beim Finanzvermögen der reichsten Österreicher einen Höchststand – mit klarer Tendenz nach oben.“ Womit das 5,8%ige Überflügeln der bisherigen 2013er Höchstmarke von 130 Mrd. Euro nochmals um 6,1% getoppt werden wird.
Für alle diese Millionäre und Milliardäre bleibt Österreich mit seinem läppischen vermögensbezogenen Steueranteil von 1,3% (und damit internationales Schlußlicht – allein der dahingehende EU-15-Schnitt liegt mit 5,3% immerhin viermal so hoch – der OECD-Schnitt mit 5,5% sogar noch etwas darüber) auch nach dem gewerkschaftlichen Sektkorkenknall anlässlich der Steuerreform ein unberührtes Steuerparadies für Großvermögende.
Dabei hätten die zaghaften Vermögenssteueransätze des SPÖ&ÖGB/AK-Modells nur aus den Erträgen gezahlt werden können, und insofern trotz ihrer umverteilenden Wirkung lediglich eine gewisse Einbremsung der Vermögenszuwächse bedeutet. Aber nicht einmal zu diesem Körberlgeld brachten es die rosa Spitzenfunktionäre.
Aber, so die Hohlphrase seitens der maßgeblichen ökonomischen Eliten, alles andere hätte „der österreichischen Wirtschaft“ geschadet. Nur, wie die Erste Bank unverhohlen mit aufdröselt, fließt dieser immense Reichtum nur zum Geringsten in Re-Investitionen, sondern vorrangig in Finanzveranlagungen und Immobilienanlagen und – spekulationen und immer stärker in das Investment in Diamanten. Ja, unter den Reichen und Superreichen ist geradezu ein Diamentenfieber ausgebrochen. Die nach dem wertvollen Edelmetall heischenden Akteure dieses Diamentenfiebers sind allerdings keine Mitglieder eines ominösen Verbrecherrings wie im gleichnamigen Bond-Schinken, sondern Österreichs Otto-Normal-Millionär und Otto-Normal-Milliardär.

Bild: Rike / pixelio.de

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