Am Dienstag, 11. 3., ist Berkin Elvan nach 269-tägigem Überlebenskampf seinen schweren Verletzungen erlegen. Berkin, ein 15jähriger Schüler, dem während der Massenproteste gegen Erdogan letzten Juni bekanntlich beim Brotkaufen von der Polizei gezielt mit einer Tränengasgranate auf den Kopf geschossen wurde und der seither im Koma lag, steht für Viele als Symbol für die Brutalität des AKP-Regimes.
Eine Brutalität, Kraft der Erdogan nach der Niederschlagung der Taksim-Bewegung und Räumung des Gezi-Parks getönt hat, wieder „Ruhe und Ordnung“ hergestellt und die neue Volksbewegung eingedämmt zu haben. Aber aller Brutalität und staatlicher Verfolgung zum Trotz ist die Bewegung nie erloschen: schon im Dezember in Istanbul, in Ankara, in Izmir, in Adana und vielen anderen Städten ist sie wieder kraftvoll aufgeflammt und mit dem Tode Berkins erneut im ganzen Land entflammt:
• Gegen das autoritäre Regime des „neuen Sultan von Ankara“, gegen dessen unglaubliche Selbstbedienung zur Füllung seiner Taschen, die herrschende Korruption und Vetternwirtschaft.
• Gegen den Ausverkauf des Landes, die Niederhaltung der Arbeiterklasse, die Niederwerfung der Gezi-Volksbewegung, die Diskriminierung, Verfolgung und Unterdrückung ethnischer und religiöser Gruppen.
• Und: für eine emanzipatorische Zukunft der Massen und Werktätigen bedarf es in der Tat der unabdingbaren Eröffnung einer alternativen Perspektive von Unten!
Mannigfach schon haben Massenproteste und Kämpfe gegen die katastrophalen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Zustände in der Türkei stattgefunden. Die jährlichen Auseinandersetzungen um den Taksim-Platz am 1. Mai, die kämpferischen Streiks der Gewerkschaften, das revolutionäre Wirken der politischen Organisationen, die Kämpfe um die nationalen Fragen und Nationalitätenrechte sowie religiöse Gleichstellung und Anerkennung. Seit Taksim und Gezi ergänzt um eine neue Bewegung vieler bislang nicht politisch aktiver Menschen, allen voran einer immer unzufriedeneren Jugend.
Erfolg haben können die Kämpfe jedoch nur, wenn sie zu einem gemeinsamen Strom zusammenfließen. Ein Kampf, der einer Verbindung der Demonstrationen auf der Straße mit den gewerkschaftlichen Kämpfen in den Betrieben und politischem System bedarf. Der Entfaltung eines umfassenden Klassenkampfes!
Dass die linksgerichteten Gewerkschaften die Nachricht von Berkins Tod mit einem eintägigen Streik und der Forderung nach Rücktritt der Regierung beantwortet haben, erfüllt uns dahingehend ebenso hoffnungsvoll, wie die 500.000 Menschen die in Istanbul an der Trauerfeier teilnahmen, oder die in Eintracht von linken Gruppen errichteten Barrikaden um das alevitische Gebetshaus in Okmeydani zum Schutze der Trauernden, sowie die machtvolle Wiederkehr der Taksim-Gezi-Bewegung.
Daran wird auch der Umstand des nunmehr versuchten Schulterschlusses des autoritären, sozialreaktionären, arbeiter- und minderheitenfeindlichen AKP-Regimes mit dem Militär nichts ändern.
Gleichzeitig gilt in dieser Stunde des Protests, der Wut und der Trauer den Angehörigen und Freunden Berkin Elvans unsere tiefe Anteilnahme.
Die von Erdogans Hand geschützten Mörder werden überführt und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
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