Neben dem traditionell eingesessenen „Equal Pay Day“ im Herbst, wird dieser aufgrund seiner jeweiligen Berechungsmethoden auch im Frühling datiert – und benennt hier nun den Tag, bis zum dem Frauen in das Jahr 2016 hinein weiterarbeiten müssen, um so viel verdient zu haben wie ihre männlichen Kollegen bis Ende 2015. Dieser Tag fällt heuer (auf Datenbasis der Statistik Austria) auf den 10. März.
Dass die Schere zwischen den Löhnen und Gehältern von Frauen gegenüber Männern ungebrochen auseinander klafft – trotzdem Frauen etwa bei den Bildungsabschlüssen nicht nur aufgeholt, sondern ihre männlichen Kollegen sogar bereits übertroffen haben – und Österreich hinsichtlich dieses Lohnvergleichs auch international besonders unrühmlich abschneidet, mussten wir erst jüngst wieder konstatieren.
Um noch eine Facette trister ist die Lage unserer Kolleginnen mit Migrationshintergrund, die zu ihrer Lohnschere als Frauen auch noch einer migrantischen Einkommensdiskriminierung unterliegen und nochmals nur 3/4 ihrer Kolleginnen verdienen. Sie sind zudem noch öfter atypisch beschäftigt, fast vier Mal so häufig in Leiharbeit und doppelt so oft in befristeten Jobs – Benachteiligungen, die sich in den letzten zwei Jahren noch verschärft haben dürften.
Und die „verunglückte“ Lohnsteuerreform verschärft diese Kluft nochmals weiter: Denn entgegen den mathematischen Prozentual-Lesarten und -Darstellungen seitens der Regierung und des ÖGB’s profitieren von der paktierten Steuerreform absolut vor allem die höheren und Höchsteinkommen (die naturgemäß schon durch die einzelnen Steuerstufen hindurch kräftig profitieren und mit dem erneuten Hinaufschrauben des Greifens des Spitzensteuersatzes von 50% eine nochmals besondere Begünstigung erfahren).
Einhergehend damit wird die Lohnschere zwischen Männer und Frauen (wie auch die migrantische Lohndifferenz) zusätzlich aufgerissen. Weil in ihrem Löwenanteil ausgerechnet den höheren und hohen Einkommen zugute kommend und damit Einkommensbereichen in denen weibliche Beschäftigte (wie Werktätige mit Migrationshintergrund) nur gering vertreten sind. Dergestalt werden denn auch männliche Beschäftigte mit rund 2,8 Mrd. Euro fast doppelt so hoch entlastet wie Frauen mit rund 1,5 Mrd. – sprich: annähernd exakt 66% / 34%.
Noch drastischer allerdings stellt sich die globalkapitalistische Weltlage dar: Dem neuesten Bericht der NGO „One“ zufolge, sind in den am schwächsten entwickelten Ländern unfassbare 86% der weiblichen Werktätigen prekär beschäftigt und verdienen selbst bei Vollzeit um bis zu einem Drittel weniger als berufstätige Männer. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei kaum 60 Jahren, in den ärmsten Weltregionen sogar nur bei 52 Jahren. Und während Frauen in Österreich bei Bildungsabschlüssen ihre männlichen Kollegen bereits überflügelt haben, steht es um die Bildungschancen von Frauen in vielen Weltregionen nach wie vor im Argen. Rund eine halbe Milliarde Frauen sind weltweit so des Lesens unkundig.
Für das monopolkapitalistisch wie imperialistisch vermachtete kapitalistische Reproduktionssystem gelten viele von ihnen schlicht als ökonomisch überflüssig. War die Auflösung vorkapitalistischer Subsitenzgemeinschaften im Zuge der Entwicklung des Kapitalismus in Europa begleitet von entsprechenden ökonomischen Entwicklungen, die die daraus hervorgehenden Riesenmassen (oder zumindest den größten Teil von ihr) in die neuen, kapitalistischen Produktionsverhältnisse einbezog und (wenigstens in wirtschaftlichen Aufschwungphasen wieder) in Beschäftigung und Broterwerb setzte, liegen die Verhältnisse nach Herausbildung eines von übermächtigen imperialistischer Zentren dominierten Weltmarktes anders. Deren ökonomische Vorherrschaft blockiert, verlangsamt und verhindert eine parallele Wiederholung in den unterentwickelten Ländern. Ist die, sich auch in unseren Gefilden mehr und mehr zum „stehenden Heer“ verfestigende, „industrielle Reservearmee“ an Arbeitslosen im Metropolenkapitalismus für dessen Funktionieren nötig, sind den ökonomischen Mechanismen des kapitalistischen Globalsystems heute Millionen und Abermillionen Menschen in den am schwächsten entwickelten Ländern zum größten Teil überflüssig oder nur bedingt verwertbar geworden. Mit allen darin eingeschriebenen gesellschaftlichen Folgen und sozialen Auswirkungen, nicht zuletzt für die Frauen jener Weltregionen.
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