Vor genau 150 Jahren, am 14. September 1867, erschienen die ersten Exemplare des 1.Bands des epochalen Werks „Das Kapital“ von Karl Marx.
In seiner Epoche machenden Arbeit, in welcher Marx nicht nur den Ausbeutungs- und Funktionszusammenhang des Kapitalismus wissenschaftlich freilegte, sondern zugleich die geschichtliche Vergänglichkeit der kapitalistischen Gesellschaftsformation nachwies und die Rolle der Arbeiterklasse als historischem Träger und Subjekt höher gestalteter gesellschaftlicher Verhältnisse nochmals vertieft begründete.
Fast auf den Tag genau 50 Jahre später fand in Russland die Oktoberrevolution statt, deren 100. Jahrestag wir demnächst feiern. Den federführenden Kräften des Roten Oktobers wiederum war Marxens Hauptwerk bestens vertraut. Denn dieses war bereits 1872 – seine erste Übersetzung in eine Fremdsprache überhaupt – in Russland erschienen. Der zaristische Zensor hatte es wegen seines Umfangs und seines offenbar als schwierig empfundenen Inhalts für „unbedenklich“ gehalten.
150 Jahre später liegt es in beinahe sämtliche Sprachen der Welt zum wohlfeilen Preis vor. Eben nicht zur Kapital-Vermehrung geschrieben sondern zu dessen Sturz, notierte schon Marx selbst: »Das Kapital wird mir nicht einmal so viel einbringen, als mich die Zigarren gekostet, die ich beim Schreiben geraucht«.
Mag uns ob des widersprüchlich-dialektischen Verlaufs der Geschichte heute auch ein konteroffensiver kapitalistischer Wind ins Gesicht wehen: An den unhintergehbaren Erkenntnissen des „Kapitals“ vermögen auch politische Konjunkturen nicht zu rütteln. Im Gegenteil. Ein nüchterner Blick auf die Verhältnisse, politische und globale Lage verdeutlicht nur die ungebrochene Aktualität und Bedeutung der im „Kapital“ niedergelegten Stufe menschlicher Erkenntnis.
Das zeigt sich selbst noch im Spiegel seiner Wirkungsgeschichte in der Zunft der Ökonomen und politischen Publizisten wie Kräften. Der Philosoph Alfred North Whitehead meinte einst zugespitzt, dass die Geschichte der Philosophie wesentlich aus Fußnoten zu Platon bestehe. Diese Sentenz aufgreifend, kann für die geistesgeschichtliche Lage des späten 19., des 20. und 21. Jahrhunderts pointiert werden, dass sie seit Erscheinen des „Kapitals“ bis heute im Wesentlichen aus Reaktionen auf und Fußnoten zu Marx beruht.
Zeit also, es breit wieder im Original in die Hand zu nehmen!