Zertrümmerte Bildungskarenz

Dem schwarz-rot-pinken Sparstift fällt bekanntlich auch die Bildungskarenz zum Opfer bzw. wird auf ein Rudiment ihrer bisherigen Form zusammengestrichen, zugerichtet und eingeengt. 

Das Tabularasa bei der Bildungskarenz trifft viele, die eine Babypause nutzen wollten, um sich Weiterzubilden oder diese Bildungszeit auch brauchten, um durch Fortbildung ein Ausbrennen zu verhindern. Die Rede davon, dass Frauen die Bildungskarenz „missbraucht“ hätten, obwohl es klare Regelungen und Vorgaben des AMS gab sowie viele sich damit für den Wiedereinstieg weiterqualifiziert hatten, ist eine zutiefst frauenfeindliche Erzählung.

Frauen, die aus der Eltern- in die Bildungskarenz wechselten, haben danach mehr gearbeitet und mehr verdient. In Zukunft wird es so sein, dass durch das Verbot dieser Weiterbildungsmaßnahme nach der Babypause ein bedeutender Teil der Frauen nach der Elternkarenz – zumindest vorübergehend – ganz aus dem Arbeitsmarkt ausscheidet. Der Beschluss der Regierung, eine geförderte Aus- oder Weiterbildung für Menschen nach der Babykarenz zu verhindern, ist diskriminierend.

Die zukünftig noch höheren Hürden bei der Bildungskarenz werden Menschen, die eine Auf- oder Umschulung in Angriff nehmen wollten oder aus gesundheitlichen Gründen müssen, nun stattdessen in den Langzeitkrankenstand oder in die Arbeitslosigkeit treiben. Diese massiven Verschlechterungen bedeuten: Diese Regierung drängt Frauen aus dem Arbeitsleben und Menschen in anstrengenden Berufen in den Krankenstand. Das ansonsten gepriesene hohe Gut des „Lebenslangen Lernens“ gilt offenbar in Zukunft nur mehr für jene, die es sich privat leisten können.

Die Abschaffung der bisherigen Bildungskarenz geschah überfallsartig. Bei den blau-schwarzen Plänen meinte der ÖGB noch „Sehr wahrscheinlich ist auch, dass es Übergangsfristen gibt“, bei der aktuellen Regierung ist davon nicht mehr die Rede. Viele Kolleg:innen, die geplant hatten mit dem Studien- und Ausbildungsjahr ab September 2025 eine Auf- oder Umschulung zu beginnen, stehen plötzlich vor dem bildungsmäßigen Nichts. Ob die Nachfolgeregelung überhaupt zum Tragen kommt, ist nicht klar – jedenfalls aber ist mindestens ein halbes Studienjahr damit verloren.

Die Bildungskarenz war ein wichtiges Instrument, „weil es das einzige ist, bei dem Arbeitnehmer:innen selbst entscheiden können, welche Weiterbildung für sie wichtig ist“ (ÖGB). Auch das wird in Zukunft nochmals massiv eingeschränkt: Arbeitgeber sollen (mit)bestimmen dürfen, welche Bildung für die jeweilige Kolleg:in bewilligt wird. Bildung und Qualifikationen werden damit grosso modo auf innerbetriebliche Weiterbildungsziele eingeengt werden bzw. im Wirtschafts- und Regierungsinteresse ggf. auf schlichte arbeitsmarktpolitische Lückenfüllerei (z.B. „Mangelberufe) begrenzt.Eine massive Hürde gerade für jene, die sich aus geringqualifizierten Jobs aufschulen möchten und das dann mit einem Berufs- und Arbeitgeberwechsel verbunden wäre. „Wichtig ist, dass Menschen sich nach wie vor selbstbestimmt weiterbilden können, weil Firmen das oft vernachlässigen“, so Silvia Hofbauer, Leiterin der Abteilung Arbeitsmarkt und Integration der AK Wien: Gerade für Frauen, die nach einer Elternkarenz wieder in den Beruf einsteigen, sind Weiterbildungen sinnvoll. Hierfür ist es aber unabdingbar sich auf die Füße zu stellen und die Auseinandersetzung mit der „Zuckerl“-Koalition und ihren Agenden aufzunehmen.

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