Diese, Shakespeares „Hamlet“ entstammende Redewendung zur seinerzeitigen Krise der humanistischen Vernunft, drängt sich einem angesichts des zurückliegenden Beschlusses des dänischen Parlaments der Abschaffung eines Feiertags zur Finanzierung höherer Militärausgaben, der Übernahme der politischen Agenden des Rechtspopulismus und des nunmehrigen Parlamentsbeschlusses das Pensionsantrittsalter auf 70 Jahre hinaufzuschrauben geradezu auf.
„Die Zeit ist aus den Fugen“, wie Shakespeare in seiner Tragödie zur seinerzeitigen epochalen Krise der Welt formulierte, und Hamlet – als Verkörperung des Renaissance-Humanisten – unfähig politisch einsichtig und entschlossen zu handeln. Das wiederum erinnert, wenn natürlich unter anderen Vorzeichen und Verhältnissen als in Shakespeares Stück aus dem Jahr 1600, fatal an eine gewisse heutige Linke.
Zwar stieß die Abschaffung des 1686 eingeführten, christlichen „Store Bededag“ zur weiteren Befeuerung der Aufrüstungsspirale im NATO-Gründungsland im Frühjahr 2023 auf die Kritik der Gewerkschaften und Kirche. Aber die Hochrüstungshysterie unter Dänemarks sozialdemokratischer Premierministerin Mette Frederiksen, bildete, wenn auch in Art und Weise eine ausnehmend absonderliche Groteske, freilich keinen Ausnahmefall. Die Sozialdemokratie ist heute vielmehr strikt auf uferlose Aufrüstung und Militarismus der Länder, der NATO und der Supermacht EU gebürstet.
Die Abschaffung eines Feiertages zur Finanzierung des NATO- und EU-Kampfes um die globale Vorherrschaft (zuletzt etwas verregnet durch Trumps territoriale Expansionsgelüste nach Grönland), markiert freilich das bisherige, ebenso sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem „i“ seitens der politischen Klasse der Schreibtisch-Feldwebel:innen.
Nun soll den Massen unter sozialdemokratischem Zepter noch einmal brachial der Pelz über die Ohren gezogen werden. Das Parlament in Kopenhagen verabschiedete letzten Donnerstag ein Gesetz zur schrittweisen Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre. Bis 2030 soll es zunächst auf 68 Jahre steigen, 2035 dann 69 Jahre betragen und mit 2040 auf 70 Jahre für alle seit 1971 geborenen Bürger des Königsreichs emporklimmen.
Da das geltende dänische Pensionssystem eine, auch in Österreich immer wieder ins Gespräch gebrachte, Pensionsautomatik beinhaltet, die das Pensionsantrittsalter entlang der steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung alle fünf Jahre automatisch erhöht, möchte Mette Frederiksen die nun auf den finalen Weg gebrachten Anhebung auf 70 Jahre (und damit das dann höchste Pensionsantrittsalter in Europa) sogar als ‚sozialpolitischen Meilenstein‘ verkaufen. Das ‚statistische Zentralamt‘ oder dänische ‚Salzamt‘ könnte (auf Boden seiner neoliberalen Programmierung) ja auch 75 oder 80 Jahre ausspucken. Na dann sei es, so Mette Frederiksens Chuzpe, doch besser mal mit 70 gesetzlich zwischengeschraubt. Das einstige Ziel, nach einem arbeitsreichen Leben zu Zeiten in Pension gehen und den Lebensabend begehen zu können, ist damit freilich eingemottet. Stattdessen heißt es, arbeiten, arbeiten, arbeiten bis es quietscht. Die Zeit ist in der Tat aus den Fugen und im Staate Dänemark – mit seiner vielfach beschworenen „Vorzeige-Sozialdemokratie 4.0“ – was gehörig faul.
Kamen der dänischen Sozialdemokratie die letzten Reste humanistischer Vernunft mit Übernahme rechtspopulistischer Agenden und eines neuen Bellizismus abhanden, so, um im Sprachfeld Shakespeares zu bleiben, nun im spektakulären Stil auch jene an wirtschafts- und sozialpolitischer Würde oder Vernunft.