Schaeffler dreht Werk in Berndorf zu

Mit der Werksschließung des Automobil- und Industriezulieferers Schaeffler, eines der 10 größten Unternehmen der Branche und führend auf dem Gebiet von Kugellagern und anderem, in Berndorf, platzte heute die nächste Kahlschlagbombe. Mit Beginn der Frühschicht gab das Unternehmen der Belegschaft und Öffentlichkeit überraschend bekannt, dicht zu machen.

Bereits Anfang November kündigte Schaeffler an, 4.700 Jobs in Europa zu streichen. Ein Monat davor hatte der Weltkonzern unter dem markigen Reklametitel „Stronger together“ noch den Antriebsspezialisten Vitesco Technologies geschluckt. Die „langfristige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit“, wie es aus der Konzernzentrale heißt, beinhaltet zu dieser Auffettung des Konzerns zugleich auch eine Abspeckung der Belegschaft, sprich: eine begleitende Arbeitsplatzvernichtung großen Stils.

Auch in Österreich, wo Schaeffler eben gerade die Schließung seines Werks in Berndorf mit Ende 2025 bekanntgab und den Standort nach mehr als 60 Jahren nun dicht macht. Damit werden in Niederösterreich auf einen Schlag schrittweise weitere 450 Beschäftigte auf die Straße gesetzt. Für den Werkssitz Berndorf-St. Veit bedeutet dies darüber hinaus den schlagartigen Verlust der Hälfte der Industriearbeitsplätze.

Am Umsatz und Gewinn des Weltkonzerns liegt es nicht. Zwar verzeichnet auch Schaeffler im dritten Quartal einen Umsatz- und Gewinnrückgang, meldete aber zuvor einen Umsatzzuwachs für 2024 und sieht sich nach Auskunft des Konzern-Vorstands in „einem herausfordernden Marktumfeld“ gut behauptend. Darin fügt sich ebenso nahtlos der Umstand ein, dass das „strukturelle Maßnahmen-“Paket, wie die Chefetage des Konzerns die Rationalisierung beschönigend nennt, auch die Niedriglohnstandorte in Kysuce (Slowakei) und Brasov (Rumänien) – die die Produktionskapazitäten (der bislang gefertigten Getriebe- und Radlager) von Berndorf übernehmen sollen – personell nicht ungeschoren lässt, sondern diesen im Gegenteil ebenfalls einen Personalabbau verordnet hat.

Die Großen der Auto- und Autozulieferbranche (wie auch Bosch, Continental, Mahle, ZF) nutzen die kriselnde Gemengenlage der Branche so vielmehr zur systematischen Rationalisierung und Standortbereinigung. Rund 290 Millionen jährlich sollen mit dieser Rosskur „eingespart“ werden. Die Kleineren – nicht zuletzt auch der weiteren österreichischen Industrie- und Autozulieferindustrie – geraten in diesem Stechen und Hauen sowie Abrutschen der europäischen Automobilbranche dagegen tendenziell unter die Räder.

Zeit, gewerkschaftlich endlich Zähne zu zeigen und konsequenter in den Ring zu steigen als bloß die Sozialplankarte zu ziehen.

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