Die Gegenwart gilt hinsichtlich des aufgeschatzen Reichtums der globalen Wirtschafts- und Finanzelite als geradezu historisch: Noch nie in der Geschichte gab es weltweit gesehen so wenige Menschen, die einen so großen Anteil des gesamten Reichtums auf sich vereinigten. Und die Charakteristik dieses Novums reflektiert sich ebenso in den allgemeinen Verteilungsverhältnissen der Länder des Spätkapitalismus.
Der alljährlich parallel zum Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlichte Oxfam-Bericht (zur weltweiten Ungleichheit) zählt mittlerweile 2.769 Milliardäre und Milliardärinnen (204 mehr als letztes Jahr), mit einem zum Vorjahr um sage und schreibe zwei Billionen Dollar (und damit dreimal schneller als im Jahr zuvor) angewachsenem Vermögen von kaum vorstellbaren 15 Billionen US-Dollar. Und aufgrund dieses monströsen, immer schnelleren Anwachsens des Superreichtums, prognostiziert der Bericht innerhalb des nächsten Jahrzehnts sogar das Entstehen einer ganz neuen Kategorie: nämlich der der ersten Dollar-Billionäre.
War mit dem Filmmusical von 1956 einst der Begriff „Die oberen Zehntausend“ (im englischen Original: „High Society“) zu einem Synonym der Reichtumskonzentration geworden, ist heute zweifellos zu konstatieren, dass die wahre globale Reichtumsaufschatzung der obersten 0,00000…1 Prozent selbst diesem Filmtitel spottet.
Nun ist es dem kapitalistischen System eingeschrieben, ungeheure Einkommens- und Vermögenskonzentrationen zu schaffen und tendenziell zu verschärfen. Der mittlerweile erreichte Konzentrationsgrad übertrifft die herkömmlichen Vorstellungen jedoch in geradezu atemberaubender Weise. Insbesondere was das oberste Segment des Superreichtums betrifft. Global wie in den Ländern des Spätkapitalismus
Dass am Tag der Veröffentlichung des Oxfam-Berichts gleichzeitig der Wiedereinzug des erratischen Immobilienmoguls Donald Trump ins Weiße Haus zelebriert wurde, untermalt von Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg an der Seite seiner Familie, wiederum, beleuchtet die in Rede stehende Lage nochmals geradezu symbolhaft. Ebenso wie der blau-schwarze Koalitions-Nenner der willigen Vollstrecker der Banken, Konzerne und des Vermögensadels hierzulande.
Was letzteres betriff, hat das „Momentum Institut“ eine vielsagende Überschlagsrechnung aufgemacht. Würde die von Oxfam geforderte Vermögenssteuer alleine nur auf die größten 10 Milliardenvermögen in Österreich eingehoben (also von Porsche/Piëch, über Mark Mateschitz bis Fam. Swarovski), würde sich daraus ein Steuerbeitrag von 5,5 Mrd. Euro ergeben. Anstatt diesen Superreichtum aber steuerpolitisch heranzuziehen oder auch nur partiell an den Aufwendungen und Zukunftsperspektiven zu beteiligen, haben sich die heimischen Wirtschaftsvertreter, „Volkskanzler“ Kickl und seine blaue Entourage sowie das abgehalfterte Polit-Personal der ÖVP direkthin gegen Vermögenssteuern verschworen und demgegenüber ein Sparpaket von 6,4 Mrd. Euro auf Kosten der Bevölkerung geschnürt.
Ob und inwieweit sie sich damit durchsetzen, wird sich letztlich an den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen und am realen Widerstand den wir ihnen entgegensetzen entscheiden. Und in diesem Konflikt ist Marxens Wort und Einsicht heute mindestens so fundamental wie ehedem: Armut und Reichtum drücken eine bloß abstrakte Beziehung aus, sofern nicht die sozialen Kräfte herausgestellt werden, die ihrem Verhältnis in der Realität zugrunde liegen. Denn „der Gegensatz“ von Arm und Reich „ist ein noch indifferenter, nicht in seiner tätigen Beziehung, seinem inneren Verhältnis, noch nicht als Widerspruch gefaßter Gegensatz, solange er nicht als der Gegensatz der Arbeit und des Kapitals begriffen wird“ und im Klassenkampf entsprechend ausgetragen wird.