8. März: Heraus zum Internationalen Frauentag!

Seit dem Frühjahr 1911 gehen Frauen am Internationalen Frauentag auf die Straße. Auf Antrag der großen Clara Zetkin beschloss die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz am 27. August 1910 einstimmig den weltweiten Internationalen Frauentag als Kampftag für die „ganze Frauenfrage“ (wie es auf der Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 hieß).

Darum: Heraus zum 8. März!

Wien: 13.00 Demo, Treffpunkt: Sigmund-Freud-Park  (Votivpark)

Linz: 15:00 Demo, Treffpunkt: Musiktheater

Innsbruck: 17:00 Demo, Treffpunkt: Goldenes Dachl

Zunächst noch nicht zu einem einheitlichen Datum begangen, fasste dann die II. Internationale Konferenz der Kommunistinnen unter Leitung Zetkins 1921 den Beschluss, dass der Internationale Frauentag künftig einheitlich in der ganzen Welt am 8. März stattfinden sollte. Das Datum wurde in Erinnerung an die kämpfenden Textilarbeiterinnen St. Petersburgs 1917 gewählt, die unter der Losung „Frieden und Brot“ gegen den Zarismus streikten und damit maßgeblich zum Ausbruch der russischen Februarrevolution beitrugen. Und unterstreicht den Internationalen Frauentag damit gleichzeitig in der Tradition proletarischer Frauenkämpfe liegend.

Schon am ersten Internationalen Frauentag 1911 gingen (am 19. März) zusammen Millionen Frauen in den USA, in Deutschland, der Schweiz, in Dänemark und Österreich auf die Straße. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs gesellten sich Frauentagsdemonstrationen in Frankreich, Holland, Schweden, Russland und Böhmen hinzu. Der 19. März für 1911 war in Erinnerung an das mutige Engagement der Frauen der Pariser Commune 1871 (sowie im Gedenken an die Gefallenen der 1848er Revolution) als Datum gewählt worden.

Seine ursprüngliche Idee bzw. darauffolgende unmittelbare Anregung wiederum, verweist auf Streiks der US-Tabak- und Textilarbeiterinnen 1908 in Manhattan und der Hemdennäherinnen 1909 in derselben Stadt sowie die sozialistische Partei der USA zurück. Die bis heute ebenfalls zirkulierende Annahme, die Demonstrationen von New Yorker Arbeiterinnen 1857 gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen hätten die Initialzündung gegeben, ist durch die intensivere Forschung zur Geschichte des Frauentags jedoch vom Tisch. „Die unmittelbare Anregung“, so Florence Hervé, „ist offenbar 1908 von einem Beschluss der US-amerikanischen Sozialisten ausgegangen, ‚am letzten Februarsonntag große Propaganda für das Frauenwahlrecht und die Idee des Sozialismus zu veranstalten…‘. Die entsprechenden Aktionen im Februar 1909 wurden zu einem Erfolg für die politische Frauenarbeit und die Stimmrechtsbewegung in den USA. Die sozialistische Partei beschloss, das Projekt fortzuführen.“ Der US-Frauentag 1910 wurde dann bereits zu einem in der internationalen Arbeiter:innenbewegung breit beachteten Erfolg und zum entscheidenden Impuls des Kopenhagener Beschlusses des weltweiten Frauentags.

Seine Geschichte in der Zeit des Ersten Weltkriegs, der Zwischenkriegszeit sowie des Faschismus und dem Zweiten Weltkrieg zu rekapitulieren, sprengte natürlich den vorliegenden Rahmen.

Nach dem Sieg über den Faschismus und dem beginnenden Kalten Krieg jedenfalls begingen die europäischen Sozialdemokratinnen unter Kaltem-Kriegs-Motto den Frauentag wieder getrennt von den Kommunistinnen – im April, Mai oder Juni. Auch in Österreich. Bis in die 1970er Jahre haben auch die SP-Frauen ihren Frauentag Anfang April und nicht am 8. März begangen.

Erst im Zuge der sich entwickelnden neuen Frauenbewegung und gemeinsamer Demonstrationen – flankiert um den UN-Beschluss von 1977, den 8. März als Internationalen Frauentag anzuerkennen – nahmen die SP-Frauen schließlich Abstand von ihrem gesonderten Frauentagsdatum und schlossen sich dem 8. März an.

Nachdem sich 1978 auch die Sozialistische Fraueninternationale der UN-Datierung in historischer Tradition des Frauentags anschloss, wird der Internationale Frauentag (wieder) einheitlich am 8. März begangen.

Während Kommunistinnen und die autonome Frauenbewegung zu diesem bis heute jedes Jahr auf die Straße gehen, fanden sozialdemokratischerseits vielfach schon im Verlauf des Nachkriegskapitalismus vielerorts keine Veranstaltungen mehr statt und sind (und dies immerhin nach einer Johann Dohnal) SP-Teilnehmerinnen heute überhaupt rar gesät (sieht man von den Jugendorganisationen ab). Dabei waren in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Losungen „Brot und Rosen“ (zurückgehend auf den großen Textilarbeiterinnenstreik in Lawrence in den USA) sowie „Brot und Frieden“ noch durchaus lebendige Gehalte auch auf der Straße. So etwa gingen die SP-Frauen in Wien 1948 noch unter dem Motto „Frauen zweier Weltkriege – kämpft um den Weltfrieden“ auf die Straße und wurde der 8. März von der UN-Generalversammlung nicht bloß zufällig zum Tag für die Rechte der Frauen und den Weltfrieden erklärt. Für heutige rosa Bellizistinnen und Bellizisten an der Spitze der Sozialdemokratie bestenfalls, wenn überhaupt noch, bloße historische Reminiszenzen.

Für die kämpferischen Strömungen der kommunistischen und autonomen Frauenbewegung sowie eine Vielzahl neuerer Akteur:innen ist der 8. März indes nach wie vor der Internationale Tag des Kampfes für Gleichberechtigung, gegen arbeitsweltliche, gesellschaftliche, politische und familiäre Benachteiligung, gegen die patriarchal geprägten Klassenverhältnisse, Ausbeutung, Entrechtung und Gewalt, sowie gegen Krieg.

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