KV-Abschluss Chemieindustrie: Und abermals im Liegen noch umgefallen!

Während die vorjährigen Lohnverhandlungen in der Chemieindustrie weithin hinter verschlossenen Türen stattfanden, wurden sie heuer wieder von einer Betriebsrätekonferenz flankiert. Allerdings einzig, um sich die „sozialpartner“schaftliche Zahnlosigkeit der Chef-Verhandler sanktionieren zu lassen.Chemie_klein

Nachdem sich der Nebelschleier um die angeblich „größte Steuerreform aller Zeiten“ auch für die Arbeitenden mehr und mehr lichtete, hätte es gegolten, die verabsäumte Umverteilung der so gut wie völlig ungeschoren davongekommenen Konzerne und des Reichtums im Land endlich auch via einer neuen Primärverteilung über entsprechende Lohnabschlüsse in Angriff zu nehmen. Nach Jahren des Reallohnverlusts und mauer Abschlüsse im Land wären endlich kräftige Lohnabschlüsse durchzusetzen und eine Wende in den KV-Runden einzuläuten gewesen!
Und solches wäre gerade in der Chemieindustrie auch mit Blick auf deren unterbezahltes Industrielohnniveau wie ihrer Entwicklung, ihres ungebrochenen Branchenbooms und ihrer prognostizierten Wachstumsperspektiven mehr als geboten gewesen.
Anstatt dessen hat die Gewerkschaftsspitze jedoch in gut (sprich: übler) „sozialpartner“schaftlicher Manier –  ohne die Auseinandersetzung auch nur aufzunehmen, geschweige denn auszutragen –  mit mageren 1,75% auf die IST-Löhne/Gehälter und gerade einmal einen Pappenstiel höheren 1,95% auf die kollektivvertraglichen Mindestlöhne und Mindestgrundgehälter, sowie Schicht- und Nachtzulagen abgeschlossen. Der im Auge gestandene Aktionstag, um ihren Forderungen unter Einbindung und Mobilisierung der Beschäftigten Nachdruck zu verleihen, wurde so noch vor dessen Anlaufen gleich wieder im Orcus versenkt.
Und das in einer Branche, deren Kassen klingeln und für welche der Sturzflug des Ölpreises eine weitaus bedeutsamere Rolle spielt, wie kräftigere Löhne und Gehälter.
Darüber vermag auch die erzielte Anrechnung von Karenzzeiten auf die Vorrückung im Ausmaß von 22 Monaten und die zusätzlichen freien Tage nicht hinwegzutäuschen.
Zumal mit dem Verhandlungsergebnis die sich allseits als Boomerang erwiesen habenden KV-Doppelabschlüsse nunmehr auch in der Chemieindustrie Einzug halten. Während andere Branchen nach leidvollen Erfahrungen mit dieser gewerkschaftspolitischen Unsitte heute wieder danach trachten, derartige Abschlüsse über zwei Jahre zu meiden, verkünden die Gewerkschaftsspitzen der Chemieindustrie die bereits mitpaktierte Schmalspuranhebung der IST-Löhne/-Gehälter ab 1. Mai 2016 um 0,45% auf den Verpraucherpreisindex und der Mindestlöhne und Mindestgrundgehälter um 0,5% allen Ernstes als Erfolg.
Mit der Selbstzufriedenheit einer schief gestrickten Steuerreform im Rücken, erweist sich diese augenscheinlichst nun auch noch als Alibi für eine nochmals katastrophalere KV-Runde.

Eine konsequente, offensive und kämpferische Gewerkschaftspolitik im Interesse der Arbeitenden sieht wahrlich anders aus!

Foto: Clam/Pixelio.de

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